Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich
Ihre Bedürfnisse nicht ernst. Geben Sie also nicht gleich auf. Sie können den anderen nicht zwingen und Sie wollen es auch gar nicht, denn was haben Sie davon, wenn er Sie widerwillig und ge langweilt streichelt, während er eigentlich das Länderspiel schauen wollte? Aber Sie können etwas anderes tun:
Zum Beispiel ihm deutlich machen, dass es Ihnen wichtig ist. Oder nachfragen, wann er Ihr Bedürfnis erfüllen mag. Sich erkundigen, ob Sie etwas dafür tun können, damit er Ihnen entgegenkommt. Wenn Sie sich klein fühlen, ist die Ablehnung Ihres Wunsches das Ende. In einer ebenbürtigen Partnerschaft ist sie der Anfang eines Suchprozesses. Und das Ergebnis dieses Suchens wird etwas sein, mit dem sich beide wohl fühlen. Ernst nehmen klingt so einfach und selbstverständlich, dass man schnell darüber hinwegliest, ok ay, vielleicht mit einem zustim menden Nicken. Aber so schnell ko mmen Sie mir nicht davon! Unter schätzen Sie diese Hürde nicht! Wir alle sind schnell dabei, zu sagen, was uns fehlt. Aber sind wir auch bereit, aktiv zu werden und uns zu bemühen, damit wir das bekommen, was wir wollen?
Simone und Justin unvereinbare Bedürfnisse: Lieber nicht nachfragen
In der darauf folgenden Sitzung hatten die beiden weitere Auseinandersetzungen gehabt. Inzwischen ist es fast unmöglich, dass Justin seine Zusage noch zurückzieht, und der Streit geht nur noch darum, dass Simo ne sich von ihm in eine Situati on manövriert fühlt, aus der es keinen Ausweg gibt. Seine Arbeit sei ihm wichtiger als ihre Erschöpfung oder das Wohl der Kinder. Justin ist verzweifelt: Nie werden seine Kunstprojekte in die Abläufe der Familie passen! Gleichzeitig ärgert er sich über sich selbst, weil er viel zu spät gesagt hat, was er will. Durch seinen Versuch, den Streit zu vermeiden, ist dieser jetzt richtig eskaliert. Ich stutze und frage nach: Wieso hat er nicht darauf bestanden, mit Simone rechtzeitig darüber zu sprechen? War es ihm nicht wich tig? Schon, aber erst hatte sie keine Zeit, dann war sie zu genervt und wollte nichts davon hören, und im Urlaub wollte er die Stimmung nicht verderben ... »Okay«, sage ich, »ist ja auch eine Lösung. Lieber ein heftiger Streit eine Woche vor dem Termin und eine stressige Lösung für die Kinderbetreuung al s zwei Monate unzufriedene Stim mung und eine halbgute Lösung verstehe ich das richtig?« Er nickt und sagt: »Das ist natürlich Quatsch. Ich kann zwei Monate genervte Bemerkungen über meine Woc henenden zwar schwer aushalten - aber mit dieser Art von Streit, wie wir sie jetzt haben, machen wir unsere Liebe kaputt. Ich fange schon an, Simone als missgünstige Gegnerin zu sehen, die mich und meine Arbeit kontrollieren will.« »Genauso komme ich mir auch vor«, stimmt Simone zu. »Und ich bin stinkwütend auf dich, weil du auf diese Art alle deine Projekte durchziehst. Nie habe ich die Chance, mal zu sagen, dass es mir nicht passt, oder ein anderes Wochenende vorzuschlagen ... Ich habe sogar das Gefühl, ich darf gar nicht zeig en, dass ich es stressig und an strengend finde. In meinen schlimmsten Befürchtungen glaube ich, dass du eigentlich eine Frau willst, die dann sagt: Aber natürlich, Liebster, mach nur, es ist alles kein Problem!« Ich wende mich an sie: »Wieso haben sie denn nicht nachgefragt, als Justin sagte, er müsse einen Termin mit Ihnen besprechen? Wenn es doch besser für Sie ist, frühzeitig Bescheid zu wissen und notfalls andere Vorschläge machen können?« Sie denkt nach: »Irgendwie habe ich wohl gehofft, dass der Termin sich von selbst zerschlägt«, sagt sie. »Und ich hatte auch Angst vor der Auseinandersetzung. Na, da habe ich mir wohl ein echtes Eigentor geschossen.« »Das ist nicht einfach, sich selbst und seine Bedürfnisse ernst zu nehmen«, antworte ich, »aber es nicht zu tun, ist viel gefährlicher.« Simone nickt. »Mir machen diese Wochenenden auch Angst. Bei die sen Kunstaktionen ist er ohne Kinder und Alltag, macht Party, ist der gutaussehende Künstler ... Ich weiß doch, wie es da abläuft. Manch mal kann ich kaum noch glauben, dass du dir nicht ein paar nette Stunden mit einem der Galeriemädchen machst. Bei unserem Stress.«
Aktiv werden: die Schritte elf und zwölf
Sie wollen sich also ernsthaft auf den Weg machen zu einer zä rtlich respektvollen Beziehung zwischen zwei ebenbürtigen Partnern? Und Sie sind bereit, auch wirklich etwas dafür zu tun? Mehr noch, Sie haben sich bereits von hinderlichen Mythen
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