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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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Bolivien gemeinsam zu haben scheint, ist es in Wirklichkeit kaum anders, wenn man die eleganten Boulevards von Buenos Aires hinter sich lässt. Da Politik des Landesinnern die Institutionen prägte, hat Argentinien einen ähnlichen institutionellen Weg hinter sich wie andere extraktive lateinamerikanische Staaten.
    Typischerweise haben Wahlen in Lateinamerika weder inklusive politische noch inklusive wirtschaftliche Institutionen entstehen lassen. In Kolumbien können die Paramilitärs ein Drittel der landesweiten Wahlen beeinflussen. In Venezuela greift, ähnlich wie in Argentinien, die demokratisch gewählte Regierung von Hugo Chávez ihre Gegner an, sorgt für ihre Entlassung aus dem öffentlichen Sektor, schließt Zeitungsredaktionen, deren Leitartikel ihr nicht gefallen, und enteignet Eigentum. Bei all seinen Aktionen ist Chávez viel mächtiger und weniger eingeengt als Sir Robert Walpole in Großbritannien in den 1720er Jahren, der nicht in der Lage war, John Huntridge nach dem Black Act verurteilen zu lassen. Im heutigen Venezuela oder Argentinien wäre es Huntridge viel schlimmer ergangen.
    Während die sich in Lateinamerika herausbildende Demokratie der Eliteherrschaft prinzipiell feindlich gegenübersteht und theoretisch und praktisch versucht, wenigstens einem Teil der Elite deren beanspruchte Vorrechte und Möglichkeiten zu entziehen, sind ihre Ursprünge in zweierlei Hinsicht fest in extraktiven Regimen verwurzelt.
    Erstens bewirken die Ungerechtigkeiten, die jahrhundertelang unter extraktiven Regimen erduldet wurden, dass die Wähler in jungen Demokratien für Politiker mit extremen Programmen stimmen. Dabei sind die Argentinier nicht so naiv zu glauben, dass Juan Perón oder neuere perónistische Politiker wie Menem oder die Kirchners uneigennützig seien und die Interessen des Volkes im Auge hätten, und auch die Venezolaner sehen ihre Rettung nicht in Chávez. Vielmehr ist zahlreichen Argentiniern und Venezolanern klar geworden, dass alle anderen Politiker und Parteien ihnen seit Langem ein Mitspracherecht vorenthalten haben, dass sie auf die elementarsten öffentlichen Dienstleistungen wie Straßenbau und Schulwesen verzichten mussten und dass niemand sie vor der Ausbeutung durch lokale Eliten geschützt hat. Deshalb befürworten viele Venezolaner heutzutage Chávez’ Programm, obwohl es von Korruption und Verschwendung begleitet wird, ähnlich wie viele Argentinier Peróns Pläne in den 1940er und 1970er Jahren unterstützten.
    Zweitens sind es die dem System zugrunde liegenden extraktiven Institutionen, die Machthaber wie Perón und Chávez so sehr begünstigen und nicht etwa ein funktionierendes Parteiensystem, das gesellschaftlich wünschenswerte Alternativen entstehen lässt. Perón, Chávez und Dutzende anderer starker Männer in Lateinamerika sind nur ein weiteres Symptom des Ehernen Gesetzes der Oligarchie, und die Ursachen dieses Ehernen Gesetzes sind in den von der Elite kontrollierten Regimen zu suchen.

Der neue Absolutismus
    Im November 2009 führte man in Nordkorea eine Währungsreform durch. Häufig ist eine hohe Inflation für solche Maßnahmen verantwortlich. In Frankreich wurde der Franc im Januar 1960 durch eine neue Währungseinheit ersetzt, die das Hundertfache wert war. Alte Francs blieben jedoch im Umlauf und wurden sogar für Preisangaben benutzt, während man allmählich zu den neuen Francs überwechselte. Erst im Januar 2002, als Frankreich den Euro einführte, galten alte Francs nicht mehr als gesetzliches Zahlungsmittel.
    Die nordkoreanische Reform schien ähnliche Züge zu haben. Wie die Franzosen im Jahr 1960 beschlossen auch die Nordkoreaner, zwei Nullen der Währungseinheit zu streichen. Ein neuer Won sollte hundert alte Won wert sein. Die Bürger durften ihre Ersparnisse in die neu gedruckte Währung umtauschen, was jedoch innerhalb einer Woche statt im Lauf von zweiundvierzig Jahren, wie in Frankreich, geschehen sollte. Dann folgte der Haken: Die Regierung gab bekannt, dass niemand mehr als 100000 Won – später erhöht auf 500000 – umtauschen dürfe. Hunderttausend Won entsprachen dem Schwarzmarktkurs von ungefähr 40 Dollar. Mit einem Schlag hatte die Regierung den Löwenanteil des Privatvermögens ihrer Bürger ausgelöscht. Wir wissen nicht genau, um welchen Betrag es sich handelte, doch er ist wahrscheinlich größer als der, den die argentinische Regierung im Jahr 2002 an sich raffte.
    Die nordkoreanische Regierung steht an der Spitze einer

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