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Warum Maenner mauern

Warum Maenner mauern

Titel: Warum Maenner mauern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Wetzler
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über seine Herkunft: »Mein Vater war erledigt. Das muss ihn für meine Mutter sehr attraktiv gemacht haben. Keine Bedingungen…« John Irvings ausgezeichnet konstruierte Erzählung über Geschlechterrollen, Liebe und Verlässlichkeit dürfte manche passiv-aggressiven Männer treffend charakterisieren, beispielsweise Bill, dessen Eltern miteinander umgehen, als gebe es »keine Bedingungen«.
    Zwischen den Eltern können sich sehr unterschiedliche Dinge abspielen, aber allgemein betrachtet ist Bills Geschichte typisch für die Jugend vieler passiv-aggressiver Männer: ein verwirrter Junge, hin- und hergerissen in seiner Anhänglichkeit. Insgesamt wird der Vater wahrgenommen, als sei er nicht ganz da . Das könnte bedeuten, dass er für den Jungen Furcht erregend und unnahbar ist, oder aber dumm und unfähig, oder aus beruflichen Gründen viel zu oft abwesend – immer fehlt die männliche Identifikationsfigur. Dagegen ist die Mutter von großer Bedeutung, und sie wird eine Art Vorbild für die späteren Liebesbeziehungen. Der passiv-aggressive Mann lässt sich mit verführerischen Frauen ein, die aber gleichzeitig auch gefährlich sind und herrschen wollen. Er kennt den »Typ«. Von solchen Frauen fühlt er sich einerseits angezogen, aber andererseits sprechen sie auch seine Angst vor Nähe an. Um diese Angst zu bewältigen, versucht er beispielsweise hartnäckig, seine Unabhängigkeit zu demonstrieren, oder er zeigt zu wenig geeigneten Zeitpunkten die kalte Schulter.
    Die so geschaffene gefühlsmäßige Distanz kann sich auch auf Geschwister erstrecken, denn Brüder und Schwestern sind für einen passiv-aggressiven Mann bis ins hohe Alter eine Quelle von Neid und Konkurrenz. Da er sich der Gefühle seiner Eltern ohnehin nicht sicher ist, reagiert er empfindlich auf jede Veränderung, die mit der Geburt eines weiteren Kindes eintritt. In der Sicht des passiv-aggressiven Mannes waren die Eltern in ihrer Liebe nicht zuverlässig. Ein Konkurrent, besonders wenn er klein, niedlich und hilflos ist, stellt für ihn eine zu große Störung dar.
    Die meisten Kinder, Jungen wie Mädchen, nehmen es übel, wenn ein anderes Objekt der Liebe ins Spiel kommt, und sie protestieren auf ihre Weise dagegen – indem sie den Nachdruck auf den Vorteil des Großen und Mächtigen gegenüber dem Kleinen und Hilflosen legen. Das jüngere Kind kann sich über die Macht des älteren oder erstgeborenen, das ja mehr Möglichkeiten und Vorteile hat, natürlich ebenfalls ärgern.
    Das Problem liegt nicht darin, dass der passiv-aggressive Mann sich über seine Brüder oder Schwestern ärgert, denn das ist völlig normal; die Schwierigkeit ist vielmehr, dass die Eltern ihm wahrscheinlich nicht gestattet haben, Neid oder Ärger zu zeigen. Warnungen der Eltern wie »Wir haben dich nicht großgezogen, damit du egoistisch und niederträchtig bist; gib den halben Keks deinem Bruder« können einen Jungen in die passive Aggression drängen. Das kann so weit gehen, dass er ein Spielzeug kaputtmacht, sogar ein eigenes, und dann den Bruder oder die Schwester beschuldigt, nur um ihm oder ihr Schwierigkeiten zu machen. Oder er ist doppelzüngig: »lieb« zu Bruder oder Schwester, solange die Eltern zugegen sind, aber voller Boshaftigkeit, sobald die Erwachsenen das Zimmer verlassen haben. Solche Eigenschaften können schließlich zu einer Lebensform werden.
    Der junge passiv-aggressive Mann, der seinen Ärger nicht offen zeigen darf, bedient sich zahlloser anderer Wege, um seine Feindseligkeit mitzuteilen. Vielleicht war er völlig destruktiv, weinerlich und lästig, weil er ständig hoffte, der Strafe zu entgehen. Wenn Eltern ihre passiv-aggressiven Söhne zur Therapie bringen, dann interessanterweise am häufigsten aus Gründen wie Trotz, Halsstarrigkeit, schlechter Schulleistungen, fehlender Kontrolle über Blase oder Darm, schlechter Tischmanieren, übermäßigem Schlafbedürfnis, Verweigerung des Sprechens oder Anfälligkeit für Unfälle – das alles sind Akte der Auflehnung, und viele davon finden in der Schule statt.
    Der passiv-aggressive Junge, der schon zu Hause Schwierigkeiten mit Autoritäten hat, muss nun mit einer zweiten Autoritätsfigur fertig werden, dem Lehrer. Sobald er in die Schule kommt, hat die Gesellschaft bestimmte Erwartungen an ihn, und denen begegnet er auf seine eigene Weise. Manche passivaggressiven Jungen glänzen in der Schule – hier werden sie anerkannt und wegen ihrer Leistungen geschätzt. Andere rüsten sich mit

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