Warum manche Menschen nie krank werden
»spirituelle Sinnsuche« begab, stieß bei ihrer Mutter weder auf Begeisterung noch auf Verständnis, was die Beziehung zwischen Mutter und Tochter stark belastete.
Dies hielt Felice jedoch nicht davon ab, ihren Weg zu gehen, der sie schließlich in eine Yogaschule führte. Als sie zu ihrer ersten Stunde erschien, stellte Felice mit leichtem Entsetzten fest, dass sie mit Mitte 40 mit Abstand die älteste Schülerin war. Der ersten Schrecksekunde folgte jedoch sogleich ein erleuchtender Gedanke: Sie würde Yoga den Menschen nahe bringen, die wie sie befürchteten, zu alt dafür zu
sein. Heute arbeitet Felice als Yogalehrerin für Menschen, die sich in konventionellen Yogaschulen fehl am Platz fühlen. Sie lässt ihren Schülern viel Zeit für die einzelnen Übungen und plant ausreichende Ruhephasen ein. Auf ihrem Übungsprogramm stehen vor allem die körperlich weniger anspruchsvollen Positionen, in die sie ihre Schüler mit gewissenhaft formulierten und verständlichen Anweisungen hineinführt.
Felice ist davon überzeugt, dass Yoga sie kerngesund und körperlich fit hält. Ernsthaft krank war sie nur einmal in ihrem Leben. Während ihrer Zeit in Südkalifornien wurde hämolytische Anämie bei ihr diagnostiziert, eine genetisch bedingte Blutarmut, bei der die Anzahl der roten Blutkörperchen zu niedrig ist. Die Therapie verlief glücklicherweise erfolgreich, und dank ihrer ansonsten guten Verfassung hat sich Felice vollständig erholt. Von diesem Vorfall einmal abgesehen, war Felice schon immer sehr widerstandsfähig und überstand selbst die Grippe- und Erkältungswellen, die mit schöner Regelmäßigkeit durch Los Angeles schwappten, meist völlig unbeschadet. Das, so meint sie, hat sie dem Zustand der meditativen Entspannung zu verdanken, den sie mit Yoga erreicht.
»Traditionell dienen die Yogapositionen der Vorbereitung auf die Meditation. In der heutigen Form wird Yoga erst seit etwa 100 Jahren praktiziert. Früher waren Yoga und Meditation untrennbar miteinander verbunden.«
Um meditieren zu können, muss man über längere Zeit in einer Sitzhaltung verharren, »ganz gleich, wie alt Sie sind, und dazu muss der Körper erst einmal in der Lage sein«, erklärt Felice. »Wenn Sie sich von Ihrem Körper ablenken lassen, weil es hier und da zwickt und schmerzt und kribbelt,
kommt Ihr Geist nie zur Ruhe. Es erfordert Konzentration, sich mental ganz dem Hier und Jetzt hinzugeben, daher müssen Sie sich von allen anderen Gedanken – was Sie noch einkaufen müssen, wie gut Ihnen Ihr Yoga-Outfit steht, wie knackig der Typ auf der Matte neben Ihnen aussieht – lösen.«
Aus Yoga schöpft Felice die Kraft, um schwierige Zeiten und Schicksalsschläge wie den Tod Ihrer Mutter zu meistern. Trotz ihres getrübten Verhältnisses stand Felice ihrer Mutter mit praktischer Hilfe und menschlicher Nähe die letzten acht Jahre zur Seite, bis die alte Dame vor einiger Zeit im Alter von 96 Jahren starb. Felice kümmerte sich darum, dass ihre Mutter medizinisch ordentlich versorgt wurde, blieb bei ihr, als es dem Ende entgegenging, gab ihr Medizin und tat alles, was in ihrer Macht stand, um ihrer Mutter die letzten Tage und Stunden so angenehm wie nur möglich zu machen. In dieser schwierigen Zeit gaben ihr Yoga und Meditation Halt und innere Ruhe. »Ohne die Kraft, die ich auf spiritueller Ebene schöpfen konnte, hätte mich das alles schrecklich aufgewühlt und völlig überfordert.«
Das sind die Fakten
Vor zwei Generationen war Yoga noch eine geheimnisvolle Praxis aus dem Fernen Osten, unter der sich nur wenige Leute etwas vorstellen konnten. Wie schnell sich die Dinge doch ändern. Heutzutage werden Yogaübungen sogar in einigen Buslinien zu großen Flughäfen wie Cleveland und Houston angeboten, damit sich gestresste Reisende etwas entspannen
können. Für etwa 15 Millionen US-Bürger ist Yoga ein fester Bestandteil ihres Fitnessprogramms, und etwa 75 Prozent aller US-amerikanischen Fitnessstudios bieten Yogakurse an.
Yoga wird natürlich nicht erst praktiziert, seit uns verspätete Flüge stressen und an jeder Ecke Fitnessstudios wie Pilze aus dem Boden sprießen. Die meditativen Übungen, bei denen man sich in kompliziert aussehenden Positionen verbiegt, um das körperliche und geistige Wohlbefinden zu steigern, haben eine lange Tradition. Yoga ist ein Begriff aus dem Sanskrit und bedeutet so viel wie »anjochen« oder »zusammenbinden«, womit die Vereinigung von Körper, Geist und Seele gemeint ist, die durch die
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