Warum manche Menschen nie krank werden
haben soll.
Berühmt wurde Lourdes dadurch, dass die 14-jährige Bernadette Soubirous im Februar 1858 behauptete, bei der Grotte von Massabielle – vor der die Gemeinde Vieh weiden ließ
und Müll ablud –, sei ihr eine liebliche Frau von unvergleichlicher Schönheit erschienen. Die liebliche Frau erschien Bernadette an die 18-mal, und für die Menschen war klar, dass es sich bei ihr nur um die Jungfrau Maria handeln konnte.
Man errichtete der Mutter Gottes einen Schrein, und seitdem pilgerten rund 200 Millionen Wallfahrer nach Lourdes und zu der Quelle, die schnell dafür berühmt wurde, dass ihr Wasser selbst chronische und als unheilbar geltende Krankheiten heilen konnte. Die römisch-katholische Kirche, die die Geschehnisse an dem Wallfahrtsort aufmerksam überwacht, erkannte bisher 67 spontane Heilungen von gelähmten Gliedmaßen bis hin zu Krebsleiden als »Wunderheilungen« an. Für die Kirche ist die göttliche Intervention die einzige Erklärung für diese Heilungen.
Geschehen in Lourdes wahrhaftige Wunder? Hält oder macht der Glaube gesund? Erhöht Spiritualität die Genesungswahrscheinlichkeit todkranker Menschen? Nachdem die extreme Skepsis derartigen Fragen gegenüber überwunden ist, versucht man heutzutage, ihnen auf den Grund zu gehen. Immerhin werden Gesundheit und Religion schon seit Beginn der Geschichtsschreibung – und sehr wahrscheinlich noch viel länger – miteinander in Verbindung gebracht.
Historikern zufolge war die Heilung von Kranken vor zigtausend Jahren Schamanen und geistig-spirituellen Führern vorbehalten. Sie konnten auf der spirituellen Ebene mit den Geistern kommunizieren und mit deren Hilfe Krankheiten auf der materiellen Ebene behandeln. Noch heute gibt es Kulturen, in denen Schamanen Krankheiten auf diese Weise heilen.
Die ältesten medizinischen Aufzeichnungen stammen aus dem Reich der Mesopotamier, für die das körperliche und
geistige Wohlbefinden eng mit einem harmonischen Gleichgewicht der Kräfte, den Jahreszeiten und dem natürlichen Kreislauf des Lebens verknüpft war – Faktoren also, die dem Reich der Götter zuzuordnen waren.
Im Altertum galten Krankheiten als Anzeichen dafür, dass die Verbindung mit den unsichtbar wirkenden Kräften gestört oder unterbrochen war. Um eine Krankheit zu heilen, musste demnach die Verbindung wiederhergestellt werden. Auf diesen Glauben geht das Symbol zurück, das in den USA heutzutage – anstelle des Äskulapstabs – so manche medizinische Einrichtung kennzeichnet: zwei Schlangen, die sich um einen Stab winden. Es stellt das Zeichen der sumerischen Natur- und Fruchtbarkeitsgottheit Ningišzida dar.
Auch in der ägyptischen Mythologie wurden Krankheiten als Zeichen dafür gesehen, dass die kosmischen und irdischen Kräfte aus dem Gleichgewicht geraten waren. Die Griechen (und später auch die Römer) verehrten Asklepios, besser bekannt als Äskulap, den Gott der Heilkunst und Sohn des Apollon. Ein guter Gesundheitszustand war damals gleichbedeutend mit guten Beziehungen nach ganz oben – zu den Göttern.
Nach dem Untergang des römischen Reiches wurden die christlichen Mönche zu den Hütern des uralten Wissens um die Heilkünste. Sie scheuten sich nicht, im Notfall auch auf heidnische Rituale und Heilmittel zurückzugreifen, und trugen erheblich dazu bei, dass die Rezepte und Mixturen der Antike erhalten blieben. Erwähnenswerte Fortschritte wurden auf dem Gebiet der Medizin jedoch nicht gemacht. Noch im 17. Jahrhundert hielten sich Ärzte ehrfürchtig an die Schriften, die der griechische Arzt Galen im 2. Jahrhundert verfasst hatte. Erst mit der Entwicklung moderner
naturwissenschaftlicher Theorien und Prinzipien wandte sich die Medizin von ihren teils klassischen, teils spirituellen Ansätzen ab und übernahm das auf beweisbaren Fakten basierende Modell, das auf wissenschaftlichen Forschungsergebnissen, Blindstudien, Pharmakologie und Spezialisierung aufbaut und bis heute die westliche Schulmedizin charakterisiert.
Doch trotz der zweifellos großartigen Fortschritte, die bei der Prävention, Diagnose und Behandlung von Krankheiten zu verzeichnen sind, kapitulieren die modernen Medizinwissenschaften im Angesicht mancher chronischer Krankheiten und mysteriöser Beschwerden. In derartigen Fällen zeigt sich immer deutlicher, dass der Glaube nicht nur Trost spenden, sondern den Heilungsprozess aktiv und nachweislich unterstützen kann.
Zahlreiche Studien und Veröffentlichungen bestätigen die Heilkraft des
Weitere Kostenlose Bücher