Warum Maenner mauern
zu bringen. Ihre schwierigste Aufgabe mit dem passiv-aggressiven Mann in Ihrem Leben wird es sein, ihn davon zu überzeugen, dass es in Ordnung ist, wenn er wütend ist . Wenn er das begriffen hat, kann er offen zugeben, was er empfindet. Was Sie tun und zu welcher Reaktion Sie sich entschließen, wirkt sich stark darauf aus, ob er sich so wohl fühlt, dass er seinen Ärger in geeigneter Weise ausdrücken kann. Wut ist für jeden Menschen eine schwierige Angelegenheit – sie kann uns ängstigen, in Verlegenheit bringen oder verwirren. Deshalb halten wir andere vielleicht unbewusst davon ab, sie unmittelbar zu äußern. Und diese Botschaft kommt bei ihm an: Er darf sich nicht ärgern; Sie wollen davon nichts hören; und Sie wollen sich damit nicht auseinandersetzen.
Noch schlimmer ist das Bedürfnis auf Rache. Wer sich ärgert, verliert den Faden der Vernunft und hat nicht den klaren Kopf, den er gerne hätte. Es ist ein Unterschied, ob man sagt, was man will (»Wenn du mich immer unterbrichst, kann ich dir nicht sagen, was du wissen musst«), oder ob man sich mit Sarkasmus und offener Feindseligkeit rächt (»Fängst du schon wieder an – ich weiß nicht, ob ich mir überhaupt die Mühe machen soll, mit dir zu reden!«). Genau solche Antworten sind es, die jede Unterhaltung und Diskussion töten. Die Probleme mit dem passiv-aggressiven Mann werden dadurch nur schlimmer, nicht besser.
In ihrem Buch Anger: The Misunderstood Emotion (Dt: Wut. Das missverstandene Gefühl ) schreibt Carol Tavris: »Verbale Aggression versagt gewöhnlich, weil sie den anderen aufbringt und ihn veranlasst zurückzuschlagen; eine Beschreibung des eigenen Gefühlszustandes stellt dagegen viel weniger einen Angriff dar und bringt den anderen dazu, die Sache wiedergutzumachen.« Wenn Sie die Offenheit unterstützen, das heißt, wenn Sie zunächst den Grund aussprechen, warum Sie sich ärgern, bringen Sie sich selbst automatisch in eine bessere Position. Mit dieser Methode des »Gefühlsberichts« steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es funktioniert, besonders mit einem passiv-aggressiven Mann.
Manche Frauen versuchen, genau auf die umgekehrte Weise mit dem Ärger fertig zu werden. Sie fühlen sich wohler mit der Neigung des Mannes, die Wut zu leugnen, und versuchen ihn mit Humor davon abzubringen. (»Ach Charlie, vergiss es… was macht das schon? Du hast es doch gar nicht nötig, dich so aufzuregen.«) Für sie bringt dieser Weg des geringsten Widerstandes eine gewisse Annehmlichkeit. Auch wenn der Kerl noch so abscheulich und aufreizend schmollt, ist die passive Aggression für beide noch ungefährlicher als die unmittelbare .
Wenn ein Mann mit Humor von dem Ärger abgebracht wurde, den er sonst unter Umständen auf andere Weise ausgedrückt hätte, fühlt er sich nicht unbedingt besser oder weniger ärgerlich – er schmort nur vor sich hin. Und, was noch schlimmer ist: Ihr Humor (und Ihre Witze) sind für ihn Unterdrückung oder Fremdbestimmung. Einerseits lässt er sich leicht abschrecken und hat Angst vor Konfrontation, andererseits aber ärgert er sich über die Herablassung, die aus Ihren Versuchen spricht, mit seinem Ärger »umzugehen«.
Ärger zu unterdrücken ist weder konstruktiv noch eine optimale Lösung, selbst wenn der Humor die Spitze nimmt. Vielleicht sind Sie der Ansicht, dass Humor auf kurze Sicht vorzuziehen ist, aber langfristig gesehen wirkt er sich auf die Beziehung in heimtückischer Weise aus. Machen Sie sich nichts vor: Der Ärger des passiv-aggressiven Mannes wird an anderer Stelle zum Vorschein kommen, unausweichlich, passiv-aggressiv. Im Allgemeinen empfehle ich beiden Partnern deshalb die Methode des »Gefühlsberichts«. Damit vermeiden Sie die doppelte Gefahr von Unterdrückung und Rache. Aber um sie anzuwenden, müssen Sie sich beim Umgang mit Ärger wohl fühlen, im Gegensatz zu einer Patientin, die kürzlich zu mir kam.
Debra arbeitete mit Begeisterung als Reklametexterin in einer gut gehenden Werbeagentur, aber sie hatte Streit mit Roger, einem ehrgeizigen Kollegen von fünfunddreißig Jahren, der schon ein Jahr länger in der Firma arbeitete als sie. Debra, die besonders sensibel auf Eigenarten und Verhaltensweisen von Menschen reagierte, beschrieb ihn mit typischen Begriffen (»manipulierend, bestimmend, nicht greifbar, sofort frustriert, wenn es nicht nach seinem Willen geht, schützt sich zu stark selbst, reagiert zu heftig und greift andere an«). Roger konnte nicht die leiseste Kritik
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