Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)
nun unter britischer Herrschaft standen. Sie gründeten zwei unabhängige Staatswesen im Innern Afrikas: den Oranje-Freistaat und das Transvaal.
Das nächste Stadium der südafrikanischen Entwicklung begann mit der Entdeckung riesiger Diamantenvorkommen in Kimberley im Jahr 1867 und reichhaltiger Goldminen in Johannesburg im Jahr 1886. Die reichen Bodenschätze im Landesinnern animierten die Briten, ihre Kontrolle über ganz Südafrika auszudehnen. Der Widerstand des Oranje-Freistaats und des Transvaal führte zu den berühmten Burenkriegen von 1880–1881 und 1899–1902. Nach einer anfänglichen unerwarteten Niederlage gelang es den Briten, die Burenstaaten mit der Kapprovinz und Natal zu vereinen und 1910 die Südafrikanische Union zu gründen. Von den Kämpfen zwischen Buren und Briten abgesehen, hatten die Minen und die Expansion der europäischen Siedlungen weitere Folgen für die Entwicklung des Landes. In erster Linie lösten sie eine erhöhte Nachfrage nach Nahrungsmitteln und anderen Agrarprodukten aus und boten den einheimischen Afrikanern sowohl in der Landwirtschaft als auch im Handel neue Chancen.
Die Xhosa in der Ciskei und der Transkei reagierten rasch auf diese wirtschaftlichen Möglichkeiten, wie der Historiker Colin Bundey dokumentierte. Bereits 1832, noch vor dem Minen-Boom, fiel einem mährischen Missionar die neue wirtschaftliche Dynamik in der Transkei auf, ebenso wie die Nachfrage der Afrikaner nach den neuen Konsumgütern, die sie durch die Europäer kennengelernt hatten. Er schrieb: »Um diese Gegenstände zu erhalten, sind sie bemüht … sich Geld durch die Arbeit ihrer Hände zu verschaffen und Kleidung, Spaten, Pflüge, Wagen und andere nützliche Artikel zu erwerben.«
Der Bericht des Zivilbeauftragten John Hemmings, der 1876 Fingoland in der Ciskei besuchte, ist genauso aufschlussreich. Ihn
überraschte der sehr große Fortschritt, den die Fingos innerhalb einiger Jahre erzielt hatten … Allenthalben fand ich solide Hütten und Ziegel- oder Steinwohnblocks vor. In vielen Fällen hatte man beachtliche Ziegelhäuser gebaut …, und Obstbäume waren gepflanzt worden. Wo immer ein Wasserstrom genutzt werden konnte, war er umgeleitet und der Boden bebaut worden, so weit man ihn bewässern konnte. Man hatte, wo immer es möglich war, einen Pflug zum Einsatz zu bringen, die Hänge der Hügel und sogar die Berggipfel kultiviert. Das Ausmaß des umgebrochenen Landes verblüffte mich. Seit Jahren habe ich keine so große Fläche kultivierten Bodens gesehen.
Wie in anderen Teilen des subsaharischen Afrika war die Benutzung von Pflügen in der Landwirtschaft unbekannt, doch scheinen afrikanische Bauern, wenn sich die Gelegenheit bot, durchaus bereit gewesen zu sein, dieses Werkzeug zu übernehmen. Außerdem investierten sie bereitwillig in Fuhrwerke und Bewässerungsanlagen.
Während die Agrarwirtschaft voranschritt, begannen die starren Stammesinstitutionen aufzubrechen. Vieles deutet darauf hin, dass sich die Landeigentumsrechte veränderten. 1879 verzeichnete der Amtsrichter in Umzimkulu in Griqualand-Ost (Transkei) »das wachsende Bestreben mancher Eingeborenen, Landbesitzer zu werden – sie haben 38000 Morgen gekauft«. Drei Jahre später hielt er fest, dass rund 8000 afrikanische Bauern des Bezirks 90000 Morgen Land erworben hätten und sie nun bestellten.
Afrika stand zwar durchaus nicht vor einer industriellen Revolution, doch reale Veränderungen zeichneten sich ab. Die Möglichkeit des Privatbesitzes an Boden hatte die Chiefs geschwächt und erlaubte jedem, Land zu kaufen und Wohlstand zu erwerben, was noch Jahrzehnte zuvor undenkbar gewesen wäre. Dies belegt auch, wie rasch die Schwächung extraktiver Institutionen und absolutistischer Herrschaftssysteme zu einer neuen wirtschaftlichen Dynamik führen kann. Eine der Erfolgsgeschichten verkörperte Stephen Sonjica in der Ciskei, ein Bauer von armer Herkunft, der sich aus eigener Kraft emporgearbeitet hatte. In einer Ansprache beschrieb er die Reaktion seines Vaters auf Stephens Wunsch, Land zu kaufen: »Land kaufen? Warum denn das? Weißt du nicht, dass das ganze Land Gott gehört und dass er es nur den Chiefs gegeben hat?« Es war eine verständliche Reaktion, aber Sonjica ließ sich nicht abschrecken. Er trat einen Posten in King William’s Town an und berichtete:
Ich eröffnete heimlich ein Privatkonto, auf das ich einen Teil meiner Ersparnisse umleitete … Dies setzte sich nur so lange fort, bis ich achtzig Pfund
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