Warum Maenner mauern
abkühlenden Beziehung überging oder herunterspielte. Sie kümmerte sich um Mark, als sei er ein behindertes Kind, dem sie Arme und Beine ersetzen und Anweisungen geben musste. Eigentlich benahm sich Rita, als sei sie seine Mutter – sie machte ihn zum Kind, und gleichzeitig entsexualisierte sie ihn.
Ein Mann, der das Gefühl hat, er sei inkompetent, ist auch fast impotent – und er ärgert sich darüber. Indem sie ihn zum Kind machte, spielte sie ihren Beschützerinstinkt aus, und dadurch verlor sie ihn als Mann. Sie erzählte mir:
Ich habe den Respekt vor Mark verloren. Wie kann man einen Mann respektieren, den man ständig wie ein Baby behandeln muss? Es stellen sich so viele Fragen: Warum habe ich mir überhaupt so einen Mann ausgesucht… einen, der seinen eigenen Namen vergessen könnte, der mich mit seiner Verdrehung der Wirklichkeit schikanieren kann, der beim geringsten Anlass seine Gefühle abschaltet? Warum, um alles in der Welt, will ich bloß bei ihm bleiben?
Als ich mit Rita sprach, wurde eine Reihe von Gründen klar. Sie war auf Marks Verlässlichkeit angewiesen – er war immer da, und so sehr sie sich auch beschwerte, sie wollte, dass er so blieb. Er vermittelte ihr ein Gefühl von Ordnung und Ruhe. Mit ihm gab es nicht die hitzigen Diskussionen wie in ihren früheren Beziehungen zu Männern, die genauso offen redeten wie sie. Rita hielt Mark sogar davon ab, seine Feindseligkeit direkter zu zeigen.
Aber Ritas Sorgen gingen über die Frage, ob Mark nach Hause finden würde, hinaus. Als sie zu mir in die Therapie kam, machte sie sich Sorgen, dass Mark sie nicht liebte. Sie konnte noch nicht begreifen, was es für ein Unterschied ist, ob man bei anderen Vertrauen aufbaut und ihnen ihre Unabhängigkeit lässt oder ob man sie »errettet« und kontrolliert; deshalb verhielt sie sich bei Mark immer noch als Retterin. Eigentlich war Rita nicht darauf eingestellt, dass Mark sich änderte und weniger passiv-aggressiv wurde.
Wenn Sie sich einem passiv-aggressiven Mann gegenüber wie ein Elternteil oder eine Autoritätsperson verhalten, wenn Sie für ihn Verantwortung übernehmen oder Entscheidungen treffen, dann haben Sie ihn ermutigt, die Rolle des Abhängigen zu spielen. Und damit haben Sie ihn auf einer sehr grundlegenden Ebene in die Lage versetzt, passiv-aggressiv zu sein.
Wenn Sie zu den Ehefrauen, Müttern oder Schwestern gehören, die den Abfluss selbst in Ordnung bringen oder den Klempner rufen, statt den Mann an sein Versprechen zu erinnern – dann sind Sie eine solche Retterin . Weil Sie das Wasser der Feindseligkeit nicht aufrühren wollen, verstärken Sie den Eigensinn eines passiv-aggressiven Mannes, und damit machen Sie es noch unwahrscheinlicher, dass er das Rohr irgendwann – oder in einem vernünftigen Zeitraum – reparieren wird. Die Drecksarbeit wird er immer Ihnen überlassen. Und der passiv-aggressive Mann wird nur noch mehr Grund haben, Sie als »dominierend« zu empfinden und Ihnen Ihre Macht übel zu nehmen.
Aus der Beziehung zwischen Retterin und Errettetem kann eine ungesunde Symbiose entstehen, in der Sie (wenn auch unbewusst) mit dem passiv-aggressiven Mann unter einer Decke stecken und Spannung erzeugen, indem Sie die Konflikte aufrechterhalten. Ironischerweise schützt seine passive Aggression Sie gegen die Angst vor Veränderung.
Es ist schwer zuzusehen, wie jemand (in extremen Fällen) sein Leben zerstört oder von Fehler zu Fehler stolpert, ohne etwas tun zu können, um ihm zu helfen. Solches Versagen wirkt wahrscheinlich unmittelbar auf Sie zurück. Retten oder nicht retten – keine Möglichkeit ist ganz und gar richtig. Jenseits von seinem persönlichen Schmerz wird ein passiv-aggressiver Mann Ihren Unwillen, ihn zu retten, als Zurückweisung ansehen, und das verstärkt seine Ansicht, Sie kümmerten sich nicht genügend um ihn. Je mehr Sie ihn aber andererseits bemuttern und je mehr er das zulässt, desto stärker akzeptieren Sie beide, dass er grundsätzlich unfähig und unzulänglich ist.
Nur wenn Sie ihm so viel Raum geben, dass er seine eigenen Fehler machen kann, wird er lernen, erwachsen zu werden.
Der passiv-aggressive Mann ist schwierig, verletzlich und, wie Sie erfahren haben, im Umgang mit Frauen ein wenig schwerfällig. Aber wenn Sie von ihm Zugeständnisse, Zusammenarbeit und vielleicht auch Leidenschaft erwarten und das Gefühl haben, deshalb mit ihm kämpfen zu müssen, dann brauchen Sie eine andere Einstellung ihm gegenüber. Wenn Sie an sich
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