Warum ich?: Ohne Ausweg... (German Edition)
er ist wieder auf dem Damm", erklärte ich ruhig und mit fester Stimme.
Durchschaute sie meine Lüge? Nein! Trotzdem schämte ich mich für mein Talent zu schauspielern.
Sie nickte und lächelte mich über die Schulter hinweg an.
"Na, hoffentlich behältst du recht."
"Bestimmt", versicherte ich, zweifelte aber selbst an dem, was ich ihr und irgendwie auch mir glaubhaft machen wollte.
Am Abend saßen alle am Tisch erzählten und lachten. Versonnen blickte ich in unsere kleine Runde.
Jacky, die mit roten Wangen da saß. Ihre kleinen Finger rissen das Brot in Stücke und stopften es in den mit Kakao verschmierten Mund. Timo, der mit jedem Tag erwachsener wurde. Ein hübscher Junge, dem die Mädchen in der Schule in Scharen hinterher liefen. Und Betty!
Sie hatte immer noch ihren jugendlichen Charme, war nicht altbacken und langweilig. Die beiden Schwangerschaften hatten ihrer Figur nicht geschadet. Was hatte ich doch für ein Glück. Zwei wohlgeratene Kinder, eine Frau zum Verlieben und ich Narr setzte alles aufs Spiel!
Für was?
Für leidenschaftlichen Sex! Verbotenen, leidenschaftlichen Sex mit einem Teenager.
Freiwillig brachte ich heute meine Jüngste ins Bett und ließ mich sogar zu einer besonders langen Gutenachtgeschichte überreden. Die Kleine kuschelte sich in meinen Arm und ich genoss es. Melancholie ergriff mich. Ein komisches Gefühl im Bauch sagte mir, diesen Augenblick intensiv zu nutzen und in Erinnerung zu behalten. Ich schnupperte an ihrem Haar. Sie roch nach Jacky, meiner kleinen Tochter, die ich über alles liebte.
Sie lauschte meiner Stimme und wurde immer schwerer in meinen Armen. Ihre Atemzüge wurden tiefer und schließlich schlief sie ein.
Vorsichtig deckte ich sie zu, küsste ihre Stirn, und nachdem ich das Licht gelöscht hatte, verließ ich das rosarote Zimmer meiner Tochter.
Bevor ich wieder zu meiner Frau nach unten ging, riskierte ich noch einen Blick in Timos Zimmer. Er saß vor dem Computer und skypte mit Jannis.
Mir wurde schlecht, als ich Jannis auf dem Monitor erkannte, als ich seine Stimme vernahm.
Kein Ziehen in den Lenden, keine Erregung, die mich wie sonst heiß überfiel, nein Angst packte mich. Die pure Angst vor ihm und seiner Willkür, der ich ausgesetzt war.
Ich zog mich soweit zurück, dass ich nicht gesehen werden, aber das Gespräch verfolgen konnte.
Typisches Teenagergeplänkel war zu vernehmen. Gerade wollte ich verschwinden, als mein Name fiel.
In der Bewegung innehaltend lauschte ich an der Tür.
"Ja, Thomas war heute bei mir, er hat sich Sorgen gemacht." Das war Jannis Stimme und die Art, wie er meinen Namen aussprach, gefiel mir nicht.
Etwas Besitzergreifendes lag in seinem Tonfall.
"Und hat er dich aufgemuntert?" Timos Frage war scherzhaft gestellt. Mit angehaltenem Atem wartete ich auf die Antwort.
"Ja, das hat er, da versteht er was von." Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein, aber dieser leicht anzügliche Tonfall war meiner Meinung nach nicht zu überhören. Schweiß brach mir aus. Hatte Timo es ebenso empfunden wie ich?
"Wie meinst du das denn?", lachte Timo, immer noch recht belustigt.
"Da fragst du ihn lieber selbst ... ach sag mal, hast du schon das neue Tool für ?", lenkte Jannis ein, nachdem er mich in Bedrängnis gebracht hatte. Zum Glück ging Timo sofort auf den Themenwechsel ein und ich atmete erleichtert aus. Fürs Erste hatte ich einen Aufschub. Fieberhaft drehten sich die Räder in meinem Kopf um eine glaubwürdige Antwort, falls Timo mich fragen würde.
Sollte meine Welt jetzt nur noch aus Lügen und Ausflüchten bestehen? Ich verabscheute es, belogen zu werden und jetzt hatte ich es schon mehrmals selbst getan.
An das Betrügen wollte ich erst gar nicht denken. Der Pfad, auf dem ich wandelte, war schmal und mit einem Fuß trat ich ständig kleine Steine los, die polternd den Abgrund hinunter fielen.
Leise schlich ich die Treppe hinunter, nicht, dass er mich noch beim Lauschen erwischte.
Betty hatte es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht und sie lag da, eingewickelt in eine Decke und las einen ihrer dicken historischen Schmöker.
Mir war nach Fernsehen. Nicht denken, nur berieseln lassen.
Innere Unruhe und wilde Gedankengänge hinderten mich daran zu entspannen.
Hoffentlich bemerkte Betty nicht, wie es um mich bestellt war.
Sie schien aber vertieft in ihr Buch und darum bemerkte sie meinen desolaten Zustand nicht.
Ich war so abgelenkt, dass ich zusammenzuckte, als sie plötzlich die Hände auf meine Schultern legte und mich
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