Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Warum ich kein Christ bin: Bericht und Argumentation (German Edition)

Warum ich kein Christ bin: Bericht und Argumentation (German Edition)

Titel: Warum ich kein Christ bin: Bericht und Argumentation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Flasch
Vom Netzwerk:
und Pfingsten fielen zusammen. Es weiß nichts von einem vierzigtägigen erneuten Erdenaufenthalt im wiederhergestellten Leib. Es endet mit Jesu Zuruf, selig seien die, die keine Wunder sehen und doch glauben (20,29). Hier beginnt die christliche Relativierung des Wunders. Der Lieblingsjünger glaubt, auch ohne den Auferstandenen gesehen zu haben. Der Apostel Thomas sinkt ins Knie und ruft: «Mein Herr und mein Gott!»

    7) Nach dem alten, authentischen Markus schluß 16,8 sagen die erschreckten Frauen, wie erwähnt, nichts vom leeren Grab. Sie erfüllen den Auftrag des Engels nicht. Matthäus  28,8 und Lukas  24,10 behaupten das Gegenteil. Wenn die Frauen schwiegen, mißachteten sie den Ausrichteauftrag des Engels. Das Motiv ihres Schweigens sei die Furcht gewesen. Mit ihrer freudigen Nachricht brauchten sie die Jünger nicht zu fürchten. Vielleicht waren sie vor Schreck perplex, also schlechte Zeugen. Der Notiz in Markus  16,8 läßt sich wohl entnehmen, daß in den ersten Jahren nach der Auferstehung in Jerusalem niemand außer den genannten Frauen, auch Jesu Jünger nicht, etwas vom leeren Grab wußte. Auch Paulus redet nicht davon. Dabei waren die Hinrichtung eines Aufrührers und das leere Grab am Paschafest ein spektakuläres Ereignis. Sind die Grabeserzählungen erst später aufgekommen? Vielleicht nicht schon unter Judenchristen, die an Rückkehrvorstellungen und Auferstehungen gewohnt waren, sondern um kritisch fragende Griechen mit massiven Augenzeugenberichten zu überzeugen? Dann hätten wir zwei Entwicklungsstadien des Auferstehungsglaubens: Zuerst die Visionen des verklärten Jesus mit einem ‹geistlichen Leib›; später folgten die ‹realistischen› Erzählungen vom leeren Grab bis zu Berichten von einem wiederbelebten Leib, der ißt und trinkt. Also in der Kirchensprache: Eine leibliche Auferstehung.
    Die Berichte der Evangelien behalten etwas vom visionären Bild: Jesus läßt sich nicht berühren, tritt durch verschlossene Türen, ist schon der Erhöhte. Aber sie gehen zunehmend zum Handfesten über; als wollten sie den Einwand widerlegen, die Jünger hätten nur einen ‹Geist› gesehen.
    ‹Auferstehung› war demnach erstens das Erscheinen, das Sich-Zeigen eines vergeistigten Leibes, der zu Gott hinübergegangen ist und den gewöhnliche Augen nicht sehen, aber zweitens die Rückkehr eines wiederhergestellten Leibes ins irdische Leben. In diesem Fall war zu erklären, wieso Jesus nicht geblieben ist. Dazu erzählt die späte Apostelgeschichte ein weiteres Wunder in der sichtbaren Welt. Sie fügt im ersten Kapitel die Himmelfahrt nach symbolischen 40 Tagen hinzu. Jesu Leib kehrt auf Wolken zum himmlischen Vater zurück und verspricht die Sendung des Geistes.

    8) Nach Lukas  23,43 sagt Jesus zum Schächer: «Heute noch wirst du bei mir im Paradies sein». Wußte Jesus in diesem Moment noch nichts von seinem längeren Erdenaufenthalt bis zur Himmelfahrt? Der Satz setzt die Einheit von Auferstehung und Himmelfahrt voraus.

    9) Nach Markus  16,1 gehen die drei Frauen zum Grab, um den bereits Bestatteten und Umwickelten zu salben. Wollen sie ihn noch einmal salben? Vielleicht sind sie am Begräbnistag nicht mehr dazugekommen. Sie gehen, obwohl sie wissen, daß sie den schweren Stein nicht wegwälzen könnten.

    10.) Nach Matthäus  28,2 sehen die zwei (bei Markus : drei, bei Lukas drei plus Begleitern, bei Johannes nur Maria Magdalena) Frauen, wie der Engel unter mächtigem Donner den Stein wegwälzt. Oder kommen sie erst danach und der Engel sitzt schon auf dem Stein? Die Einzelheiten nehmen mit der Zeit zu, aber manche Einzelheit wird auch getilgt; so läßt Matthäus weg, daß die Frauen den bereits Bestatteten salben wollen. Vielleicht hielt er den Gang der Frauen zum Grab für sinnlos, wenn der Stein versiegelt war und eine Wache davorstand, Matthäus  27,66. Dann hätte er den Widerspruch bemerkt. Dafür erzählt er über Markus hinaus, daß die Frauen beim Weggang vom Grab Jesus sehen und seine Füße umfassen. Das wehrt Jesus nach Johannes  20,17 der Maria Magdalena ab, die ihn am Grab sieht; dem zweifelnden Thomas gestattet er es.
    Noch ein Wort zum Anwachsen des Erzählstoffs bei Matthäus: Nach 28,25 war unter den ‹Juden› die Ansicht verbreitet, die Jünger hätten den Leichnam gestohlen. Darauf antwortet die Erzählung, der Hohe Rat habe das Grab versiegelt und eine Wache angeordnet. Damit war Diebstahl ausgeschlossen. Aber das war zur Absicherung noch nicht

Weitere Kostenlose Bücher