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Warum ich kein Christ bin: Bericht und Argumentation (German Edition)

Warum ich kein Christ bin: Bericht und Argumentation (German Edition)

Titel: Warum ich kein Christ bin: Bericht und Argumentation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Flasch
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wählen. Da sein Versuch mißlingt, bastelt er Eva aus der Rippe Adams. Aber er straft auch, und er braust auf. Er ist gutmütig, aber nicht kohärent. Schließlich tut es ihm leid, die Menschen geschaffen zu haben. Er ersäuft sie in der Sintflut, nur Noah kommt davon; Gott, liebevoll besorgt um einzelne Schützlinge, verschließt mit eigener Hand die Arche von außen. Beim Turmbau zu Babel redet er, als sei er seiner Oberherrschaft nicht sicher und als fürchte er die wachsende Macht der Menschen.
    Später wirkt er vom Himmel her, aus größerem Abstand. Er kommt nicht mehr selbst, seine Stimme genügt. Er spricht in Träumen, zuletzt schickt er Boten, Engel, als Mittler zwischen ihm und den Menschen. Er sorgt nicht mehr nur für die eine Familie, die zum Gottesvolk werden wird; er übernimmt weltweit-universale Aufgaben: Er besorgt die Erschaffung des Himmels und der Erde; er verurteilt die ganze Menschheit und rettet aus seinen selbstinszenierten Katastrophen nur, wen er will.

    Die Geschichte der Erschaffung der Welt eröffnet die Genesis . Die Weltentstehung wird, wie gesagt, zweimal erzählt. Die erste Erzählung steht in Genesis  1,1–2,4 a, ich nenne sie Bericht B, die zweite – es ist die mit Sündenfall – steht in Genesis  2,4 b – 3,24. Die beiden Texte zeigen charakteristische Unterschiede – untereinander und in der Art, wie Gott die Welt begründet. Ich glaube nicht, hier Neues zu sagen über den Gott des Alten Bundes; ich zeige nur, wie verschieden seine Art, die Welt zu verursachen, von der Weltbegründung durch den Gott der Philosophen war. Deswegen gehe ich etwas genauer auf den Anfang der Bibel ein und beginne mit dem zweiten Bericht, den ich A nenne, denn er ist vermutlich älter und überliefert ältere Erzählungen.
    Hier kommt Gott nicht vom Himmel herab, denn er wohnt im Paradies oder er ergeht sich dort jeden Abend. Hier legt Gott Hand an; er formt Lebewesen aus Lehm und haucht ihnen seinen Lebensatem ein durch die Nase. Er vertreibt sie aus dem Paradies, näht aber den Sündern Kleider aus Fell, hatten sie doch, als sie erkannten, daß sie nackt waren, ihre Scham nur mit Feigenblättern verdeckt. Er hat auch einen Zug ins Große, Universale: Er ist der Erschaffer der Welt. Wir sind vom Paradies, das noch besteht, durch die Wüste getrennt. Jahweh ist der Herr aller Menschen. Den Bericht A interessiert die äußere Natur kaum; er läuft schnell auf die Erschaffung des Menschen und auf dessen Unglücksgeschichte zu.
    Die Erde war trocken. Der Mensch kam in eine kahle Welt. Pflanzen wuchsen später. Der Mensch, aus Erde geschaffen, gehört zum Ackerboden und kehrt zu ihm zurück. Kein Gedanke an Unsterblichkeit der Seele oder Wiederherstellung am Jüngsten Tag.
    Der Mensch will werden wie Gott. Er strebt nach Erkenntnis. Wissen ist das Privileg Gottes, das er eifersüchtig bewacht. Der Mensch, zuerst unschuldig, unwissend wie ein Kind, ißt vom Baum der Erkenntnis. Adam nimmt wortlos, was seine gottgegebene Gattin ihm reicht. Was Erkenntnis von ‹Gut und Böse› heißt, wird nicht klar. Vermutlich bezieht es sich nicht auf ethische Grundprobleme. Die Wendung sagt vermutlich: Wenn er von diesem Baum ißt, dann weiß er alles . Dann weiß er wie wir, was nützlich und was schädlich ist.
    Der Mensch ißt die verbotene Frucht und betritt den Weg in die Zivilisation; er bekommt Kleider, erlernt Musik und Schmiedekunst. Er bearbeitet das Eisen und stellt Waffen her. So kommt es zum Brudermord, bald zur Stadtgründung durch Kain, wobei man nicht weiß, wo er so schnell die vielen Menschen herholte. Die Erzählung läuft darauf hinaus: Alles wird schlimmer. Die Menschen werden intelligenter und stärker; sie entfernen sich von Gott.
    Erkenntnis gehört nur Gott. Wissen ist Können; es ist die Zauberkraft, nur mit dem Wort etwas zu bewirken.
    Text A erzählt keine bloß individuelle Geschichte, sondern erklärt gegenwärtige Weltverhältnisse:
    Der Acker ist verflucht. Der Mann, der ihn bearbeitet, leidet unter der großen Mühsal. Er wird sterben und wieder zu Erde werden. Die Frau wird ihre Kinder unter Schmerzen zur Welt bringen. Sie sehnt sich nach dem Mann, der sie unterwirft. Die Schlange darf als einziges Tier nicht auf Füßen gehen, sondern muß zur Strafe auf dem Bauch kriechen und Staub fressen.
    Das Paradies existiert weiter, aber auf fernen Bergen und ist verschlossen, bewacht von Cheruben, Mischwesen aus Löwe, Adler und Mensch. Außerdem schwebt über dem Eingang ein

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