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Warum Maenner mauern

Warum Maenner mauern

Titel: Warum Maenner mauern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Wetzler
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auch jede andere Frau, die ihn an sie erinnert. Und das tun alle Frauen. Passiv-aggressive Männer kehren häufig in unbefriedigende Beziehungen zurück, einfach weil sie ihnen vertraut sind, selbst wenn es eine entsetzliche Vertrautheit ist. Ohne es zu wissen, sind Sie oft eine Schauspielerin in der Wiederholung seiner Vergangenheit.
    Angenommen, seine Mutter wollte jede Bewegung von ihm mitbekommen. Das ist die gefühlsmäßige Tatsache, an der er noch heute hängt. Jetzt ist er mit Ihnen zusammen und glaubt, auch Sie seien ihm ständig auf den Fersen. Informationen und Ereignisse wird er so verdrehen, dass sie ihn bestätigen. Wie macht er das? Er äußert sich nicht genau, wann er sich Freitagabend mit Ihnen treffen will, und bittet Sie, »ihn nicht festzunageln«. Sie nageln ihn nicht fest, und bis zehn Uhr abends ist nichts von ihm zu sehen. Sie hinterlassen Nachrichten auf seinem Anrufbeantworter; um elf Uhr ruft er zurück und ist verärgert, weil Sie viermal angerufen haben, um herauszufinden, wo er ist. Und damit hat er seinen Beweis: Sie sind besitzergreifend.
    Einerseits schätzt er die Fürsorge und Zuwendung seiner Mutter, und möglicherweise sehnt er sich immer noch danach, aber jetzt, wo er erwachsen ist, dreht er den Spieß herum: Er will bestimmen, wie viel Macht eine Frau über ihn hat. Er setzt seinen ganzen Charme ein, dramatische Leidensgeschichten über sich selbst, seine unterdrückte Wut und leere Versprechungen, damit Sie sich bemühen, ihn zu bestätigen, zu lieben und zu akzeptieren. Sein Spiel mit Abhängigkeit und Macht steht auf einem schwankenden Gefühlsfundament, aber wenn er erwachsen ist, wird es zur verwurzelten Gewohnheit.
    Die mittlere Kindheit:
heranwachsen und sich anpassen
    Wenn ein Junge etwa acht oder neun Jahre alt ist, wachsen seine Möglichkeiten, der Umwelt mit Meinungen, Instinkt und einer gewissen Kenntnis der negativen Seiten entgegenzutreten, gewaltig an. Konkurrenzkämpfe, die typische »ödipale Krise« (Opposition gegen den Vater), die Beobachtung der Beziehung zwischen den Eltern, Urteile über ihr Verhalten, sich durchzusetzen bei Schulkameraden und Geschwistern – all das gewinnt eine große Bedeutung.
    Fangen wir einmal damit an, wie er die Ehe der Eltern sieht und miterlebt. Im typischen Fall gibt es zwischen ihnen eine Tradition von Streitereien, die sich entweder in offenem Kampf und Türenknallen äußert oder aber durch »Entspannung«, Kaltblütigkeit und übersteigertes Selbstbewusstsein. »Als ich ungefähr neun war«, erzählte mir ein passiv-aggressiver Patient, »fragte ich meine Mutter, ob sie an Gott glaubte. Sie sagte, ich solle nicht solche persönlichen Fragen stellen.«
    Bei den Eltern passiv-aggressiver Männer kommt Alkoholismus bemerkenswert oft vor. Alkohol vermindert auf eine gewisse Weise die Konflikte. Ein stürmischer Streit ist ein Weg, um Distanz herzustellen. Das Kind ist in einem solchen emotionalen Streit entweder der machtlose Beobachter oder ein Opfer im Getöse. Der passiv-aggressive Mann lernt von seinen Eltern, wie er seinen »kalten Krieg« führen muss, jenen argwöhnischen Frieden, den er mit Ihnen und der Nähe in einer Beziehung geschlossen hat.
    Der passiv-aggressive Mann hatte heftige Konflikte mit seiner Mutter, besonders wenn sie einen starken Willen hatte und wenn der Vater entweder gedemütigt wurde oder zu oft abwesend war; deshalb fehlt ihm ein geeignetes Vorbild für die männliche Rolle. Wenn seine Mutter den Vater herabsetzte, war es verachtenswert, so zu sein wie er.
    Bleibt also noch die Identifikation mit der Mutter, die er gefürchtet und über die er sich geärgert hat. Aber sich als Verbündeter gegen den Vater auf die Seite der Mutter zu schlagen würde zu viele Schuldgefühle heraufbeschwören. Die ödipale Konkurrenz zu gewinnen und den Platz des Vaters einzunehmen – um mit Freudschen Ausdrücken zu sprechen – ist tabu. Deshalb schwankt der passiv-aggressive Mann angespannt hin und her zwischen der Identifikation mit dem Vater, einem Mann, den er nicht in vollem Umfang respektiert, und der Scheu vor seiner Kälte, seinem Zorn oder seiner Gleichgültigkeit.
    Manche Eltern verständigen sich nur über den Sohn miteinander: Ihre Gespräche beschränken sich auf die Frage, wie sie ihn behandeln sollen. Andere sprechen über ihn hinweg, als sei er ein Gegenstand. Ein passiv-aggressiver Mann erzählte mir, er sei während seiner ganzen Kindheit für seinen Vater »verschwunden« gewesen. So saß er

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