Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich
wir uns in diesem Kapitel mit der Frage, was uns wirklich zusteht.
König Drosselbart
Das Märchen beschreibt die Entwicklung einer Prinzessin, die aufgrund ihrer falsch verstandenen Ansprüche keinen Partner findet. Erst als sie begreift, dass es kein selbstverständliches Recht auf die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse gibt, kann sie mit dem jungen König glücklich werden.
Es war einmal ein König, der hatte eine Tochter, die war sehr schön, aber auch stolz und hochmütig. Als die Zeit kam und sie heiraten sollte, hatte sie an jedem Bewerber etwas auszusetzen. Einer wa r ihr zu klein, ein anderer zu dünn, wieder ein anderer zu alt, und einer hatte ein Kinn, das etwas schief gewachsen war, den nannte sie »Drosselbart«. Als der Vater sah, wie sie die Bewerber verspottete, packte ihn der Zorn und er schwor, dass er sie dem ersten Bettler zur Frau geben werde. Am Tag darauf sang ein Spielmann unter dem Fenster. Der König ließ ihn rufen und vermählte ihn mit seiner Tochter. Dann mussten die beiden den Hof verlassen und lebten in einer ärmlichen Hütte. Weil die Königstochter sich im Haushalt ungeschickt anstellte, befahl ihr Mann, dass sie auf dem Markt irdene Töpfe verkaufen sollte. Doch kaum saß sie dort, kam ein betrunkener Husar, der ritt durch ihre Gefäße, bis alle in Scherben lagen. Der Spielmann schalt sie und befahl ihr, in der Küche des Königs zu arbeiten. Dort musste die Königstochter die schwerste Arbeit tun. In ihrer Armut band sie sich zwei Töpfchen an ihren Gürtel, um abends wenigstens einige Speisereste mit nach Haus zu bringen. Eines Tages war ein großes Fest im Schloss, denn der Sohn des Königs sollte Hochzeit halten. Nachdem sie ihre Arbeit getan hatte, stand die Prinzessin in der Tür zum Ballsaal und betrachtete sehnsuchtsvoll das bunte Treiben. Der Königssohn, den sie einst als König Drosselbart verspottet hatte, kam direkt auf sie zu und forderte sie zum Tanz. Beschämt sträubte sich. Dabei löste sich der Gürtel und die Töpfchen mit den Speiseresten fielen unter dem Spott und Gelächter der Umstehenden zu Boden. Doch König Drosselbart sprach: »Hab keine Angst. Ich war der Spielmann und auch der Husar, der deine Töpfe zerbrochen hat. All das habe ich getan, um dir zu zeigen, wohin der Hochmut führen kann.« Da weinte sie: »Ich bin nicht wert, deine Frau zu sein!« Doch er sprach: »Tröste dich, die bösen Tage sind vorüber.« Und schon kamen die Kammerfrauen und legten ihr die schönsten Kleider an, und ihre Hochzeit ward in aller Pracht gefeiert.
»Normal« der Vorschlaghammer unter den Waffen im Beziehungs kampf
Nicht nur Märchenfiguren bekom men nicht, was sie wirklich wollen und brauchen, wenn sie Forderungen stellen. Ich sehe es auch tag täglich in meinen Beratungen. Viele Paare sitzen sich erbittert ge genüber und klagen ihr Recht ein, um sich eben nicht schwach und abhängig zu fühlen. Sie brauchen die Verstärkung von dem, was »richtig« oder »normal« ist: Sie trauen sich nicht zu, allein für ihre Bedürfnisse einzustehen. »Warum kann sie mich nicht normal fragen, statt gleich loszukeifen?« »Jeder normale Mann käme auf die Idee, dass seine Frau am dritten Hochzeitstag mehr als einen flüchtigen Kuss bekommen möchte!« »Es ist doch nicht zu viel verlangt, dass er von selbst sieht, dass das Bad geputzt werden muss!« Dahinter steckt die Überzeugung, dass es möglich sein müsse, den anderen wieder auf Linie zu bringen. Er wird doch wohl nicht so dreist sein, von dem, was allgemein als normales und richtiges Verhalten anerkannt ist, abzuweichen! Und wenn er das tut, dann schmerzt es zwar aber ich kann mich zumindest damit trösten, dass es nicht an mir liegt, denn er ist derjenige, der etwas schuldig bleibt und der sich »beziehungspolitisch unkorrekt« verhält!
Melanie und der Pascha
Du unterdrückst mich!
Melanie ist politisch sehr engagier t und beschäftigt sich unter an derem mit der heute noch bestehenden Ungleichbehandlung von Männern und Frauen. Sie kam in die Beratung, um sich darüber klar zu werden, ob sie sich von ihrem Freund Michael trennen müsse. Obwohl sie ihn sehr gern hat, ist sie stinkwütend auf ihn. Sie hat ihm schon zweimal sehr genau er klärt, dass sie es als Herabset zung empfindet, wenn er den Abwasch vergisst. Sie sei schließlich kein Hausmütterchen und sie sehe gar nicht ein, warum sie immer hinter ihm herräumen müsse. Sein Engagement gegen patriarchale Gewaltverhältnisse beinhalte
Weitere Kostenlose Bücher