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Warum macht Sex Spaß?

Warum macht Sex Spaß?

Titel: Warum macht Sex Spaß? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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Untersuchung der Hoden zeigte, daß die milchproduzierenden Männchen ganz normale Samenzellen bildeten.
    Obwohl also in der Regel nur Mütter Milch produzieren, verfügen zumindest bei manchen Säugetierarten auch die Männchen über die erforderliche anatomische Ausstattung, die physiologischen Möglichkeiten und die erforderlichen Hormonrezeptoren. Behandelt man die Männchen entweder mit den Hormonen selbst oder mit Wirkstoffen, die für die Ausschüttung der Hormone sorgen, entwickelt sich in vielen Fällen die Brust, und manchmal wird auch Milch produziert. Es gibt mehrere Berichte über offenbar völlig normale Männer, die Babys gestillt haben; bei einem davon wurde die Milch analysiert: Sie enthielt Milchzucker, Proteine und Elektrolyte in ganz ähnlicher Zusammensetzung wie Muttermilch. Alle diese Beobachtungen lassen vermuten, daß die Milchproduktion sich bei Männern in der Evolution ohne weiteres hätte entwickeln können; vielleicht wären dazu nur wenige Mutationen nötig gewesen, durch die sich die Ausschüttung der Hormone verstärkt oder ihr Abbau vermindert hätte.
     
    Aber offensichtlich hat die Evolution nicht geplant, daß Männer diese physiologischen Möglichkeiten unter normalen Umständen ausschöpfen. Oder in Computersprache: Zumindest manche Männer besitzen die Hardware; die natürliche Selektion hat sie nur nicht dazu programmiert, sie zu nutzen. Warum nicht?
     
    Um das zu verstehen, müssen wir von den physiologischen Überlegungen, die bisher Thema dieses Kapitels waren, wieder zu den Gedanken über die Evolution aus dem Kapitel 2 zurückkehren. Insbesondere sollten wir daran denken, wie der Geschlechterkampf in der Evolution dazu geführt hat, daß bei 90 Prozent aller Säugetierarten die Mutter allein für die Jungen sorgt. Für diese Arten, bei denen die Jungen völlig ohne väterliche Fürsorge aufwachsen, stellt sich die Frage nach der Milchproduktion durch die Männchen natürlich nie. Die Männchen dieser Arten brauchen nicht nur keine Milch zu bilden, sie müssen auch keine Nahrung heranschaffen, kein Familienrevier verteidigen, ihre Nachkommen weder beschützen noch ihnen etwas beibringen und auch sonst nichts für ihre Jungen tun. Dem schlichten genetischen Interesse solcher Männchen ist am besten gedient, wenn sie anderen Weibchen nachstellen, um sie zu begatten. Ein edelmütiges Männchen, das eine Mutation trägt und nun seine Nachkommen säugt (oder auf andere Weise für sie sorgt), würde mit der Zahl seiner Jungen gegenüber den egoistischen Männchen, die sich der Milchproduktion entziehen und mehr Junge zeugen, schnell ins Hintertreffen geraten.
     
    Nur bei den zehn Prozent der Säugetierarten, deren Männchen an der Brutpflege mitwirken müssen, verdient die Frage nach der männlichen Milchproduktion überhaupt eine nähere Betrachtung. Zu dieser Minderheit gehören Löwen, Wölfe, Gibbons, Krallenaffen – und Menschen. Aber selbst wenn die Fürsorge beider Eltern notwendig ist, muß Milchproduktion nicht die nützlichste Art sein, wie Männchen dazu beitragen. Wirklich gebraucht wird ein großer Löwe, um Hyänen und andere große Löwen zu vertreiben, die sonst seine Jungen töten würden. Er muß sein Revier bewachen und nicht zu Hause sitzen, um die Kleinen zu säugen (dazu ist die kleinere Löwin sehr gut in der Lage), während sich die Feinde der Jungen anschleichen. Ein männlicher Wolf leistet seinen nützlichsten Beitrag, indem er den Lagerplatz verläßt und auf die Jagd geht, damit die Wolfsmutter das Fleisch, das er mitbringt, in Milch verwandeln kann. Der Gibbonvater ist am nützlichsten, wenn er nach Pythons und Adlern Ausschau hält oder sehr nachdrücklich andere Gibbons von den fruchttragenden Bäumen vertreibt, auf denen seine Partnerin und die Jungen fressen; männliche Krallenaffen dagegen tragen ihre Jungen – meist Zwillinge – über eine lange Zeit herum.
     
    Alle diese Erklärungen lassen die Möglichkeit offen, daß es eine andere Säugetierart gibt, bei der die männliche Milchproduktion für das Männchen und seine Nachkommen vorteilhaft sein könnte. Als eine solche Art könnte sich der Dyak-Flughund erweisen.
    Aber selbst wenn es Arten gibt, für die es von Vorteil ist, wenn die Männchen Milch bilden, stößt ihre Verwirklichung auf Probleme. Die Ursache ist ein Phänomen, das man als entwicklungsgeschichtliche Festlegung bezeichnet. Welche Idee sich hinter der entwicklungsgeschichtlichen Festlegung verbirgt, versteht man am

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