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Warum ich kein Christ bin: Bericht und Argumentation (German Edition)

Warum ich kein Christ bin: Bericht und Argumentation (German Edition)

Titel: Warum ich kein Christ bin: Bericht und Argumentation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Flasch
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als Gott in eigener Vollmacht aus dem Grab hervor. Paulus hat ihn niemals ‹Gott› genannt.

    2) Die Berichte der Evangelien über die Erscheinungen des Auferstandenen machen widersprüchliche Ortsangaben: Markus  16,7 verlegt die Erscheinungen nach Galiläa. Nach Matthäus  28,7 fordert der Engel die Frauen auf, den Jüngern zu sagen, sie sollten nach Galiläa nachkommen; Lukas  24 weiß nichts davon, daß die Jünger nach der Kreuzigung nach Galiläa geflohen seien; er läßt sie in Jerusalem bleiben.

    3) Die Quellen enthalten dezidierte Angaben über die Reihenfolge der Grabbesuche und die Art der Erscheinungen des Auferstandenen:
    Markus spricht von drei Frauen, die ans leere Grab gingen und so verwirrt oder eingeschüchtert waren, daß sie niemandem etwas sagten . Matthäus korrigiert Markus; er redet von zwei Frauen und läßt sie mit großer Freude zurückkommen und den Jüngern berichten. Vielleicht nahm er an, männliche Zeugen böten höhere Gewißheit.
    Lukas (24,10) ist ungenau in der Zahlangabe. Er nennt drei Frauen mit Namen und eine unbestimmte Anzahl weiterer Personen. Er macht aus dem einen Engel deren z wei . Johannes läßt es nur eine Frau sein; sie läuft rasch zurück zu Petrus und zu dem Jünger, ‹den Jesus liebte›, womit Johannes selbst einer der beiden Ersten ist. Wenn Petrus und Johannes sich vom leeren Grab überzeugt haben, hängt die wichtige Osterbotschaft nicht an ‹Weibern›, die als weniger verläßlich galten. Hier kommt der fast juristische Begriff des ‹Zeugen› und des ‹Bezeugens› ins Spiel ( 1 Kor  15,15).

    4) Keiner der Evangelienberichte über die Erscheinungen des Auferstandenen stimmt mit der wohl ältesten Erzählung überein, mit Paulus’ 1 Korinther  15,3–11, der genau sein will und sagt:
    Christus ist erweckt worden am dritten Tag gemäß der Schrift (waren es wirklich drei Tage: Vom Freitagnachmittag bis zum frühen Sonntagmorgen oder wird eine Weissagung bestätigt?). Paulus zufolge erschien der Auferstandene zuerst dem Petrus,
dann den Zwölfen, (wieso zwölf? Judas war tot),
dann über fünfhundert Menschen auf einmal,
dann dem Jakobus,
dann allen Aposteln, zuletzt Paulus.
    Paulus schreibt nichts von den Frauen, die zum Grab gingen und Jesus dort sahen; er sagt nichts vom leeren Grab. Der genaue Ausdruck, den Paulus gebraucht, um die Jesuserscheinung zu beschreiben, lautet: er gab sich zu sehen, er ließ sich sehen, er zeigte sich, er wurde gesehen, ôphtê, 1 Korinther  15,5. Paulus sagt kein Wort vom Körper des Auferstandenen. Sein Leib, sollen wir annehmen, sei ein Leib der Herrlichkeit, wie ihn später die Auferstandenen haben werden. Es ist ein ‹geistlicher Leib›, was immer das sein soll. Christus, wie er ‹dem Fleische nach› war, interessiert Paulus nicht, 2 Korinther 5 ,16. Paulus sagt nie, er habe den Leib Jesu gesehen, wie er vor der Auferstehung war. Er legt nahe, Jesuserscheinungen, die vor ihm stattgefunden haben, seien ähnlich immateriell gewesen wie die seine. Es waren – muß man annehmen – Visionen, Lichterscheinungen.

    5) Genau diesen Eindruck bestreiten die späteren Berichte bei Matthäus, Lukas und Johannes. Als reichten Visionen für ein Bestätigungswunder nicht aus. Die Vorstellung körperlicher Wiederkehr Verstorbener war in der jüdischen Welt verbreitet. Das berichten auch die Evangelien: Die Jünger erzählten Jesus, wofür die Leute ihn halten: Sie sagen, er sei wohl der zurückgekehrte Täufer Johannes, vielleicht auch Elias oder sonst ein Prophet. Gemeint war körperliche Wiederherstellung, mit der längst Verstorbene wieder eine Weile auf der Erde leben konnten. Gegen die nur visionäre Vorstellung von Jesu Rückkehr richtet sich, daß der Petrus der Apostelgeschichte (10,41) erzählt: Wir haben nach seiner Auferstehung mit ihm gegessen und getrunken.

    6) Im Johannesevangelium tritt der Auferstandene durch verschlossene Türen wie ein Geist, läßt sich aber betasten, damit Thomas seinen Zweifel loswird. Die Jünger, mit dem Gedanken vertraut, daß Verstorbene zurückkehren können, hatten auch Zweifel. Sie waren nicht Sklaven ihres antiken ‹Weltbilds›, sondern sie wollten es genau wissen und möglichst ihre Hand in seine Seitenwunde legen. Diesem Bedürfnis entsprechen die Erzählungen zunehmend.
    Das Johannesevangelium wirft noch mehr Fragen auf. Es macht keine Unterscheidung zwischen Auferstehung, Himmelfahrt und Geistsendung. Es hinterläßt den Eindruck, Ostern, Himmelfahrt

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