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Warum Maenner mauern

Warum Maenner mauern

Titel: Warum Maenner mauern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Wetzler
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die meisten Menschen nimmt er gefühlsmäßige Unordnung in Kauf, wie sie durch die Streitereien entstehen. »Ich mag das Komplizierte«, sagt er vielleicht zur Erklärung, als bedeutete eine solche Behauptung, dass er ein faszinierendes, tiefsinniges Leben mit Ordnung und Vielfalt aufgebaut hat. In Wirklichkeit hat er sich in seinem vertrauten, missvergnügten Chaos eingerichtet.
    Der passiv-aggressive Mann bleibt lieber an Bord, mit einem Fuß drinnen und mit dem anderen draußen. Wenn er gehen will, richtet er die Situation so ein, dass Sie mit ihm Schluss machen müssen. Sie zu verlassen, das wäre zu real , zu selbstbestimmt, es würde zu viel Initiative erfordern. Außerdem würde es Ihnen die Möglichkeit geben, ihn zu beschuldigen, und das mag er überhaupt nicht. Ein passiv-aggressiver Mann will, dass Sie die Verantwortung für das Scheitern der Beziehung übernehmen. Dann hat er die Gelegenheit, sich selbst zu bedauern und Ihnen Schuldgefühle zu vermitteln, weil Sie ihn verlassen haben.
    Besonders Retterinnen fühlen sich veranlasst, ihm zu helfen, und anfangs schätzt er die Zuwendung und die Phantasien darüber, was die »Rettung« ihm nützen wird. Es kann so wichtig sein, dass er Sie dazu bringt, seine Arbeit zu verrichten, oder aber so unwichtig, dass er Vorschläge macht, wie ein Ziel zu erreichen ist. Ihre Anstrengungen werden wahrscheinlich nicht anerkannt, denn sein Suchen nach Fehlern und seine negative Einstellung siegen über die besten Absichten und über das, was der gesunde Menschenverstand sagt. (»Ja, aber…«) Das ist natürlich sein eigentliches Ziel – sich Ihnen zu widersetzen. Er richtet Ihre Energien rückwärts gegen Sie selbst. Er bestreitet, Ihre Hilfe zu brauchen, und weil er Sie dennoch braucht, macht es ihm vielleicht sogar Spaß, Ihnen zu erklären, wie unzulänglich Sie sind.
    Der Mangel an Initiative entspringt beim passiv-aggressiven Mann eigentlich der Angst, zurückgewiesen zu werden. Martin, ein vierundzwanzigjähriger passiv-aggressiver Mann, kam zu mir in die Therapie, weil er große Schwierigkeiten hatte, Freundschaften und Liebesbeziehungen aufrechtzuerhalten. Er war wirklich unfähig, für Menschen warme Gefühle zu entwickeln. Zwar wusste er, dass er am Anfang einen guten Eindruck machte, aber er nahm an, dass die Menschen und insbesondere Frauen ihn nicht mehr mögen würden, wenn sie ihn näher kennen lernten. Als er in die Therapie kam, war er so entmutigt, dass er sich zwar verzweifelt nach Freundschaften sehnte, gleichzeitig aber keine wirklichen Anstrengungen in dieser Richtung unternahm. Martin stieß andere eher von sich.
    Er nahm also die unausweichliche Ablehnung vorweg, handelte unangreifbar und kühl und vermittelte dadurch den Eindruck, er tue den Frauen einen Gefallen, wenn er mit ihnen ausging. In Wirklichkeit war natürlich das Gegenteil richtig. Es war der Versuch, durch Angriff und Verteidigung Zuwendung und – so seine Hoffnung – Liebe zu bekommen. Wieder war es die sich selbst vereitelnde Masche (»Ich brauche dich nicht«), mit der er sein Abhängigkeitsbedürfnis kaschierte. Aber je distanzierter er war, desto weniger hatte er leider eine Chance, das zu bekommen, was er eigentlich suchte. Die Therapie konzentrierte sich darauf, Martin angreifbar für das Risiko der Ablehnung und Enttäuschung zu machen, jene Gefahren auf dem einzigen Weg zum Aufbau von Beziehungen.
    Als ich Martin vorschlug, er solle die Initiative übernehmen, erwiderte er: »Wozu? Sie wird mich sowieso nicht mögen.« Wie Martin geht es auch anderen passiv-aggressiven Männern: Die Hoffnungslosigkeit siegt über den Wunsch, die Herausforderung anzunehmen und neue Möglichkeiten auszuprobieren. Und wenn es keine neuen Möglichkeiten gibt, weil er sie sabotiert, dann klagt er das Schicksal an. Indem er das Schicksal oder eine höhere Macht verantwortlich macht, akzeptiert er widerwillig seine Passivität. Dieser Pessimismus bestimmt das Berufsleben des passiv-aggressiven Mannes ebenso wie seine zwischenmenschlichen Beziehungen. Bei der Arbeit konzentriert er seine Aufmerksamkeit auf die Frage, warum Dinge nicht zu schaffen sind, statt sich zu fragen, wie man sie schaffen kann . Die Fähigkeit, sich konstruktive Problemlösungen auszudenken, scheint ihm zu fehlen.
    JoAnne, eine Patientin, hatte mitangesehen, wie ihr Bruder zeit seines Lebens unter diesem Problem gelitten hatte. George wurde Teilhaber in einem Video- und Plattenladen, aber er hat ein schlechtes Gespür für

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