Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich

etwas später auf diesem Weg den Turm wieder verließ. Da stellte auch er sich unter das Fenster und rief. Der Zopf fiel herab und er kletterte daran hoch. Oben stand eine wunderschöne Jungfrau, die sehr erschrak. Doch als Rapunzel seine freundlichen Augen sah, freute sie sich und dachte: »Der wird mich wohl lieber haben als die böse Zauberin.« So trafen sie sich jeden Tag, wenn die Alte fort war, bis Rapunzel die Zauberin einmal gedankenlos fragte: »Gevatterin, wie kommt es, dass ihr so schwer emporzuziehen seid? Der junge Königssohn ist immer in einem Wimpernschlag bei mir.« Da wusste die Zauberin, dass sie verraten worden war. Zornig schnitt sie Rapunzel das Haar ab und verbannte sie in eine Wüste. Dann band sie den Zopf ans Fensterkreuz. Auf das Rufen des Prinzen ließ sie die Haare herab, doch oben zerkratzte sie ihm das Gesicht und stürzte ihn aus dem Fenster, so dass die Dornen seine Augen ausstachen. Klagend irrte der blinde Königssohn durch die Welt, bis er aus der Ferne einen Gesang vernahm. Er fand Rapunzel und die Zwillinge, die sie geboren hatte, doch er erkannte sie nicht. Da weinte sie bitterlich. Als ihre Tränen seine Augen benetzten, kehrte sein Augenlicht zurück, und er wusste wieder, wer sie war. Frohgemut ritten sie heim in sein Königreich und lebten noch lange glücklich und zufrieden.
     
     
    Erwachsen werden
    Ich mag es nicht, wenn jemand sich in meinen Beratungen darüber beklagt, dass der Partner völlig »beziehungsunfähig« sei. Oder sich selbst dessen beschuldigt. diese sogenannte beziehungs»un fähigkeit« ist in meinen Augen überhaupt kein Defizit , sondern einfach nur der Ausgangspunkt , von dem wir alle starten. Niemand weiß, wie er eine ebenbürtige Partnerschaft führt, wenn er sich das erste Mal (oder die ersten sechs Male) verliebt woher auch? Was wir bisher gelernt haben, sind vor allem Strategien, die Kindern ermöglichen, so viel wie möglich von dem zu bekommen, was sie brauchen. Quengeln ist da durchaus erfolgversprechend. Und als Jugendliche fanden wir andere Wege heraus: Heimlichkeiten, Halbwahrheiten, indirekte Wege. Oder wie wir uns im trotzigen Kampf gegen einen überlegenen Gegner behaupten, wie zum Beispiel die Schule oder die uneinsichtigen Eltern. Doch die Zeiten haben sich geändert. Heute sind wir erwachsen und alles andere als unterlegen. Deshalb müssen wir uns manchmal mühsam klarmachen, dass wir in der Liebe zwar weiterhin abhängig, aber nicht mehr ohnmächtig sind. Denn erst dann können wir be ginnen zu lernen, wie eine eben bürtige Beziehung gelingt. Am besten gemeinsam mit dem Men schen, den wir lieben und den wir uns als Gegenüber gewählt haben: unserem Gefährten. Dem König oder der Königin unseres Herzens.
     
     
    Der Königsweg
    Der Weg ist nicht einfach. Und nur wenn Sie ihn gehen, können Sie Ihr Ziel erreichen. Anstatt von einer liebevollen Beziehung zu einem ebenbürtigen Partner zu träumen, können Sie hier und jetzt damit beginnen. Die Partnerschaft, in der Sie bekommen, was Sie sich wirk lich wünschen, kann Wirklichkeit werden, wenn Sie:
     
die Abhängigkeit akzeptieren.
sich selbst und die eigenen Sehnsüchte ernst nehmen.
Ihre Bedürfnisse als Wünsche formulieren.
Spielräume nutzen,
Angebot e machen, nachfragen und verhan deln, falls Ihre Wünsche nicht spontan erfüllt werden können.
einen Wunsch, der an Sie gericht et wird, in Ruhe daraufhin über prüfen, ob Sie ihn erfüllen können oder wollen und wann.
lernen, gut für sich selbst zu sorgen.
darauf vertrauen, dass Ihr Partner das auch tut oder lernen wird.
darauf achten, dass keiner von Ihnen sich dem anderen zuliebe verbiegen muss. Und darauf vertrauen, dass weder Sie selbst noch ihr Partner etwas tun werden, was den eigenen Spielraum überschreitet.
das genießen, was Sie einander gern, freiwillig und aus vollem Herzen geben können. Dann brauchen Sie Liebe und Respekt nicht mehr zu fordern oder ihr Fehlen beklagen: Beides entsteht wie von selbst.
     
    Sahra und Hannes der Kampf um Nähe: Bitten und sich stark fühlen
    Als Sahra und Hannes wiederkommen, haben sie eine recht entspannte Zeit hinter sich. Es kam durchaus zu Enttäuschungen, und sie haben sich auch manchmal in ihren alten Mustern verstrickt. Doch ganz häufig ist es ihnen gelungen, trotzdem eine liebevolle Verbindung zu halten. »Zum Beispiel gestern Abend«, erzählt Sahra. »Ich bekam einen Anruf, dass ich unbedingt noch eine wichtige E-Mail vor der heutigen Konferenz lesen müsse. Hannes