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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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Besiedlungsdichte der eingeborenen Bevölkerung im damaligen Virginia die Möglichkeit, sich im Grenzgebiet jenseits der Kontrolle der Virginia Company allein durchzuschlagen. Diese Optionen schränkten die Macht des Unternehmens ein; es konnte die englischen Siedler nicht zu harter Arbeit bei Rationen zwingen, die nur das Existenzminimum deckten.
    Karte 2 zeigt eine Schätzung der Bevölkerungsdichte in verschiedenen amerikanischen Regionen zur Zeit der spanischen Eroberung. Auf dem Gebiet der heutigen Vereinigten Staaten belief sie sich, mit wenigen Ausnahmen, auf höchstens eine Dreiviertelperson pro Quadratmeile. In Zentralmexiko und im andischen Peru dagegen erreichte sie mit vierhundert Menschen pro Quadratmeile mehr als das Fünfhundertfache. Was in Mexiko oder Peru möglich war, ließ sich in Virginia nicht realisieren.
    Das Unternehmen brauchte einige Zeit, um zu erkennen, dass sein anfängliches Kolonisationsmodell in Virginia nicht funktionierte, und es dauerte noch etwas länger, bis das Scheitern der »Gesetze Gottes, der Moral und des Krieges« augenscheinlich wurde. Ab 1618 schlug man eine radikal neue Strategie ein. Da weder die Einheimischen noch die Siedler zwangsverpflichtet werden konnten, bestand die einzige Alternative darin, den Siedlern Anreize zu bieten. Im Jahr 1618 führte die Company das »Kopfprämiensystem« ein, durch das jedem männlichen Siedler fünfzig Morgen Land und fünfzig weitere Morgen für jedes Familienmitglied und für sämtliche Bediensteten, die eine Familie nach Virginia mitbrachte, zugestanden wurden. Man überschrieb den Siedlern ihre Häuser und befreite sie von ihren Verträgen, und im Jahr 1619 gründete man eine Generalversammlung, die allen erwachsenen Männern ein Mitspracherecht an der Gesetzgebung und in den Institutionen der Kolonie einräumte. Dies war der Beginn der Demokratie in den Vereinigten Staaten.
    Die Virginia Company benötigte zwölf Jahre, um ihre erste Lektion zu lernen, die besagte, dass das Vorgehen der Spanier in Mexiko sowie in Zentral- und Südamerika für den Norden ungeeignet war. Im weiteren Verlauf des 17. Jahrhunderts kam es zu einer langen Reihe von Kämpfen, welche die zweite Lektion hervorbrachten, dass eine wirtschaftlich lebensfähige Kolonie auf der Schaffung von Institutionen beruhte, die den Kolonisten Anreize zum Investieren und zu schwerer Arbeit boten.
    Während sich Nordamerika entwickelte, versuchten die englischen Eliten immer wieder, Institutionen aufzubauen, welche die wirtschaftlichen und politischen Rechte der Kolonisten, mit Ausnahme einer privilegierten Minderheit, nach spanischem Vorbild einschränkten. Doch in jedem einzelnen Fall brach dieses Modell wie bereits in Virginia zusammen.
    Einer der ehrgeizigsten Versuche begann kurz nach dem Strategiewechsel der Virginia Company. Im Jahr 1632 erhielt Cecilius Calvert, der den Titel Lord Baltimore trug, vom englischen König Karl I. zehn Millionen Morgen Land an der oberen Chesapeake Bay. Durch die Charta von Maryland wurde ihm zudem die uneingeschränkte Freiheit eingeräumt, jede ihm genehme Regierung zu gründen; in Artikel VII hieß es, Baltimore habe »für die gute und glückliche Regierung besagter Provinz durch Zustimmung der Anwesenden die freie, vollständige und absolute Macht, Gesetze welcher Art auch immer festzusetzen, abzufassen und zu erlassen«.
    Baltimore entwarf einen detaillierten Plan zur Schaffung einer Grundherrengesellschaft, also für eine idealisierte nordamerikanische Version des ländlichen England im 17. Jahrhundert. Vorgesehen war, den Boden in Tausende von Morgen umfassende Liegenschaften zu unterteilen, die von Lords oder Feudalherren verwaltet wurden. Die Lords sollten Pächter rekrutieren, von denen erwartet wurde, dass sie das Land bestellten und der privilegierten Elite Zahlungen leisteten. Ein ähnlicher Versuch fand später – 1663 – statt, als acht Landbesitzer, darunter Sir Anthony Ashley Cooper, Carolina gründeten. Zusammen mit seinem Sekretär, dem großen englischen Philosophen John Locke, formulierte Ashley Cooper die Grundverfassung von Carolina. Dieses Dokument lieferte, wie zuvor die Charta von Maryland, den Entwurf für eine hierarchische, von einer Elite aus Landbesitzern kontrollierten Gesellschaft. In der Präambel hieß es, dass »die Regierung dieser Provinz für die Monarchie, unter der wir leben und von der diese Provinz ein Teil ist, überaus gefällig gestaltet werden möge; und dass wir vermeiden

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