Warum manche Menschen nie krank werden
ähnliches Getier auch gut verzichten, aber sie sind mir allemal lieber als giftige Chemikalien in der Luft, die ich atme.«
– GLORIA SWANSON, US-FILMSTAR
Wenn Sie einkaufen geht, nimmt sie lieber einen Einkaufswagen, der in der sommerlichen Hitze oder winterlichen Kälte auf dem Parkplatz zurückgelassen wurde als einen, der Minuten vorher noch von einem anderen Kunden benutzt wurde. Aber um auf Nummer sicher zu gehen, wischt sie den Griff noch mit einem Desinfektionstuch ab. Wenn Sie eine öffentliche Toilette benutzen muss, ist sie besonders vorsichtig. Zum gründlichen Abtrocknen der Hände nach dem Waschen bevorzugt sie Papierhandtücher, da sie der Ansicht ist, kein Händetrockner sei heiß genug, um die Hände vollständig zu trocknen, und gerade mit noch leicht feuchten Händen sei die Gefahr am größten, sich etwas einzufangen. Papierhandtücher sind zudem praktisch, um die Türklinke beim Verlassen der Toilette nicht mit bloßen Händen berühren zu müssen.
In Einkaufszentren lässt sie die Finger von Handläufen an Treppenaufgängen oder Rolltreppen, es sei denn, sie trägt Handschuhe. Essen geht sie in Einkaufszentren so gut wie nie, aber wenn ihr nichts anderes übrig bleibt, weil sie mit hungrigen Freunden unterwegs ist, isst sie prinzipiell keinen Salat, sondern nur gekochte Gerichte.
In Fahrstuhlkabinen steigt Rachel nur ein, wenn es keine Alternative gibt. Wenn in einem geschlossenen Raum wie in einem Fahrstuhl jemand niest, hält sie automatisch den Atem
an und hofft, dass die Erreger an ihr vorbeigeschwirrt sind, bevor sie wieder Luft holen muss.
Was Rachel dagegen keinerlei Sorgen bereitet, sind die Krankheitserreger, die Tiere an und in sich tragen können. »Mit Tieren komme ich ständig in Kontakt, und ich nehme sicherlich ständig irgendwelche tierischen Keime in mir auf. Aber hat sich schon jemals ein Mensch eine Magen-Darm-Grippe von einem Hund eingefangen? Nein. Mit wirklich gefährlichen Erregern kann man sich nur bei anderen Menschen infizieren.«
Deshalb wäscht sich Rachel nicht nur häufig die Hände, sondern fasst sich nach direktem Körperkontakt mit anderen auch nicht ins Gesicht. Damit nimmt es Rachel sehr genau: »In einem der vergangenen Winter führte ich eine Bestandsaufnahme der Elchpopulation durch, und der Helikopterpilot, der mich fliegen sollte, schnäuzte sich erst einmal, bevor er mir die Hand zur Begrüßung entgegenstreckte. Ich habe ihm zwar die Hand geschüttelt, aber ich musste den ganzen Tag daran denken, dass mir seine Erreger an den Fingern klebten. Und beim Mittagessen habe ich nur meine ›gute‹ Hand benutzt.«
Das sind die Fakten
Der Hygienehypothese (siehe Kapitel »’Dreck’ essen«) zufolge braucht der Mensch ja eher mehr als weniger Mikroorganismen im und auf dem Körper. Leute wie Rachel Hill haben auch überhaupt nichts dagegen, diesen Winzlingen Zutritt in ihr System zu gewähren, solange sie von einer dreckigen Tomate und nicht von einem erkälteten Menschen stammen.
ZOONOSEN
Auch wenn Rachel keine Angst vor den Erregern von Tierkrankheiten hat, können manche durchaus gefährlich für den Menschen sein.Tiere können an einer ganzen Reihe von Zoonosen erkranken, das heißt, von Tier zu Mensch (und von Mensch zu Tier) übertragbare Infektionskrankheiten, über die sich aber viele Leute wenig Gedanken und noch weniger Sorgen machen. Gut dokumentierte Zoonosen sind beispielsweise Tollwut, Milzbrand, Schweinegrippe, Vogelgrippe und die Pest. Zum Glück für uns Menschen springen diese Erreger nur selten von ihren vierbeinigen Wirten auf zweibeinige über. Anders als in den Entwicklungsländern besteht in den Industrieländern zum Beispiel nur noch in sehr wenigen Gebieten Tollwutgefahr.
Größere Vorsicht ist bei den hierzulande stark verbreiteten Erregern geboten, die zwar weniger aggressiv sind, uns Menschen aber nichtsdestotrotz ernsthafte Gesundheitsprobleme bereiten können. Die Infektionskrankheit Toxoplasmose, mit der man sich über den Kot von Katzen oder den Verzehr von halb garem Fleisch infizieren kann, verursacht bis zu vier Wochen anhaltende grippeähnliche Beschwerden und ist insbesondere in der Schwangerschaft gefährlich, da der Erreger auf das Ungeborene übergehen und schwere Fruchtschäden verursachen kann. Salmonellen, von denen viele Reptilien und Amphibien befallen sind, verursachen schwere Durchfallerkrankungen, die insbesondere für Kinder und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem gefährlich sind. Wer
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