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Warum macht Sex Spaß?

Warum macht Sex Spaß?

Titel: Warum macht Sex Spaß? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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Ziegen durch »Melken« zur Milchproduktion angeregt. Das Prinzip läßt sich vermutlich auch auf Männer übertragen, denn die Stimulation der Brustwarzen mit der Hand löst bei Männern wie bei Frauen, die gerade keine Milch produzieren, einen Prolactinschub aus. Bei Jungen im Teenageralter kommt es durch Selbststimulation der Brustwarzen nicht selten tatsächlich zur Milchabsonderung.
     
    Mein Lieblingsbeispiel für dieses Phänomen stammt aus einem Leserbrief in der häufig nachgedruckten Zeitungskolumne »Dear Abby«. Eine unverheiratete Frau stand im Begriff, ein Baby zu adoptieren, und wollte den Säugling auch stillen.
     
    Sie fragte Abby, ob ihr die Einnahme von Hormonen dabei helfen könne. Abbys Antwort: Lieber nicht, sonst wächst Ihnen noch ein Fell! Daraufhin beschrieben einige entrüstete Leserinnen in ihren Briefen Fälle von Frauen in ähnlicher Situation, denen es gelungen war, ein Kind zu stillen, einfach indem sie es immer wieder an die Brust legten.
     
    Neuere Erfahrungen von Ärzten und Krankenschwestern, die sich speziell mit dem Stillen befassen, legen mittlerweile die Vermutung nahe, daß die meisten Adoptivmütter innerhalb von drei bis vier Wochen Milch produzieren können. Als Vorbereitung wird adoptionswilligen Frauen empfohlen, alle paar Stunden mit einer Milchpumpe das Saugen nachzuahmen und damit etwa einen Monat vor dem errechneten Entbindungstermin der leiblichen Mutter zu beginnen. Den gleichen Effekt erreichte man schon lange vor der Erfindung der modernen Milchpumpe, indem man immer wieder ein kleines Tier oder einen Säugling an die Brust legte. Solche Vorbereitungsmaßnahmen traf man insbesondere in traditionellen Kulturen, wenn eine Mutter kränklich war: Dann sprang ihre Mutter ein und stillte das Kind, falls die Tochter selbst nicht dazu in der Lage war. Die Berichte sprechen von Großmüttern im Alter von bis zu 71 Jahren, und ein Beispiel ist auch Ruts Schwiegermutter Noomi im Alten Testament. (Wenn Sie mir nicht glauben, schlagen Sie eine Bibel auf und lesen Sie nach: Buch Rut, Kapitel 4, Vers 16.)
     
    Bei Männern, die sich von einem Nahrungsmangel erholen, wächst häufig die Brust, und manchmal scheiden sie auch Milch aus. Über Tausende solcher Fälle wurde bei Insassen von Konzentrationslagern berichtet, die nach dem Zweiten Weltkrieg befreit wurden. Ein Beobachter beobachtete allein fünfhundert Fälle bei Überlebenden eines Kriegsgefangenenlagers in Japan. Zu erklären ist das Phänomen wahrscheinlich damit, daß das Hungern nicht nur die Hormondrüsen hemmt, sondern auch die Leber, die diese Hormone abbaut. Normalisiert sich die Ernährung, erholen sich die Drüsen viel schneller als die Leber, so daß der Hormonspiegel unkontrolliert in die Höhe schießt.
     
    Wie man schon seit langem weiß, überraschen manche ansonsten völlig normalen Ziegenböcke mit normalen Hoden und nachgewiesener Fähigkeit, Weibchen zu befruchten, ihre Eigentümer mit einem von selbst wachsenden Euter, das auch Milch gibt. Die Milch der Ziegenböcke ähnelt in ihrer Zusammensetzung der von weiblichen Ziegen, aber ihr Fett- und Proteingehalt ist sogar noch ein wenig höher. Auch bei einer Affenart, den südostasiatischen Bärenmakaken, hat man in Gefangenschaft spontane Milchproduktion beobachtet.
    Im Jahr 1994 wurde schließlich auch bei Männchen einer wildlebenden Tierart über Milchproduktion berichtet, nämlich beim Dyak-Flughund, einer Fledermausart, die in Malaysia und auf den umliegenden Inseln zu Hause ist. Elf gefangene erwachsene Männchen besaßen funktionsfähige Brustdrüsen, die Milch abgaben, wenn man mit der Hand darauf drückte. Bei einigen Tieren waren die Drüsen durch die Milch geradezu aufgebläht, vermutlich weil sie keine Jungen gesäugt hatten, so daß die Milch sich staute. Andere dagegen hatten wohl gesäugt, denn ihre Brustdrüsen waren weniger geschwollen (aber ebenfalls funktionsfähig), ganz ähnlich wie bei säugenden Weibchen. Von drei Gruppen der Dyak-Flughunde, die man zu verschiedenen Jahreszeiten an unterschiedlichen Orten einfing, enthielten zwei sowohl milchgebende Männchen als auch milchgebende und schwangere Weibchen; in der dritten Gruppe dagegen waren alle erwachsenen Männchen und Weibchen sexuell inaktiv. Man kann also vermuten, daß die Milchproduktion bei den Männchen dieser Fledermausart sich zur gleichen Zeit entwickelt wie bei den Weibchen und daß sie zu ihrem natürlichen Fortpflanzungszyklus gehört. Die mikroskopische

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