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Warum Maenner mauern

Warum Maenner mauern

Titel: Warum Maenner mauern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Wetzler
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vertragen, und er bestrafte Debra dafür, indem er tagelang schmollte. Das machte sie einfach wütend. (»Ich kann nicht mit jemandem arbeiten, der sich benimmt, als gäbe es mich nicht. Und manchmal weiß ich nicht einmal, womit ich ihn beleidigt habe.«)
    Sie war in einem Kreislauf der Frustration gefangen. Sie bemühte sich offen um eine Beförderung; damit drängte sie sich in Rogers Domäne, und infolgedessen war sie zum Stachel in seinem Fleisch geworden. Roger, ein Meister der indirekten Beleidigungen, versuchte, ihre Vertrauenswürdigkeit zu untergraben. Bei Konferenzen sah er sie zum Beispiel mit kühlem Blick an und sagte mit charmantem Unterton: »Findest du nicht, dass die Konferenz überfüllt ist, Debra?« – damit wollte er ausdrücken, sie gehöre nicht dazu. Oft erzählte er ihr Lügen, die ihm keinen Vorteil brachten und die sie leicht entlarven konnte.
    Debra war wegen der Art, wie Roger mit ihr umging, beunruhigt, und sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Sie sagte mir, es sei ihr lieber, wenn Roger seine Wut offen ausdrückte, und dann sei es vorbei, statt passiv-aggressive Spiele zu spielen. Daraufhin forderte ich sie heraus: Ich bat sie, sich vorzustellen, wie eine solche Auseinandersetzung ablaufen würde. Als sie die hypothetische Szene mit echten Temperamentsausbrüchen beschrieb, wurde ihr klar, dass der direkte Umgang mit dem Ärger ihr auch nicht gefiel: Sie entdeckte, in welchem Ausmaß die Angst vor dem Ärger ihre Handlungen einschränkte.
    Dass Roger seinen Ärger offen ausdrückte, war Debra ebenso wenig recht, wie wenn er ihn indirekt zeigte. In Wirklichkeit wollte Debra, dass Roger sich weniger über sie ärgerte (und sich weniger von ihr bedroht fühlte), also etwas ganz anderes und ziemlich Unrealistisches. Im Grunde wünschte sie sich, sie hätte mit seinem Ärger überhaupt nichts zu tun. Dann gab sie zu, dass Roger gelegentlich sehr wohl seinem Ärger Luft machte und dass sie, von ihm verletzt, ihn dann daran hinderte. Die passive Aggression war für sie ungefährlicher als der direkte Angriff. Bei aller psychologischen Raffinesse und Einfühlsamkeit drängte Debra ihren Kollegen Roger unabsichtlich in eine passiv-aggressive Position. Mein Rat lautete: Gestatten Sie ihm, direkter zu sein. Von nun an konzentrierte sich die Therapie darauf, wie sie den Mut aufbringen konnte, dem Ärger anderer nicht auszuweichen.
    Der erste wichtige Schritt mit einem passiv-aggressiven Mann besteht darin, ihm gegenüber keine kritische Haltung einzunehmen. Das kann dazu führen, dass er seine Erwartungen und die Art, wie er Sie wahrnimmt, verändert. Eine solche Haltung ohne Kritik zeigt ihm, dass Sie ihn so akzeptieren, wie er ist – ob er sich ärgert oder nicht. Je mehr Sie ihn akzeptieren und je mehr er das weiß , desto leichter werden Sie letztlich den Punkt erreichen, wo Sie ihm ohne Groll sagen können, dass es Zeit ist, das Thema fallen zu lassen und weiterzukommen. Wenn er Sie anders erlebt und sich seiner selbst sicherer fühlt, wird er lernen, auf Kritik an seinem Verhalten zu hören, ohne sie als Kritik an sich selbst aufzufassen.
    Selbstschutz
    Ein Mann hat ein Recht auf seine Gefühle, aber er hat nicht das Recht, seiner Wut Luft zu machen, ohne sich um die Folgen zu kümmern – Sie sind kein Prellbock, der ihm ausgesetzt ist und, ohne mit der Wimper zu zucken, zahllose Schläge einstecken muss.
    Denken Sie daran: Manchmal hat der Ärger, den Sie ertragen müssen, überhaupt nichts mit Ihnen zu tun. Ein Mann, der auf seinen Chef wütend ist, lässt das vielleicht an Ihnen aus, wenn er nach Hause kommt. Sollen Sie solchen unangebrachten Ärger unterstützen?
    Sicherlich nicht. Wenn er Sie missbraucht, führt das nicht zu einer konstruktiven Lösung des Problems mit seinem Vorgesetzten. Im Gegenteil: Wenn er seinen Zorn auf Sie richtet, verringert sich die Chance, dass er sich mit seinem Chef auseinandersetzt, was ein viel konstruktiverer Schachzug wäre.
    Die läuternde Methode des »Lass es alles raus« zur Lösung von Ärger ist bei weitem zu einfach. Ende der sechziger bis Mitte der siebziger Jahre gab es eine Reihe von New-Age-Therapiemethoden, die sich darauf konzentrierten, »mit den eigenen Gefühlen in Kontakt zu treten«. Am häufigsten ging es dabei um den Ärger, das explosivste Gefühl.
    In Einzeltherapien oder Marathongruppensitzungen wurden die Teilnehmer aufgefordert, absichtlich wütend zu werden und sich bis zu einem Ausbruch zu steigern, oft mit Hilfe von

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