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Warum Maenner mauern

Warum Maenner mauern

Titel: Warum Maenner mauern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Wetzler
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auftauchen, als Hüterin des Feuers oder als »die Frau hinter dem Mann«, als personifizierte Beständigkeit, Unterstützerin, Sirene oder Geberin alles Warmen und Guten.
    Die Retterin sieht den passiv-aggressiven Mann ständig am Rande des Abgrunds – im Beruf oder im Privatleben –, und sie hat den natürlichen Trieb, jemandem zu helfen, dem es schlecht geht. Sie greift ein, um die Lage zu retten. Der passiv-aggressive Mann ist betört… und unterwirft sich. Vielleicht hat er sie sogar dazu aufgefordert. Anfangs liebt er die Zuwendung.
    Oberflächlich betrachtet erscheinen die Beweggründe der Retterin guten Absichten zu entspringen, und oft stimmt das auch; ebenso oft aber sind sie keineswegs so tugendhaft und selbstlos. Für einen passiv-aggressiven Mann ist solche Großzügigkeit keine Befreiung, sondern sie knechtet ihn. Die Retterin sorgt dafür, dass er für die anderen gut aussieht – sie ist der Soldat, der für sein Selbstbewusstsein kämpft. Sie findet Entschuldigungen für seine Faulheit, sein Zuspätkommen, seine Schwerfälligkeit; dazu übernimmt sie so viele Aufgaben wie möglich und sagt zu ihm: »Ist schon gut, Herbert, ich kann es ohnehin schneller.« Wenn er Unheil anrichtet, räumt sie hinter ihm auf. Zieht er sich zurück, verwöhnt von ihrer Aufmerksamkeit oder weil er weiß, dass sie die Dinge schon richten wird, übernimmt sie alles und lässt ihn gehen. Diese übermäßige Fürsorge zieht sich durch die private oder berufliche Beziehung.
    Wenn Sie in Ihrer Beziehung statt Gleichberechtigung, Scharfsinn und Sexualität mehr Muttergefühle entdecken, als Sie für gut halten, dann müssen Sie herausfinden, in welcher Form Sie von der Rolle der Retterin profitieren. Fällt es dem Mann vielleicht schwer, eine Stelle zu finden oder befördert zu werden? Hat er Alkohol- oder Drogenprobleme? Ist er kontaktarm oder so streitsüchtig, dass Sie seine einzige Freundin sind? Wenn er in dieser Weise selbstzerstörerisch ist – wie weit treiben Sie dann die Rolle der helfenden Kameradin?
    Vielleicht ist er auch grundsätzlich neutral und hat keines der genannten Probleme in extremer Form, aber dann ist möglicherweise seine Achtlosigkeit zum Verrücktwerden – er verliert Schlüssel oder wichtige Papiere, er geht am Flughafen weg, um zu telefonieren, und lässt seinen Koffer im Flugzeug liegen; er raucht und hat in alle Polstermöbel und Jacken Löcher gebrannt; er bringt angefangene Aufgaben nie zu Ende oder lebt in einer Traumwelt, die Sie für ihn Wirklichkeit werden lassen sollen – wie stark wenden Sie sich ihm und seinen Marotten zu wie eine Glucke?
    Mit einem solchen Konflikt mussten sich Mark und Rita auseinandersetzen; sie war die wissende Retterin, und er war ihr Freund, der Errettete, der für die Gefahren, die ihn umgaben, blind war. Mark, ein recht erfolgreicher vierunddreißigjähriger Börsenmakler, war meist ruhig und nur selten schlecht gelaunt; er hatte ein paar passiv-aggressive Eigenschaften, vor allem gewohnheitsmäßiges Hinauszögern, Geistesabwesenheit und eine Naivität, die andere seltsam fanden und die Rita dazu brachte, über ihn zu wachen.
    Rita, lebhafter und extrovertierter, war dreißig Jahre alt und achtete mehr auf die kleinen Dinge des Lebens und Verhaltens. Sie sorgte sich, Mark werde sich so in das Lesen von Papieren vertiefen, dass er nicht an der richtigen U-Bahn-Station ausstieg. Sie fürchtete, er könne überfallen werden, zu dem Räuber etwas Boshaftes sagen und daraufhin auf offener Straße ermordet werden. Sie machte sich Sorgen, wie sie ihn davon abbringen könne, erneut die Einbauschränke umzubauen, was ihnen beiden noch einmal acht Monate lang Unannehmlichkeiten bereiten würde. Und sie war beunruhigt, weil sie immer seltener und weniger leidenschaftlich miteinander schliefen.
    Mark und Rita ergänzten sich in vielerlei Hinsicht gut, aber kürzlich beschwerte sich Rita über Marks passive Aggression. Bei einer Sitzung in meinem Sprechzimmer legte sie dar, wie sie für Mark zur Retterin geworden war. Rita, die meist freimütig erzählte und dazu neigte, Ereignisse theatralisch zu dramatisieren, war der Ansicht, dass Mark sie oft »auf den Thron setzte«, um selbst bei ihren Freunden als Bösewicht zu erscheinen. Das ärgerte sie, denn sie »versuchte ständig, ihn glücklich zu machen« oder »das Beste aus ihm herauszuholen«.
    Rita konzentrierte sich auf seine »Unzulänglichkeiten«, und das führte dazu, dass sie ihren eigenen Beitrag zu ihrer

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