Warum Maenner mauern
»Laune« überdauern und ihren Freund durch Kampf zurückgewinnen. Greg, ein typischer Leichtfuß, mochte es, wenn man ihm nachlief und wenn er die Oberhand behielt; aber vor allem liebte er das Spiel dabei. Nina erzählte mir:
Greg schlug vor, ich solle Donna, die »andere Frau«, erschrecken und mein Kleid außen an seiner Schranktür hängen lassen. Donna würde es am nächsten Abend sehen und sich aufregen. Mir wurde schlecht , als er das sagte. Es war ein krankhaftes Spiel. Ich erkannte, dass Nähe für Greg darin bestand, andere Menschen zu erniedrigen.
Mir lag immer noch viel an ihm, und die Vorstellung, für immer mit ihm Schluss zu machen, fiel mir schwer. Aber ich wusste, dass ich es tun musste, um mein Leben zu retten. Nachdem ich Greg verlassen hatte, hörte ich, dass Donna zu ihm gezogen war. Irgendwie tat sie mir leid, mehr als er.
Der »Klotz am Bein«, der statische passiv-aggressive Mann, spielt ein ganz anderes Spiel, um Nähe zu verhindern. In dieses ebenfalls typische passiv-aggressive Schema passt Richard, ein dreiunddreißigjähriger technischer Zeichner bei einem großen Architekturbüro. Richard beteuert, ihm liege viel an Katherine, seiner Freundin, mit der er zusammenlebt, aber er widersetzt sich nach wie vor der Nähe. Ihre Beziehung befindet sich heute noch an dem gleichen Punkt wie vor vier Jahren, als sie zusammengezogen sind. Und erwartungsgemäß hat sie jeden Impuls zur Veränderung verloren.
Das Problem ist Richards emotionale Lähmung. Er ist nicht in der Lage, seine Gefühle zu zeigen oder leidenschaftlich auf Katherines Liebesbezeugungen zu reagieren, er ist ein völlig introvertierter Partner, der nichts geben kann. Noch schlimmer aber ist seine Halsstarrigkeit: Er besteht darauf, seine Zurückhaltung sei eine Tugend – »So bin ich eben!« Wenn er seine Kälte rechtfertigt, so glaubt er, braucht er sich keine Mühe zu geben, um Katherine etwas zu erwidern. Da er keine Verpflichtungen eingehen will, wehrt er sich heftig, wenn sie ihn bittet, sich hinzusetzen und über eine Verbesserung des Status quo zu sprechen.
Ein wirklich kritischer Punkt in ihrer Beziehung, so erzählte mir Richard, ist sein Mangel an Zuwendung ihr gegenüber – nicht weil er sich für andere Frauen oder nur für seine Arbeit interessierte oder weil er besessen wäre, im Fitnessstudio zu trainieren oder sich mit seinen Kumpels zu treffen; sein eigentliches Rückzugsrevier ist etwas, das nichts zurückgibt: das Fernsehen. Es betäubt ihn; Richard verliert sich je nach Laune im Umschalten zwischen den Kanälen oder in Phantasien über eine Show. Es ist jeden Abend das Gleiche: Er zieht sich um, isst zu Abend, ruft einen Freund an, und ab acht Uhr sitzt er vor dem Fernseher, der Bildschirm fesselt ihn, gleichgültig, was gerade läuft.
Eines Abends – Richard verfolgte gerade eine Serienwiederholung, die er schon ein paarmal gesehen hatte – stellte Katherine ihm eine Frage. Mürrisch erwiderte er: »Stör mich jetzt nicht« – als sei diese Sendung von größter Bedeutung für sein Wohlbefinden. Katherine war durch seine Antwort verletzt und schockiert. Eine alte Serienwiederholung war wichtiger als sie. Was sie auch versuchte, um eine Verbindung zu ihm herzustellen, er schloss sie aus seinem Leben aus. Der passiv-aggressive Mann vom Typ des »Klotzes am Bein«, wie Richard einer ist, mag zuverlässig und immer anwesend sein – Katherine nannte es »eine verlässliche Samstagabendbegleitung« –, aber es ist eine belastende Anwesenheit, eine drückende Belastung. Körperlich ist er da, aber das erinnert nur daran, wie abwesend er mit seinen Gefühlen ist. Was wie Verbindlichkeit erscheint, ist für ihn in Wirklichkeit nur Gewohnheit.
In der Therapie fragte ich Richard später, was er getan habe, als Katherine sich über sein Verhalten beschwerte. Mit einem gewissen Sinn für Humor und ein wenig Selbsterkenntnis erwiderte er: »Ich habe aufgeblickt und zwei Minuten lang Aufmerksamkeit geheuchelt.«
Vertrauen – eine sensible Angelegenheit
Die einfachsten Beziehungen, die sich auf Vertrauen gründen – zwischen Eltern und Kindern sowie zwischen Geschwistern –, werden durch Verwandtschaft zusammengehalten. Ein Kind vertraut darauf, dass seine Eltern es verteidigen, versorgen, ernähren und schützen. Eltern andererseits vertrauen darauf, dass ihr Kind treu, liebevoll und gehorsam ist. Blutsverwandtschaft und enge Freundschaft sind keine Garantie für Vertrauen: Kain, Judas, Brutus – es gibt
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