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Warum Mathematik glücklich macht: 151 verblüffende Geschichten (German Edition)

Warum Mathematik glücklich macht: 151 verblüffende Geschichten (German Edition)

Titel: Warum Mathematik glücklich macht: 151 verblüffende Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Hesse
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auf der einen Seite und einen Punkt auf der anderen Seite. Wenn man also die einzelnen Grade aller Knoten auf der linken Seite addiert, also die Summe der Anzahlen verschiedener weiblicher Sexualpartner aller Männer bildet, so muss das Ergebnis zwingend gleich der Summe der Grade aller Knoten auf der rechten Seite sein, also gleich der Summe der Anzahlen verschiedener männlicher Sexualpartner aller Frauen. Dafür braucht man keine Studie. Das ist einfach logisch. Schreibt man M 1, M 2 , … für die insgesamt M Männer und F 1, F 2 , … für die insgesamt F Frauen, so bekommen wir in selbsterklärender Bezeichnungsweise:
    Grad(M 1 ) + Grad(M 2 ) + … + Grad(M M ) =
Grad(F 1 ) + Grad(F 2 ) + … + Grad(F F )
    Dividiert man diese Gleichung durch das Produkt F · M, so stellt sich die Beziehung
    [Grad(M 1 ) + Grad(M 2 ) + … + Grad(M M )]/(F · M) =
[Grad(F 1 )+Grad(F 2 ) + … + Grad(F F )]/(F · M)
    ein, was etwas umsortiert, so aussieht:
    [Grad(M 1 ) + Grad(M 2 ) + … + Grad(M M )]/M =
[Grad(F 1 ) + Grad(F 2 ) + … + Grad(F F )]/F · (F/M)
    Jede Gleichung erzählt eine Geschichte. Auch diese. Die Quotienten links und rechts des Gleichheitszeichens sind einfach die durchschnittlichen Anzahlen M* und F* der Sexualpartner des anderen Geschlechts, für Männer und für Frauen. Wir haben also allein mit gesundem Menschenverstand, ohne eine Studie bemühen zu müssen, die folgende Beziehung ermittelt:
    M* = F* · (F/M)
    Die auf der rechten Seite noch auftretende Konstante ist der Quotient aus der Gesamtzahl der Frauen F und der Gesamtzahl der Männer M in der Bevölkerung. Dieser Quotient kann aus den vorhandenen Informationen ermittelt werden, denn laut Auskunft der Statistiken gab es zur Zeit der Studie 3,5 % mehr Frauen in den USA als Männer. Aha, also hier benötigen wir die Information. Wenn es also insgesamt M Männer gab, dann gab es F = 1,035·M Frauen, und es ist
    F/M= 1,035·M/M = 1,035.
    Damit haben wir uns klargemacht, dass die durchschnittliche Anzahl verschiedener weiblicher Sexualpartner der Männer landesweit lediglich um den Faktor 1,035 größer ist (also um 3,5 %) als der entsprechende Durchschnitt für die Frauen. Noch dazu ist dieses Ergebnis völlig unabhängig von Unterschieden im Sexualverhalten zwischen Frauen und Männern. Dies bedeutet, dass das Wissenschaftlerteam der Universität Chicago ein Datenfiasko erlebt hat – verzerrte Auskünfte –, möglicherweise zum Teil deshalb, weil Männer nach den Ergebnissen anderer, in diesem Fall psychologischer Studien eher dazu neigen, die Zahl der verschiedenen Sexualpartnerinnen in ihrer Biographie zu vergrößern, während bei Frauen eher die gegenteilige Neigung besteht. So liefert die Studie immerhin einen Beleg dafür. Abgesehen davon ist die Untersuchung aber ein Denkfiasko. Man hätte die Antwort auf ihr Thema: «Wie viele verschiedene gegengeschlechtliche Sexualpartner haben Männer im Durchschnitt mehr als Frauen?» ohne eine mühevolle Befragung von 3432 Personen einfach auf der Rückseite seines Briefumschlages ermitteln können, noch dazu völlig unverzerrt durch psychologische Umfrageeffekte.
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Sex auf U-Bahn-Gleisen: Vom Triebwagen überrollt.
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    Die Fallstudie zeigt eindrucksvoll, wie sich methodisches Denken als Instrument der Skepsis gegenüber Daten und Statistiken einsetzen lässt. So viel zum Drum und Dran dieses Datendramas.
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