Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich
Sophie damals, dann müssen Sie beides ernst nehmen: sein Nein und Ihre Sehnsucht. Bitte schließen Sie nicht die Augen vor der Realität und hoffen gegen alle Vernunft darauf, dass Sie ihn schon noch wei chgeklopft kriegen. Sondern fin den Sie heraus, ob Sie den Preis dafür wirklich bezahlen können, mit ihrem Partner zusammenzubleiben. Denn der Preis könnte bedeuten, dass Sie sich von dem Wunsch na ch einem Kind verabschieden müs sen. Vielleicht ist das sogar vorstellbar, weil Sie viel Kontakt mit den Kindern Ihrer Schwester haben. Und weil es ungelebte Träume gibt, die Sie für Kinder zwar gern zurückges tellt hätten, aber die Sie eben falls glücklich machen würden: zum Beispiel als Entwicklungshelfe rin in den Dschungel gehen. Sich ein Jahr lang in ein einsames Häus chen in der Provence zurückziehen und dort einen Roman schreiben. Oder Ihre Freunde ein halbes Jahr lang auf einer Trekkingtour in den Himalaya begleiten ...
Doch es kann auch sein, dass Sie herausfinden werden: Der Preis ist definitiv zu hoch. Auch Sophie überlegte in langen Gesprächen mit mir, wie sie ohne Kinder glücklich werden könnte. Doch das war für mich noch weniger vorstellbar als für sie selbst. Meine lebendige, fröhliche Sophie, die so viel Spaß daran hat, andere zu betüddeln, mit Kindern zu spielen und die von allen Jugendlichen in unserem Bekanntenkreis als Vertraute gesehen wird Familie und Kinder sind einfach ihr Ding. Und sie wusste es auch. Manchmal eröffnet das Wissen darum noch einmal Raum für neue Ideen. Vielleicht entscheiden Sie sich, als alleinerziehende Mutter zu leben und die Beziehung zu Ihrem Partner auszukosten, so lange sie dauert (und wer weiß, ob der nach der Geburt nicht ganz vernarrt in Ihr Kind sein wird ... aber darauf zählen können Sie leider nicht). Viel leicht aber müssen Sie sich trennen, damit Sie sich selbst treu sein können. So wie die Seehundfrau im Märchen ihren Mann verlassen musste, um so zu leben, wie es ihrer Natur entsprach. Als Maik ein Promotionsstipendium in den USA annahm, war Sophie klar, dass für ihn andere Dinge wichtig waren und ihre Zeit langsam knapp wurde. Traurig beendete sie die Beziehung und brauchte auch noch zwei Jahre, bis sie wieder offen dafür war, sich neu zu verlieben. Neuerdings gibt es immer großes Geschrei, wenn ich sie zur Berlinale abhole, weil die Zwillinge finden, sie seien schon längst groß genug, um mit uns ins Kino zu gehen!
Simone und Justin unvereinbare Wünsche: Es gibt Grenzen
In diesem Gespräch erfährt Simone von einem Folge-Engagement in vier Wochen. Sie ist entsetzt. Das Gespräch droht in die alten und bekannten Fahrwasser abzugleiten, deshalb greife ich ein. »Nehmen Sie s ich kurz Zeit, um sich noch ein mal zu erinnern, was Ihnen wirklic h wichtig ist. Was Sie sich wün schen und was Sie nicht oder nur begrenzt erfüllen können.« Simone wendet sich zu Justin : »In vier Wochen wieder ein Wo chenende allein mit den Kindern z u gestalten bringt mich arbeits mäßig unter Druck. Ich kann nicht so tun, als ob es unproblematisch wäre. Ich wünschte, du würdest dieses Wochenende absagen und mir in der nächsten Zeit den Rücken freihalten.« Justin schaut auf seine Hände. »Ich will dich nicht belasten. Aber ich will auch meine Arbeit machen und diese Chance nut zen. Können wir vielleicht darü ber nachdenken, wie ich dich im Vorfeld entlasten soll?« Beide überlegen gemeinsam und entwickeln Ideen. Während ich ihnen dabei zuhöre, wird mir etwas klar und ich merke, dass ich Justin und Simone damit konfrontieren muss:
»Entschuldigung, ich glaube, Ihr Problem ist nicht, dass Sie sich beide zu trotzig, zu dumm oder zu ungeschickt anstellen, um eine gute Lösung zu finden. Das Problem ist vielmehr, dass es gar keine gute Lösung gibt . Zumindest nicht in dem Sinne, dass sie einfach und schmerzlos ist.« Sie schauen mich verblüfft an und ich erkläre weiter: »Sie wollen beide Ihre Arbeit gut machen und Sie möchten, dass es den Kindern gut geht. Wie soll das denn bei Ihr en Arbeitszeiten problemlos hin zubekommen sein? Jede Lösung, die Sie finden, wird immer auch anstrengend sein und an die Grenzen des Machbaren gehen. Vielleicht auch manchmal die Grenze des Machbaren überschreiten, wenn zum Beispiel einer von Ihnen krank wird oder Sie beide wichtige Termine haben. Es ist wichtig für Sie, dass Sie beide Ihre beruflichen Ziele ohne große Abstriche verwirklichen können. Aber dann müssen Sie auch akzeptieren, dass
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