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Warum Mathematik glücklich macht: 151 verblüffende Geschichten (German Edition)

Warum Mathematik glücklich macht: 151 verblüffende Geschichten (German Edition)

Titel: Warum Mathematik glücklich macht: 151 verblüffende Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Hesse
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der Paarung. Ein anderes Beispiel ist die Produktwerbung. Jedes Jahr werden weltweit ungefähr 30000 neue Produkte eingeführt. Drei Viertel davon sind Flops und überstehen nicht das erste Jahr auf dem Markt. Manchmal liegt es einfach daran, dass Werbeslogans falsch gewählt sind. Der Bierproduzent Coors erlebte ein Desaster auf dem spanischen Markt, weil er den englischen Spruch «Turn it loose!» (etwa: Mach dich locker!) auf eine Art ins Spanische übertrug, dass er im dortigen Slang so viel bedeutete wie: «Lass deinem Durchfall freien Lauf!»
Als der Füllfederhersteller Parker Pens einen tropffreien Stift einführte, wurde die Markteinführung im englischsprachigen Raum begleitet von der Verheißung «It won’t stain in your pocket and embarrass you». In Mexiko muss das Produkt manchen Menschen einen gehörigen Schrecken eingejagt haben, wurde der Slogan doch in die Landessprache übersetzt als «No manchará tu bolsillo, ni te embarazará.» Das Englische embarrass (in Verlegenheit bringen) wurde zu embarazará (schwängern). Kurzum: «Er wird nicht in Ihrer Tasche auslaufen und Sie schwängern.» Auch gut.
130. Im Homo-sapiens-Gehege
    Geschlechtsverkehrsreport. In einer umfangreichen Studie[ 3 ] aus dem Jahr 1994 über The Social Organization of Sexuality, durchgeführt von einem Wissenschaftlerteam der Universität von Chicago auf der Grundlage von immerhin 3432 befragten Amerikanern zwischen 18 und 59 Jahren, ergab sich als Ergebnis, dass Männer im Mittel 74 % mehr verschiedene gegengeschlechtliche Partner haben als Frauen. Ein interessantes Forschungsergebnis, sicher. Doch, so fragt der Skeptiker in mir, kann es stimmen? Kann dieses Forschungsergebnis stimmen, wenn man aufgrund von statistischen Daten weiß, dass es im Jahr 1994 3,5 % mehr Frauen als Männer in der Bevölkerung der USA gab?
    Was hat diese letzte Information denn überhaupt mit der Studie und ihrer Fragestellung zu tun, werden Sie vielleicht denken? Wir werden es sehen!
    Die verfolgte Absicht einer kritischen Einschätzung der Studie scheint indes hoffnungslos zu sein, zumal aus dem Stand heraus. Wie kann man auch nur einen halbwegs erfolgversprechenden Ansatz finden, ohne im Besitz der tatsächlichen Daten zu sein? Wie soll man ohne Dateninspektion das Ergebnis seriös hinterfragen können?
    Die Mathematik findet einen Ausweg!

    Abbildung 84: Cartoon von Joseph Farris: averbal mental
    Wir suchen zunächst eine übersichtliche Darstellung der beschriebenen Situation. Dazu werden Personen durch Punkte dargestellt, jeder Amerikaner durch einen Punkt. Diese Punktmenge enthält die Teilmenge der Männer M und die der Frauen F, und wir sortieren die Punkte so, dass z.B. die Männer links stehen und die Frauen rechts.

    Abbildung 85: Männer und Frauen als Punktmenge
    Ohne nun allzu sehr in die Details zu gehen: Im Hinblick auf die in der Studie untersuchte Frage gibt es zwischen einigen dieser Punkte (Knoten genannt) Verbindungsstrecken (Kanten genannt).
Mögliche Themen für Das (n)e(u)rotische Wörterbuch der Mathematik:
abhängig, beschränkt, exzentrisch, Exzess, Glied, irrational, Körpererweiterung, orientierungslos, Potenz, unberechenbar, Unterkörper, Verhältnis

    Abbildung 86: Der Graph der sexuellen Beziehungen
    Um ein bisschen Terminologie einzuführen: Die Gesamtheit von Knoten und Kanten nennen wir Graph und die Anzahl der Kanten, die von einem gegebenen Knoten zu Knoten der Gegenseite ausgehen, den Grad dieses Knotens. Der männliche Knoten 1 etwa hat den Grad 3 und der weibliche Knoten 2 den Grad 1.
Entselbstverständlichung
Kürzlich hörte ich eine hochinteressante Statistik. Ein Wissenschaftler präsentierte das Ergebnis seiner aufwendigen Studie: «Je mehr Jungen es in einer Familie gibt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass einer davon zum Homosexuellen wird.»
Warum schon damit aufhören? Viel umfassender kann man schlussfolgern, dass eine größere Zahl von Jungen in einer Familie auch die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass einer irgendwann Präsident wird oder Autohändler oder von einem Meteoriten getroffen wird oder im Lotto gewinnt oder an Syphilis erkrankt oder eine Bank ausraubt oder beim Angeln ums Leben kommt oder …
Scott Hancock
    Das erwähnte Ergebnis der Studie bezieht sich nur auf Beziehungen zwischen Partnern verschiedenen Geschlechts, deshalb sind eventuelle Kanten zwischen den männlichen bzw. weiblichen Knoten untereinander hier nicht relevant. Jede Kante verbindet deshalb einen Punkt

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