Warum manche Menschen nie krank werden
Glaubens. So förderte beispielsweise das weltweit größte Forschungszentrum für psychische Störungen, das US-amerikanische National Institute of Mental Health, 1998 eine Studie der Duke-Universität. Sie kam zu dem Ergebnis, dass sich Menschen, die an chronischen Krankheiten oder einer Behinderung leiden, umso schneller von depressiven Verstimmungen erholen, je stärker ihr religiöser Glaube ist. In dem Journal of Substance Abuse Treatment wurde eine Studie aus dem Jahr 2000 veröffentlicht, in der es hieß, dass ein starker Glaube und ein starkes spirituelles Bewusstsein mit einer optimistischen Lebenseinstellung, einem stärkeren Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit sowie einer höheren Stress- und Angstschwelle einhergehen. Das US-amerikanische Office of Technology Assessment, das sich mit der Technologiefolgenabschätzung befasst, wertete
eine Vielzahl von Artikeln aus, die in den letzten Jahren in dem Journal of Family Practice veröffentlicht wurden. Dabei stellte sich heraus, dass 83 Prozent der Studien, die sich mit dem Thema Religion befassten, auf einen positiven Einfluss des Glaubens auf die Gesundheit verwiesen. Eine ähnlich umfangreiche Datenerhebung zweier namhafter psychiatrischer Fachblätter ergab, dass 92 Prozent der ausgewerteten Studien über positive Effekte auf die Psyche berichteten, die sich aus der Zughörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft ergaben.
Laut einer in dem Journal of Psychiatry in Medicine veröffentlichten Studie aus dem Jahr 1997 scheint auch das Immunsystem von einem starken Glauben zu profitieren. Bei der Studie verglichen die Wissenschaftler die Immunzellen von regelmäßigen Kirchgängern und Gottesdienstverweigerern und stellten bei Letzteren doppelt so häufig erhöhte Interleukin-6-Spiegel fest. Dieses Immunprotein wird mit zahlreichen altersbedingten Krankheiten in Verbindung gebracht.
Eine der bekanntesten Studien in diesem Bereich befasste sich mit der Kraft des Gebets. Unter der Leitung von Dr. Randolph Byrd wurden 1988 in dem General Hospitals in San Francisco 393 Patienten der kardiologischen Abteilung in zwei Gruppen unterteilt, wobei die Probanden aber nicht erfuhren, welcher Gruppe sie zugeteilt wurden. Für die Probanden einer Gruppe wurden von ihnen nicht bekannten Menschen Gebete gesprochen, für die Probanden der Vergleichsgruppe wurde nicht gebetet. Bei Letzteren traten im weiteren Verlauf der Behandlung doppelt so häufig Komplikationen auf als bei den Patienten, für die gebetet wurde.
Trotz der zahlreichen Studien, in denen sich Spiritualität als gesundheitsfördernd erwies, gibt es genügend andere, in
denen nichts dergleichen festgestellt werden konnte. Den vielleicht ersten Gegenbeweis lieferte 1870 Charles Darwins Cousin Francis Galton, der ebenfalls herausfinden wollte, welche Kraft dem Gebet innewohnt. Als Studienobjekte dienten Galton die Mitglieder des englischen Königshauses, da für diese zur damaligen Zeit sicherlich die meisten Gebete gesprochen wurden. Wenn das Beten tatsächlich half, müssten sich alle Mitglieder der königlichen Familie bester Gesundheit erfreuen und lange leben, so seine Überlegung. Weit gefehlt. Galtons statistische Auswertung ergab, dass die Lebenserwartung der Royals sogar unter dem Landesdurchschnitt lag.
Nach Byrd haben sich noch viele andere Wissenschaftler mit der Kraft des Gebets befasst, ein gesundheitlicher Nutzen für die Patienten war bei den meisten ähnlich aufgebauten Studien jedoch nicht nachweisbar. Anderen Studien, die angeblich den Nachweis erbracht hatten, dass Spiritualität die Gesundheit positiv beeinflusst, wurden im Nachhinein aufgrund methodischer Fehler für unzulässig erklärt. Richard P. Sloan, Professor für Verhaltensmedizin an der Columbia-Universität, weist darauf hin, dass Religiosität als Heilmittel für Körper und Seele ethisch und moralisch nicht unbedenklich ist: »Wenn Sie Patienten nahelegen, ein starker und gelebter Glaube wirke sich vorteilhaft auf ihre Gesundheit aus, deuten Sie unterschwellig ja gleichzeitig an, Krankheiten seien die Folge ihres schwachen Glaubens oder ihrer Ungläubigkeit.«
Nicht nur Ärzte empfinden dies als bedenklich. In der Ausgabe vom Juni 2000 erschien in dem New England Journal of Medicine ein Artikel von Richard Sloan, an dem sieben prominente Vertreter religiöser Gemeinschaften – darunter
Protestanten, Buddhisten und Katholiken – mitwirkten. In diesem Artikel macht Sloan die Medien mitverantwortlich für den Wirbel um
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