Warum manche Menschen nie krank werden
Disziplin. Zu den berühmtesten Athleten des antiken Griechenlands zählte der Ringkämpfer Milon von Kroton, der der Legende nach vier Jahre lang ein Kalb, das in dieser Zeit natürlich zu einem kräftigen jungen Stier heranwuchs, auf den Schultern herumgetragen haben soll, um für die Olympischen Spiele zu trainieren.
Einige Zeit nach Milons Ableben kam einem seiner Landsmänner, Hippokrates von Kos, ein kluger Spruch über die Lippen, der bis heute das Prinzip des Krafttrainings treffend beschreibt: »Was genutzt wird, entwickelt sich, was ungenutzt bleibt, verkümmert.«
Heutzutage stemmen Kraftsportler lieber Eisen statt Vieh. Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfundene einstellbare Hantelbank mit Langhantel, auf die unterschiedlich schwere Scheiben aufgesetzt werden können, machte das Heben von Gewichten deutlich komfortabler. Und auch effektiver, denn die Entwicklung neuer Gerätschaften ermöglichte auch tiefere Einblicke in die sportmedizinischen Zusammenhänge. So fiel Sportlehrern und Profitrainern bald auf, dass sich die sportlichen Leistungen ihrer Zöglinge durch Krafttraining
verbesserten, und es dauerte nicht lange, bis Krafttraining in den Sportunterricht an Schulen Einzug hielt.
Als der Sportgerätehersteller Nautilus in den 1970er-Jahren die ersten Fitness- und Kraftsportmaschinen auf den Markt brachte, erfuhr das Krafttraining einen gewaltigen Bekanntheits- und Beliebtheitsschub. Während es bei dem Freihanteltraining auf bloße Muskelkraft ankommt und man zudem ein ganzes Set an unterschiedlich schweren Scheiben benötigt, werden die Muskeln beim Training an Maschinen durch Anspannen und Halten der Spannung aufgebaut, ähnlich wie beim Armdrücken oder beim Aufdrehen eines festsitzenden Gurkenglasdeckels.
Doch trotz moderner Gerätschaften und des nachweislich positiven Gesundheitseffektes bleibt Krafttraining ein Nischensport. 2006 ergab eine Umfrage, dass lediglich 20 Prozent der erwachsenen US-Bürger mindestens zweimal pro Woche Krafttraining betreiben. Der leichte Zuwachs der letzten Jahre ist vor allem dem Umstand zu verdanken, dass auch Frauen zunehmend Gefallen am Krafttraining finden. Wer es erst einmal betreibt, bleibt in der Regel auch dabei, doch die meisten Menschen fangen gar nicht erst damit an, sondern entscheiden sich für Ausdauertraining.
»Die gesündesten sportlichen Aktivitäten sind Muskeln pumpen und Poppen.«
– ARNOLD SCHWARZENEGGER, EHEMALIGER GOUVERNEUR VON KALIFORNIEN, EHEMALIGER WELTMEISTER IM BODYBUILDING
Anders als das Laufen (siehe Kapitel »Laufen«) zählt das Krafttraining zu den anaeroben Sportarten – das bedeutet, die Muskeln werden kurzfristig so stark belastet, dass der Körper ihren Sauerstoffbedarf nicht mehr decken kann. Training
im anaeroben Bereich ist typischerweise kurz und intensiv. Einzelne Übungen dauern maximal eine Minute, denn nach 60 Sekunden lässt die Leistungsfähigkeit der Muskeln nach, da zunehmend Laktat und Wasserstoff-Ionen gebildet werden.
Begeisterte Kraftsportler wie Sasha sowie Wissenschaftler des Fachbereichs Kinesiologie und Gesundheit der staatlichen Universität Georgia sind davon überzeugt, dass das Training im anaeroben Bereich zahlreiche gesundheitliche Vorteile bietet und vor allem einer ganzen Reihe von Beschwerden und Krankheiten vorbeugt: allgemeinen potenziell lebensverkürzenden Risikofaktoren, Herzkrankheiten, Bluthochdruck, erhöhten Cholesterinwerten, Darm- und Brustkrebs, Depression und Diabetes mellitus. Zudem werden Köpergewicht und Körperfettgehalt reduziert, die Muskulatur aufgebaut und die Knochen und Gelenke gestärkt. Immer mehr spricht dafür, dass speziell ältere Menschen Krafttraining betreiben sollten, um fettfreie Muskelmasse aufzubauen, die Knochendichte zu verbessern und den Stoffwechsel anzuregen. Kurz: Durch Krafttraining lässt sich das biologische Alter senken. Wissenschaftliche Erkenntnisse bestätigen, was auch Sasha weiter oben andeutete: eines der auffälligsten gemeinsamen Merkmale langlebiger, gesunder Menschen ist, dass sie sich ihre Muskelmasse bis ins Alter erhalten. Der langfristige Erhalt fettfreier Muskelmasse setzt voraus, dass die Muskulatur beständig aufgebaut und erneuert wird, wofür eine hohe Stoffwechselrate vonnöten ist – was mit Krafttraining erreicht werden kann. Außerdem werden dabei natürliche Wachstumshormone freigesetzt, die verjüngende Wirkung haben, Energie liefern und das Immunsystem stärken. Eine
bessere Knochendichte senkt insbesondere
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