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Warum Mathematik glücklich macht: 151 verblüffende Geschichten (German Edition)

Warum Mathematik glücklich macht: 151 verblüffende Geschichten (German Edition)

Titel: Warum Mathematik glücklich macht: 151 verblüffende Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Hesse
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könnte einen ähnlichen und zutreffenden Satz auch über einige in ihrer Leichtigkeit kaum zu übertreffende Beweise tiefer mathematischer Resultate bilden, die ebenfalls dem Zen-Ideal sehr nahe kommen. Mein Favorit in dieser Hinsicht ist eine Beweisführung von vorbildloser Intensität bei der Verwendung von Detail und Gegenteil:
    Best-of-Beweis: Zen-Edition
    Satz: Es gibt irrationale Zahlen x und y, so dass x y eine rationale Zahl ist.
    Beweis: Betrachte die Zahl Wurzel 2 hoch Wurzel 2. Sie ist entweder rational oder irrational. Wenn sie rational ist, sind wir schon fertig. Wenn sie irrational ist, dann ist Wurzel 2 hoch Wurzel 2 hoch Wurzel 2 gleich Wurzel 2 hoch 2 gleich 2, was rational ist. Und wir sind auch fertig.
    Die Kunst des Beweisens: hier ist sie bei sich selber angekommen. Ein Argument, das in seiner Rasanz und Kompaktheit eher nach einem Gongschlag oder einem Fanfarenstoß ruft als nach einem Quod erat demonstrandum. Der Beweis erinnert an jemanden, der so hungrig ist, dass er die Speisekarte im Restaurant vertilgt, ohne zu bemerken, dass die Speisekarte selbst auch auf der Speisekarte aufgeführt war. Man könnte noch viel dazu anmerken: Dieser Beweis ist ein Behältnis, in das man ein ganzes Buch hineingeben kann. Ihn zeichnet ein harmonisches Miteinander kleiner Gedanken aus, das konturengenau auf die zu bedenkende Problematik passt. Gleichzeitig hat er eine Aura müheloser Leichtigkeit und schafft eine Stimmung, die einen mit beschwingter Befriedigung in jene metaphysischen Sphären eindringen lässt, in denen man sich zutraut, jeden noch so gordischen Knoten zu entwirren.
62. Definitionen und Dedefinitionen
    Eine Definition ist eine möglichst eindeutige Bestimmung eines Begriffs. Sie ist eine Festlegung und als solche weder wahr noch falsch, sondern bloß tauglich, handlich, sachdienlich, bequem … oder dies alles eben nicht. Das ist eine mögliche Definition von Definition. Doch so gut wie jeder Logiker hat seine eigene Vorstellung davon, was eine Definition ist. Das Präfix De in Verbindung mit Nomen bezeichnet den Vorgang des Aufhebens, Rückgängigmachens oder Verneinens. Dedefinitionen sollen hier als Definition intendierte sprachliche Gebilde bezeichnen, die aber bei der Bemühung des Definierens scheitern.
    Definitionen spielen in der gesamten Mathematik eine große Rolle, da für mathematisches Denken eine möglichst eindeutige Bestimmung der verwendeten Begriffe nötig ist, um eine präzise Verständigung über sie herbeiführen zu können. Doch prinzipiell hat jede verbale Kommunikation gewisse Definitionen als Grundvoraussetzung.
    Anbei geben wir ein paar Highlights von Definitionen und Dedefinitionen aus einem reichhaltigen Fundus.
    – Ein Mathematiker ist eine Maschine, die Kaffee in Theoreme umwandelt.
    Paul Erdös (1913–1996)
    – Ein Mathematiker ist ein Mensch, der lieber eine halbe Stunde nachdenkt, als fünf Minuten zu arbeiten.
    Frank Borger
    – Ein Mathematiker ist ein mythologisches Wesen, halb Mensch, halb Stuhl.
    Simon Golin
    – Ein Mathematiker ist ein Dichter, der Muster aus Ideen macht.
    Simon Mc Burney
    – Ein Mathematiker ist eine Person, die die Gleichung, x 2 – 92y 2 = 1 innerhalb eines Jahres lösen kann.
    Brahmagupta (598–668)
    Aus eigener Werkstatt habe ich anzubieten:
    – Ein Mathematiker ist ein Stuntman fürs Diffizile [ 1 ].
    Christian Hesse
    – Versteht man unter einem potentiellen Benutzer eines Wörterbuches eines bestimmten Typs jede Person, die die Kenntnisvoraussetzungen hat, um zum Wörterbuchbenutzer zu werden, dann sind die Adressaten eines Wörterbuches diejenigen potentiellen Benutzer, für die das Wörterbuch besonders bestimmt ist.
    Professor Herbert Ernst Wiegand über ein geplantes
Deutsches Klassikerwörterbuch in der
Zeitschrift für Germanistische Linguistik im Oktober 1989
    Posthumor. Auch meinen Lieblingsbeitrag zum Thema Dedefinition will ich Ihnen nicht vorenthalten. Er könnte den Titel tragen: «Arg gebeutelt und total versackt».
    – Ein Wertsack ist ein Beutel, der aufgrund seiner besonderen Verwendung nicht Wertbeutel, sondern Wertsack genannt wird, weil sein Inhalt aus mehreren Wertbeuteln besteht, die in den Wertsack nicht verbeutelt, sondern versackt werden.
    Wertbeutelverordnung der Deutschen Bundespost (1992), § 49 ADA
    Die Beförderung von Beuteln und Säcken und ihre Beflaggung sind vertrackter, als man denkt. Der nächste Satz der Verordnung lautet:
    – Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die zur

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