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Warum gibt es alles und nicht nichts? - Precht, R: Warum gibt es alles und nicht nichts?

Warum gibt es alles und nicht nichts? - Precht, R: Warum gibt es alles und nicht nichts?

Titel: Warum gibt es alles und nicht nichts? - Precht, R: Warum gibt es alles und nicht nichts? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard David Precht
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Alter sind wir wie die Kapuzineraffen. Wir merken, wenn uns jemand ungerecht behandelt. Aber was fair ist, das lernen wir erst danach. Im Kindergarten und in der Schule lernen wir, dass das, was wir unfair fi nden , von anderen Kindern bei sich auch als unfair empfunden wird. Und erst dann, wenn wir das kapieren, lernen wir faires Verhalten. Manches lernen wir auch später noch dazu. Aber nicht alle Menschen werden später ganz fair und gerecht. Menschen, die genauso sensibel und fair gegenüber anderen sind wie zu sich selbst, sind auch als Erwachsene vermutlich überall in der Welt sehr selten.
    Unsere nächste philosophische Einsicht lautet:
    Menschen haben ein angeborenes Gefühl für das, was sie sich selbst gegenüber unfair finden. Aber erst später lernen sie, dass andere Menschen genauso behandelt werden wollen wie sie selbst – falls sie es denn überhaupt richtig lernen.
    Dass Menschen in der Lage sind, fair zu sein, ist sehr schön. Aber sollen wir eigentlich nur gegenüber Menschen fair sein? Müssen wir nicht auch versuchen, gegenüber anderen Lebewesen fair zu sein – zum Beispiel gegenüber Tieren?
    = Darf man Tiere essen?

Vor Konnopkes Würstchenbude

    Darf man Tiere essen?
    Wer erfand die Currywurst? Eine schwierige Frage. Die einen meinen, die Wurstverkäuferin Lena Brücker hätte sie erfunden – in Hamburg. Die anderen meinen, Herta Heuwer sei die Erfinderin – in Berlin. Fest steht nur, wer die erste Imbissbude führte, die in Ost-Berlin Currywurst verkaufte. Das waren Max Konnopke und seine Frau Charlotte. Im Jahr 1960 erfanden sie ihre Ostberliner Currywurst nach eigenem Rezept. Zuvor hatten sie als junge Leute Wurst in einem Bauchladen angeboten und sich nachts als » Wurstmaxe« an die Straße gestellt. Denn Wurst in einem Bauchladen zu verkaufen, war tagsüber verboten. Im Krieg, als es kaum Fleisch gab, hatten sie Kartoffelpuffer gebacken. Nach dem Krieg leisteten sich die Konnopkes einen Wurstwagen unter den S-Bahngleisen an der Ecke Schönhauser Allee und Danziger Straße. Ihr Sohn Günter, der eine Stelle bei einem Fleischer in West-Berlin antrat, entdeckte dort etwas, was man im Osten der Stadt noch nicht kannte: die Currywurst! Und so kam es, dass Konnopkes die Ostberliner Currywurst nach streng gehütetem Familienrezept herstellten. Im Osten der Stadt wurde die Würstchenbude zur Attraktion. Und Waltraud, Günters Tochter, war so etwas wie die » Mutter der Kompanie« am Prenzlauer Berg. Bis zu ihrem Tod 2009 stand die alte Dame in der Bude und verkaufte die berühmte Currywurst.
    Nach dem Spielen auf dem Bauspielplatz ist Oskar jetzt richtig hungrig. Und so steuern wir die Schönhauser Allee an und leisten uns eine Wurst. Heißhungrig stehen wir am Imbissstand und vertilgen unser Essen. Doch auch hierzu kann man eine philosophische Frage stellen. Ist das eigentlich richtig, was wir hier tun? Wurst essen? Ist Wurst nicht aus Schweinefleisch gemacht? Und sollten einem die armen Schweine nicht leidtun? Wie wäre es dazu mit einer kleinen Geschichte …?
    Stell dir vor, eines Tages landen fremde Wesen aus dem All auf unserem Planeten. Wesen wie in dem Hollywood-Spielfilm Independence Day. Sie sind unglaublich intelligent und dem Menschen weit überlegen. Doch dieses Mal steht kein todesmutiger Präsident im Kampfflugzeug zur Verfügung. Und auch kein verkanntes Genie legt die außerirdischen Computer mit irdischen Viren lahm. Stattdessen haben die Aliens die Menschheit in kürzester Zeit besiegt und eingesperrt. Eine beispiellose Terrorherrschaft beginnt. Die Außerirdischen benutzen die Menschen zu medizinischen Versuchen, fertigen Schuhe, Autositze und Lampenschirme aus ihrer Haut, verwerten ihre Haare, Knochen und Zähne. Außerdem essen sie die Menschen auf, besonders die Kinder und Babys. Sie schmecken ihnen am besten, denn sie sind so weich, und ihr Fleisch ist so zart.
    Ein Mensch, den sie gerade aus dem Kerker holen, um ihn zu schlachten und Wurst aus ihm zu machen, schreit die fremden Wesen an:
    » Wie könnt ihr so etwas tun? Seht ihr nicht, dass wir Gefühle haben, dass ihr uns weh tut? Wie könnt ihr uns unsere Kinder wegnehmen, um sie zu töten und zu essen? Seht ihr nicht, wie wir leiden? Merkt ihr denn gar nicht, wie unvorstellbar grausam und barbarisch ihr seid? Habt ihr denn überhaupt kein Mitleid?«
    Die Außerirdischen nicken.
    » Ja, ja«, sagt einer von ihnen. » Es mag schon sein, dass wir ein bisschen grausam sind. Aber seht ihr«, fährt er fort, » wir

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