Warum Mathematik glücklich macht: 151 verblüffende Geschichten (German Edition)
Katzen.
Das Tier und sein Mensch. Willard wurde sogar noch zweisprachig und publizierte seinen nächsten Artikel 1980 auf Französisch in dem Wissenschaftsjournal La Recherche, diesmal in alleiniger Autorschaft. Man munkelte, dass es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Hetherington und Willard gekommen sei, die ursprünglich den Artikel gemeinsam zur Publikation eingereicht hatten, woraufhin Hetherington seinen Namen zurückgezogen habe.
Irgendwann musste die Katze aus dem Sack gelassen werden, da Willard plötzlich Einladungen zu Vorträgen erhielt und andere Wissenschaftler mit ihm Kontakt aufnehmen wollten. Manchmal sieht man in der wissenschaftlichen Literatur aber noch die Angabe: «F. D. C. Willard, private communication.» Willard ist heute bekannter als Hetherington.
1 Nach Dorigo und Gambardella (1997).
2 Unter Verwendung von Informationen aus Watzlawick (2003).
3 Untersuchung von Laumann et al. (1994).
9. Kunst, Kultur, Kommunikation
134. Eine Art von Nobelpreis
Haben Sie schon einmal bei einem Familienereignis die Kamera bedient und ein Gruppenfoto geschossen? Selbst wenn alle ruhig stehen – einer blinzelt immer gerade dann mit den Augen, wenn der Auslöser betätigt wird. Das ist unschön. Deshalb macht man noch ein Foto. Dann blinzelt ein anderer. Wie viele Fotos muss man schießen, um fast sicher sein zu können, mindestens eines ohne jedwedes Blinzeln im Kasten zu haben?
Schmunzeln Sie nicht! Das ist die ernst gemeinte und ernst genommene Frage, die sich der australische Physiker Piers Barnes und die Fotografin Nic Svenson 2006 in einer interdisziplinären Kooperation gestellt haben. Und natürlich kann man auch diese Fragestellung mit Mathematik bedenken.
Ein bisschen Empirie braucht man dafür. Menschen blinzeln im Mittel 10-mal pro Minute. Jedes Blinzeln dauert rund 250 Millisekunden. Bei normalen Lichtverhältnissen bleibt der Auslöser einer Kamera etwa 8 Millisekunden geöffnet. Blinzeln findet zufällig statt, und die Blinzelzeitpunkte verschiedener Personen können als unabhängig voneinander angenommen werden.
Piers Barnes berechnete die Wahrscheinlichkeit, dass keine von n Personen ein Bild durch Blinzeln verdirbt als (1 – xt) n . Dabei ist t die Länge des Zeitintervalls, in der das Foto verdorben werden könnte und x die erwartete Anzahl von Blinzlern pro Person in einem Zeitintervall dieser Länge. Schießt man also rund (1 – xt) –n Fotos, so kann man ein blinzelfreies Foto erwarten. Auch eine Faustregel leiten Barnes und Svenson daraus für die Anzahl der zu schießenden Fotos ab: Für Gruppengrößen von 20 oder weniger teile man die Personenzahl durch 3, falls die Lichtverhältnisse gut sind, und durch 2 bei schlechten Lichtverhältnissen.
Abbildung 87: Nur nicht blinzeln!
Eine amüsante Ergänzung zur Arbeit von Svenson und Barnes sei noch hinzugefügt. An der Harvard University werden einmal im Jahr die so genannten IgNobel-Preise verliehen für an sich ernst gemeinte Forschungsarbeiten und andere Aktivitäten, die sich aber durch ultimative Skurrilität auszeichnen. Bereits seit dem Jahr 1991 durchforstet eine Jury von Wissenschaftlern, Wissenschaftsjournalisten und Persönlichkeiten aus Sport und Literatur die Medien nach Publikationen und Vorkommnissen, die aufgrund ihres hohen Grades an Kuriosität zunächst zum Lachen, dann zum Denken anregen. Höhepunkt ist jedes Jahr die feierliche Übergabe der Preise an der Harvard-Universität, eine Veranstaltung, die eine Mischung aus Oscar-Verleihung, Varieté und Spektakel ist, zu der auch die Preisträger in aller Regel erscheinen. Svenson und Barnes erhielten im Jahr 2006 mit der Blitzlichtarbeit den Preis für Mathematik zugesprochen. Damit befinden sie sich in hervorragender Gesellschaft.
Meine Lieblingspreisträger der letzten Jahre sind die beiden folgenden, die auch einen guten Eindruck davon geben, wie viel unbeabsichtigte inhaltliche Verschrobenheit man anbieten muss, um in den illustren Kreis der Preisträger zu gelangen:
Sehnsucht nach besserem Krieg
Preisträger für Frieden im Jahr 2000: die britische Marine für eine nachahmenswerte Modifikation von militärischen Einsätzen. Um Geld zu sparen, ließ die Royal Navy bei Manövern die Variante testen, statt die Kanoniere wie sonst üblich mit Platzpatronen und Platzgranaten auszurüsten, sie nach dem Zielen einfach nur vollmundig «Peng» brüllen zu lassen. Die Maßnahme spart mehr als 1 Million Pfund im Jahr. In Interviews zeigten sich
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