Warum Maenner mauern
Frauen die passive Aggression zulassen. Die Vertrautheit der Beziehung als solche kann bereits eine Sicherheit darstellen. Eine bekannte Größe ist angenehm, und deshalb fühlen Sie sich vielleicht von Männern angezogen, die Ihrem Vater, Ihrem Bruder oder Ihrem Onkel ähneln. Aber das kann auch eine Falle sein. Rhoda, eine meiner Patientinnen, berichtete mir:
Mein Bruder Charlie stand sich ständig selbst im Weg. Zwei Monate vor dem Examen brach er sein Jurastudium ab. Er hatte sich entschieden, dass er Jura hasste. Aber er hat auch nie etwas anderes gefunden. Seine Karriere sah aus wie eine Berg-und-Tal-Bahn, gebaut von jemandem, der eigentlich mehr kann, als er leistet – nur Tiefen, keine Höhen.
Mein Mann ist ganz anders – jedenfalls oberflächlich betrachtet. Er ist mitteilsamer, gelassener und hat gute Manieren, während Charlie eher reizbar ist. Aber wenn es ans Arbeiten geht, sind beide sich selbst der größte Feind. Wie bei Charlie, so ist auch Bobs Berufsleben eine Aneinanderreihung nicht angenommener Herausforderungen und verpasster Gelegenheiten. Von beiden höre ich dauernd, wie sie sich beschweren, und ständig gebe ich Ratschläge, die nicht angenommen werden.
Rhoda ist in einer Situation, in die sich manche Frauen selbst hineinmanövrieren: die fähige Frau, umgeben von passiv-aggressiven Männern, die bis zum Hals in ihren eigenen Schwierigkeiten stecken. Sie fühlt sich für diese Männer verantwortlich, und obwohl sie sich einerseits beschwert, hat sie andererseits das Gefühl, gebraucht zu werden. Aber beide Männer nutzen sie aus: Charlie leiht sich dauernd Geld von ihr und zieht sie in schlecht durchdachte Familienabmachungen hinein. Ihr Mann zieht sich zurück und bestraft sie gefühlsmäßig, sobald sie ihm zeigt, dass sie ihren Lebensunterhalt besser verdienen kann – und das passiert an jedem Zahltag.
Rhoda gesteht ein, dass Veränderungen nötig wären, aber sie schreckt davor zurück, etwas zu fordern. In der Therapie wurde ihr klar, wie sehr sie sich von dem Gedanken, etwas zu verändern, bedroht fühlte. Sie war nicht nur unfähig, von ihrem Mann oder ihrem Bruder eine Wandlung zu fordern, sondern sie versuchte sogar Hindernisse aufzubauen, wenn die beiden von sich aus Veränderungen anstrebten. So entschloss sich Bob beispielsweise schließlich, seine hochfliegenden Hoffnungen auf eine eigene Firma aufzugeben, und man bot ihm eine Stelle in einem Großkonzern mit sicherem Arbeitsplatz und regelmäßigem Einkommen an. Rhoda riet ihm, das Angebot abzulehnen: Nach ihrer Ansicht verdiente sie genug für beide.
Vielen Frauen geht es wie Rhoda: Sie gestehen zwar ein, dass sie passiv-aggressives Verhalten zulassen, aber sie leugnen, dass sie noch einen Schritt weitergehen und es sogar unterstützen. Ich halte es für dringend erforderlich, dass Sie Ihre Beziehungen zu passiv-aggressiven Männern daraufhin überprüfen und feststellen, ob Sie ihr Verhalten noch verstärken.
Sie werden passiv-aggressives Verhalten zulassen – und sogar unterstützen –, solange Sie nicht die erforderlichen Selbstschutzmaßnahmen ergreifen und es damit eindämmen. Das bedeutet, dass Sie sich nicht ausnutzen lassen, und vor allem, dass Sie Grenzen setzen, hinter die Sie nie zurückweichen, gleichgültig, wie sehr der passiv-aggressive Mann dagegen protestiert. Das ist nicht leicht. Um die passive Aggression zu unterbinden, bedarf es ständiger Wachsamkeit; Sie können Ihre Deckung nicht verlassen.
Wie Sie sich schützen können
Es gibt zwischen den Menschen große Unterschiede in der Toleranz gegenüber passiver Aggression und in der Entschlossenheit, die Grenzen aufrechtzuerhalten. Manche Frauen akzeptieren passive Aggression auch nicht im geringsten Umfang, und wenn ihre Antennen die ersten Warnzeichen wahrnehmen, gehen sie dem Mann, der sie aussendet, aus dem Weg. Und wenn sie eine Beziehung mit einem Mann eingehen, der sich später als passiv-aggressiv erweist, dann legen sie geschickt die Bedingungen fest, um sein Verhalten in die Schranken zu weisen und damit die Auswirkungen auf sich selbst so gering wie möglich zu halten. Das funktioniert folgendermaßen:
Grenzen setzen
Grenzen zu setzen – das mag schwierig klingen, wenn man es mit einem Mann zu tun hat, der glaubt, die ganze Welt müsse nach seiner Pfeife tanzen, aber in Wirklichkeit ist es recht einfach. Als Erstes müssen Sie klarmachen, was Sie wollen: Was er mit Ihnen machen kann und was nicht. Erklären Sie ihm, dass Sie ihn
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