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Warum Maenner mauern

Warum Maenner mauern

Titel: Warum Maenner mauern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Wetzler
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Minidiktiergerät zu suchen. Sie können aber keine auftreiben, auch nicht nach einem Dutzend Telefonanrufen und ebenso vielen Versuchen in Schreibwaren- und Schallplattenläden. Sie erzählen es ihm, und er erwidert: »Ach, ich kann jederzeit den Lieferanten meines Bruders anrufen.« Ihre Bemühungen erkennt er nicht an. Er kehrt zu einer seltsamen Art von Selbstversunkenheit zurück: Entweder ist er gerührt, aber er kann damit nicht umgehen, oder er freut sich über Ihre Aufmerksamkeit und befürchtet, dass Sie von ihm eine Gegenleistung erwarten.
    »Er beleidigt mich, wenn ich ihm sage, dass ich etwas für ihn habe oder dass ich eine Gehaltserhöhung oder einen Geburtstag feiern will!«, beschweren sich andere Frauen. Wenn Sie einem passiv-aggressiven Mann im Voraus mitteilen, dass Sie für ihn eine Anstrengung unternehmen wollen oder sich für ihn freuen, überfällt ihn plötzlich Angst davor, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Sagen Sie ihm, dass Sie ein kleines Geschenk für ihn besorgt haben, dann antwortet er vielleicht: »Ich brauche nichts.« Öffnen Sie eine Flasche Sekt, schützt er Abstinenz oder Wut vor: »Ich mag keine Feiern, und schon gar keine mit billigem Sekt.« Die Beleidigung nimmt Ihnen den Wind aus den Segeln, und von nun an bestimmt seine Laune die Atmosphäre des Abends. Er hat sich in Sicherheit gebracht.
    Wieder andere Frauen sagen: »Er bringt mich in die Position der Erniedrigten, und das oft wegen Kleinigkeiten.« Es ist eine häufige Beschwerde – und eine frustrierende Eigenschaft passiv-aggressiver Männer. So etwas erlebte Helen, eine meiner Patientinnen. Sie ist Anfang dreißig, Designerin für Kinderkleidung und seit fünf Jahren verheiratet. John, ihr Mann, ließ eine geringfügige Klempnerrechnung vier Monate lang unbezahlt. Der Klempner rief Helen jeden Tag wütend an ihrem Arbeitsplatz an und drohte ihr. Helens Mann erzählte ihr fälschlicherweise weiterhin, er habe den Handwerker bezahlt, aber sie wusste, dass John den Klempner hinhielt und die Rechnung erst im allerletzten Moment begleichen würde.
    Ähnliches hatte sie mit John schon früher durchgemacht – er bezahlte nicht gerne Rechnungen, egal welche. Er hatte die seltsame Angewohnheit, dass er andere betteln, fordern oder juristische Schritte androhen ließ, seien es nun Kaufhäuser, die Bank, die Telefongesellschaft oder Kreditkartenunternehmen. Am Telefon war er listig und überzeugend – er konnte die Leute hervorragend hinhalten, bis sie mit ihrer Geduld am Ende waren. Im Grunde genommen war John ein geschickter Lügner.
    Schließlich fühlte Helen sich durch seine Schwindeleien so erniedrigt, dass sie beschloss, die Sache selbst in die Hand zu nehmen; sie hatte Verständnis für den Klempner und stellte den Scheck aus. Wie nicht anders zu erwarten, war John wütend, aber er diskutierte nicht darüber. Sie erzählt die Geschichte:
    Als ich John sagte, dass ich den Klempner bezahlt hatte, sah er mich an, als hätte ich ihn betrogen. Mich beschlich plötzlich das Ekel erregende Gefühl, es sei Johns Art, sich mächtig zu fühlen, wenn er die Leute in Gelddingen am Telefon hinhielt – es machte ihm Spaß, andere zu erniedrigen.
    John war außer sich, aber es gab vor allem Zähneknirschen und böse Blicke. Ich hatte noch nie zuvor für ihn eine Rechnung bezahlt. In seltsam kaltem Ton sagte er mir, ich solle mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern. Ich erwiderte, der Klempner sei auch meine Angelegenheit.
    Nach dem Handlungsprinzip, das John aufgestellt hat, nimmt er sich selbst etwas weg, wenn er anderen etwas gibt – selbst dann, wenn sie es sich verdient haben. Es könnte auch anders sein, aber ihm ist nicht klar, wie.
    Diese eingewurzelte Überzeugung des passiv-aggressiven Mannes, dass er das, was er will, nicht bekommt und nicht bekommen wird, wird zu einer Erwartung, die sich in eine sich selbst erfüllende Prophezeiung verwandelt. Die Leute sind nicht großzügig zu jemandem, der ihnen ständig etwas wegnimmt. Da er sich selbst nicht das Vergnügen gestattet, sich über die angenehmen Dinge des Lebens zu freuen, stößt er andere von sich weg, und das führt dazu, dass sie ihn ebenfalls abweisen. Diese Grundeinstellung dem Leben, sich selbst und der Welt gegenüber ist die Ursache der Enttäuschungen, die er ja erwartet hatte . Es ist ein Teufelskreis, der immer mehr Distanz schafft.
    Wenn Sie es mit einem Mann wie John zu tun haben, dessen Grundüberzeugung durch eine entsprechende

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