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Warum Mathematik glücklich macht: 151 verblüffende Geschichten (German Edition)

Warum Mathematik glücklich macht: 151 verblüffende Geschichten (German Edition)

Titel: Warum Mathematik glücklich macht: 151 verblüffende Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Hesse
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man keine mystische Bedeutung beimessen, denn sie lassen sich mit Wahrscheinlichkeitstheorie erklären. Zwar ist es nicht ungewöhnlich, dass manche Menschen in diesen und anderen unglaublichen Zufällen je nach religiöser Glaubensrichtung, esoterischer Orientierung oder psychologischer Spielart das Wirken höherer Mächte sehen, doch man muss nicht gleich das Transzendente bemühen. Wir nähern uns einer Erklärung auf mathematische Weise.
    Mathematik des Zufalls. Bezeichnen wir einmal hilfsweise ein Ereignis, das eine Wahrscheinlichkeit von weniger als 1 : 1 Million hat, als Wunder. Dann besagt Littlewoods Gesetz der Wunder, dass jeder normale Mensch im ganz normalen Alltag im Durchschnitt etwa 1 Wunder pro Monat erlebt.
    Die Begründung besteht aus einer kleinen Überschlagsrechnung: Im Wachzustand, wenn wir aktiv unser Leben leben, sagen wir rund 12 Stunden am Tag, erleben wir Ereignisse mit einer Rate von etwa 1 Ereignis pro Sekunde, d.h., irgendetwas passiert im Mittel jede Sekunde. Also gibt es 60 · 60 · 12, also ca. 40.000 Ereignisse pro Tag, was sich zu etwa 1 Million Ereignissen pro Monat addiert. Mit wenigen Ausnahmen ist die überwältigende Mehrheit dieser Ereignisse nicht weiter nennenswert. Doch ab und an gibt es wirklich ein Ereignis, das einen stutzig macht und nach unserer Definition ein Wunder ist. Bei rund einer Million Ereignissen im Monat kann man etwa ein Wunder im Monat erwarten.
    Dieses Gesetz wurde vom Mathematiker und Cambridge-Professor John E. Littlewood (1885–1977) in A Mathematician’s Miscellany veröffentlicht. Man kann es auch so wenden: Es gibt etwas, das man bisweilen als Prinzip der wahrhaft großen Zahlen bezeichnet: In einer hinreichend großen Stichprobe können die aberwitzigsten Dinge passieren. Und 7 Milliarden Menschen, die jede Sekunde ein Ereignis erleben, sind dafür wahrlich groß genug. Kein Wunder: «Denn Wunder gibt es immer wieder.»
    Mit etwas mehr Mathematik kann man eine präzisere und tiefer liegende Erklärung geben: Ein Ereignis habe eine Wahrscheinlichkeit von 1: 1 Million bei einem Ausfall. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Ereignis in, sagen wir, 1 Million Ausfällen nie eintritt, ist (1–1/1 Million) 1 Million = 0,368 oder 36,8 %. Also ist es wahrscheinlicher, dass dieses extrem unwahrscheinliche Ereignis irgendwann in der langen Serie von Ausfällen eintritt. Ergo: Ereignisse können sehr unwahrscheinlich sein, doch dass das sehr viel wahrscheinlichere Gegenereignis immerzu eintritt, ist noch unwahrscheinlicher.
    Ein paar Geschichten von Wundern des Glücks und Unglücks sollen abschließend vergegenwärtigen, was die Welt für uns parat hält.
    Wunder in Aktion (1): Der Fall der finnischen Zwillinge Lauri und Elmer Impola
    Am Morgen des 5. März 2001 fuhr Lauri mit seinem Fahrrad in Raahe los, einer Stadt ca. 600 km nördlich von Helsinki, um Erledigungen zu machen. Er fuhr die Küstenstraße 8 Richtung Pattijoki. Es kam ein Schneesturm auf. Um 9:29 Uhr wurde Lauri auf einer Kreuzung von einem Laster erfasst. Der Tod trat sofort ein. Knapp zwei Stunden später und etwa eineinhalb Kilometer entfernt von jener Stelle, an welcher Lauri umkam, starb auch sein Bruder Elmer, als er – ohne vom Tod seines Bruders zu wissen – ebenfalls auf der Küstenstraße 8 unterwegs war. Auch er wurde von einem Laster erfasst. «Dies ist ein historischer Zufall. Obwohl die Straße viel befahren ist, sind Unfälle auf ihr nicht alltäglich», sagte die Polizistin Marja-Leena Huhtala der Nachrichtenagentur Reuters. «Meine Haare standen zu Berge, als ich hörte, dass die beiden Brüder waren, eineiige Zwillinge noch dazu. Der Gedanke, dass jemand von ganz oben seine Hand im Spiel hatte, ging mir durch den Kopf. Identische Zwillinge, identische Unfälle, identische Todesfälle.»
    Focus Online, 19.4.2004
    Wunder in Aktion (2): Vor einem Jahr ging Straßenkehrer Joseph Figlock in Detroit seiner Arbeit nach, als ein Baby aus dem vierten Stock eines Hauses fiel, ihn an Kopf und Schultern traf, sich dabei leicht verletzte, aber ansonsten unversehrt blieb. Vor zwei Wochen, als Joseph Figlock eine andere Straße kehrte, fiel der zweijährige David Thomas aus einem hochgelegenen Fenster, landete ebenfalls auf dem allgegenwärtigen Mr. Figlock mit demselben Ergebnis wie im früheren Fall.
    Time Magazine, 17.10.1938
    Wunder in Aktion (3): Traurige Woche der Brüderlichkeit. Im Jahr 1973 starb der 17-jährige Neville Ebin in Hamilton, Bermuda, als ein Taxi

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