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Warum ich kein Christ bin: Bericht und Argumentation (German Edition)

Warum ich kein Christ bin: Bericht und Argumentation (German Edition)

Titel: Warum ich kein Christ bin: Bericht und Argumentation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Flasch
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gut; er tobte nicht; er bereute nichts. Er strahlte das Sein aus wie die Sonne das Licht. Ganz anders baute Jahweh seine Welt. Darüber unterrichtet das Buch Genesis .
    Es heißt auch: Das Erste Buch Mosis , aber es stammt nicht oder gewiß nicht ganz von Moses, wie schon Richard Simon kurz vor 1700 entdeckte. Der historische Moses steht im Ruf, die Israeliten aus Ägypten ins Gelobte Land oder doch nahe daran geführt zu haben, aber der Autor der fünf Bücher Mosis spricht von den Bewohnern Kanaans, als lebten sie schon längst nicht mehr im Land; an manchen Stellen schaut er auf den Einzug Israels und die Ausrottung der Kanaer als auf ein lange zurückliegendes Ereignis zurück; im fünften Buch Mosis (34) erzählt er seinen Tod.
    Die Genesis ist zusammengesetzt aus verschieden überlieferten Erzählungen, die aufeinander keine Rücksicht nehmen und sich auch widersprechen:
    Die Erschaffung der Welt wird zweimal erzählt. Im ersten Kapitel entsteht die Welt aus einem Urmeer, nach dem zweiten Kapitel war die Erde ursprünglich trocken.
    Kain bleibt, nachdem er seinen Bruder erschlagen hat, allein auf der Welt zurück; aber die Erzählung läßt ihn Blutrache fürchten, heiraten und sogar eine Stadt gründen. Die Erzählungen sind nur notdürftig koordiniert.
    Der Bundesschluß Gottes mit Abraham wird zweimal erzählt ( Gen . 15 und 17), ebenso eine Reihe anderer Ereignisse.
    Die Genesis erzählt Dinge, die offenbar falsch und schlicht unmöglich sind:
Sie läßt Pflanzen wachsen, bevor die Sonne da war.
Schlangen sprechen.
Baumfrüchte verschaffen Wissen.
Ein Mensch wird 969 Jahre alt.
Der Auszug Israels aus Ägypten, sagt sie, habe im Jahr 2666 nach der Erschaffung der Welt stattgefunden. Die Geschichte Ägyptens ist nachweisbar älter.
    Die Lektüre der Genesis regt an, noch einmal über den Gott der Philosophen nachzudenken. Er gilt als blaß und, wie man roherweise gesagt hat, ‹blutlos›. Seine Begründung der Welt bestand darin, daß er Sein ausstrahlte wie die Sonne das Licht. Er verströmte Sein, indem er alle Wesen anregte, aktiv, je nach ihrer Art, an seiner Fülle teilzunehmen. Er machte sich nicht die Hände am Urschlamm schmutzig. Er war für alles und für alle da. Er band sich nicht ausschließend an ein kleines Volk. Er war nicht erpicht darauf, Blut zu sehen. Er selektierte nicht. Niemals hätte er sagen können, daß er Jakob liebt und Esau haßt. Er teilte sich mit in neidloser Güte und blieb dabei; er bereute nicht, daß er gut war. Seine Macht bestand darin, nie zerstören zu können, was er begründet hatte. Er war nicht eifersüchtig, nicht exklusiv. Er drohte nicht. Er schwor nicht Rache. Er kannte keinen Zorn. Auf deutsch und grob: Er war besser als der Gott des Buches Genesis.
    Dieses Buch kennt den Anfang der Welt, aber informiert nicht über den Anfang des Gottesglaubens. Dazu ist das Alte Testament nicht alt genug. Die Genesis gab es in ihrer heutigen Form etwa seit 500 v.Chr.; ihre ersten schriftlich fixierten Teile dürften im 9. oder im 8. Jahrhundert geschrieben sein (ich drücke mich vorsichtig aus; die Chronologie ist schwer zu erforschen), dabei handelte es sich um die Sammlung und Niederschrift alter Erzählungen, die schwer zu datieren sind und die alle nicht von Moses stammen. Es war üblich, vorhandene Texte mit einem großen Namen zu versehen. So schrieb man alle Psalmen David zu, dem Moses das Konvolut alter Erzählungen über Weltanfang und Urväter.
    Solange die babylonische und die ägyptische Kultur noch nicht erforscht und deren Sprachen nicht übersetzt waren, suchte man Belehrung über den ersten Anfang von Kultur und Religion in der Genesis . Aber Israel ist spät in den Kreis der orientalischen Völker getreten; die Anfänge von Kult und Kultur sind bei Naturvölkern zu suchen, dann in Babylon und Ägypten. Die Genesis ist für diese Fragen zu jung. Und sie zensiert theologisch die sich noch blaß andeutenden Anfangsstadien einer Religion, die sich an Bäume, Quellen und große Steine hielt. Aber sie gibt Hinweise, wie verschieden Gott auf verschiedenen Stufen gedacht worden ist. Sie belegt Entwicklungsstadien Gottes:
    Er bildet mit eigenen Händen Adam und die Tiere. Am Anfang geht der Herr vertraut mit den ersten Menschen um. Er hat sie durch Anhauchen mit seinem Atem belebt; er hat sie in seinen Garten, das Paradies, versetzt, in dem er bei angenehmem Abendwind spazieren geht. Er bietet Adam zunächst die Tiere an, aus ihnen einen Lebensgefährten zu

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