Warum Maenner und Frauen nicht zusammenpassen - aber irgendwie doch
war, als du deine Lebensmittel eingekauft hast? Nachos sind auch nicht gerade Schonkost.“
„Urlaub“, redete sie sich heraus und wedelte mit einem Pommes in der Luft herum. „Im Urlaub darf man sich von Junk Food ernähren.“
Wollte sie ihm damit zu verstehen geben, dass sie nicht mehr lange hier sein würde und er sich besser beeilte, wenn er sie noch mal küssen wollte? Oder bildete er sich das nur ein?
Ganz egal, er war sich dieser Tatsache auch so nur allzu bewusst.
„Liebes Kind, beim Stricken soll man locker sein und nicht die Nadeln durchbrechen.“
Anna schaute auf ihre verkrampften Hände und versuchte dann bewusst, sie zu entspannen. Mit ihrem Stickprojekt war sie noch nicht besonders weit. Sie nannte es absichtlich ein Projekt und keinen Schal, weil damit offen blieb, wie das Ergebnis am Ende auszusehen hatte. Was sie bisher produzierte, erinnerte nur mit sehr viel gutem Willen an einen Schal. Eigentlich gar nicht.
„Vielleicht solltest du einen Gin trinken, bevor du mit dem Stricken anfängst“, schlug eine der anderen Teilnehmerinnen vor. „Oder du nimmst ein paar Valium, falls du dir die irgendwie besorgen kannst.“
An diesem Tag waren nur zwei Frauen zum Treffen des Strickklubs erschienen, die sich aber begeistert bereit erklärten, sie in die Kunst des Strickens einzuführen. Pearl, die ihr geraten hatte, die Nadeln heil zu lassen, musste in den Sechzigern sein, schätzte Anna. Margaret war etwas jünger. Beiden gemein war ihre engelsgleiche Geduld. Okay, in Margarets Fall konnte sie jetzt nicht mehr ausschließen, dass selbige der Einnahme rezeptpflichtiger Medikamente geschuldet war.
Anna lachte. „Valium kommt gleich ganz oben auf meine Liste mit den Dingen, die ich dringend erledigen muss.“
„Du bist ziemlich verkrampft“, erklärte Pearl. „Deshalb fällt es dir auch so schwer. Deine Maschen sind dadurch so eng, dass du mit der Nadel nicht mehr reinkommst. Je verkrampfter du bist, desto frustrierender wird es und dann verkrampfst du dich noch mehr.“
Seufzend wandte Anna ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Projekt zu und versuchte, die Nadeln lockerer zu halten. Sie stellte sich vor, wie sie in einem Zustand völliger Ruhe kunstvoll einen wunderschönen Schal strickte, der sie in einer kalten Nacht wärmen würde. Die Realität sah leider anders aus – feste Maschen, die sich zu einer Wurst aufrollten. So strickte sonst eigentlich nur jemand, der vorher ein paar sehr steife Gin Tonic zu sich genommen hatte.
Bedauerlicherweise halfen bei ihr weder Valium noch Strickzeug, um sie zu entspannen. Ihre Anspannung konnte nur ein Mann lösen, doch dieser Mann verweigerte sich standhaft.
Anna zweifelte keine Sekunde daran, dass Cam Mayfield ihr bewusst aus dem Weg ging. Seit er das Fahrrad ihrer Großmutter repariert hatte, bekam sie ihn kaum noch zu Gesicht. Dabei war es praktisch unmöglich, am See nebeneinander zu wohnen, ohne sich andauernd zu begegnen. Das ließ nur den Schluss zu, dass er sie absichtlich mied. Wie albern. Es war doch nichts passiert, abgesehen von einem Kuss.
Obwohl sie es nicht aufgeschrieben hatte, stand ein erneuter Kuss von Cam ganz oben auf allen ihren Listen. Und diesmal hatte dieses Ereignis nicht in der Öffentlichkeit stattzufinden. Falls dabei Reißverschlüsse geöffnet wurden und Kleidungsstücke auf dem Boden landeten, sollte sie möglichst niemand stoppen.
Plötzlich fiel ihr auf, dass sie schon seit mehreren Minuten versuchte, die Nadel in eine besonders enge Masche zu zwängen. Es war ein Wunder, dass die dabei nicht abgebrochen war. Seufzend legte sie das Strickzeug auf ihren Schoß und schüttelte ihre verkrampften Hände aus. Wenn sie so weitermachte, bekäme sie noch Blasen.
„Du wirst doch schön zu Hause üben und dann nächste Woche wiederkommen, oder?“, erkundigte sich Pearl.
Erstaunt schaute Anna zur Uhr über dem Ausleihtresen und stellte fest, dass die Zeit tatsächlich um war.
„Natürlich“, versicherte sie. „Ich bin euch so dankbar für eure Hilfe. Und ich werde mir wirklich Mühe geben, meine Stricknadeln bis zum nächsten Mal nicht zu zerbrechen.“
„Probier es mal mit einem kräftigen Schluck Gin“, flüsterte ihr Margaret zu. „Das hilft.“
Was auch helfen würde, wäre ein gepflegter Orgasmus, dachte Anna, behielt das aber für sich. „Ich werde daran denken.“
Das Wetter an diesem Nachmittag war wunderschön, und tatsächlich freute sie sich darauf, mit dem Fahrrad ihrer Großmutter nach Hause zu
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