Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)
die Paramilitärischen Bauern von Casanare abzuführen].
Obligatorische Unterstützung aller Treffen, welche die Paramilitärischen Bauern von Casanare einberufen.
Einbeziehung der Paramilitärischen Bauern von Casanare in sämtliche Bauprojekte.
Angliederung an die neue politische Partei, welche die Paramilitärischen Bauern von Casanare gegründet haben.
Casanare ist nicht arm. Im Gegenteil, es hat das höchste Pro-Kopf-Einkommen aller kolumbianischen Departamentos, da es erhebliche Erdölreserven besitzt (genau die Art Bodenschätze, die Paramilitärs anziehen). Sobald die Paramilitärs an der Macht waren, verschärften sie ihre systematische Enteignung von Grundstücken. Mancuso selbst sammelte angeblich städtischen und ländlichen Grund und Boden im Wert von 25 Millionen Dollar ein. Es wird geschätzt, dass die Paramilitärs in Kolumbien nicht weniger als 10 Prozent der Landgebiete an sich gerissen haben.
Kolumbien ist kein gescheiterter, dem Kollaps naher Staat, aber er ist nicht hinreichend zentralisiert und übt eine keineswegs vollständige Herrschaft über sein Territorium aus. Obwohl der Staat in Großstädten wie Bogotá und Baranquilla Sicherheit und öffentliche Dienstleistungen garantieren kann, gibt es weite Landstriche, in denen kaum Dienstleistungen angeboten werden, geschweige denn Recht und Ordnung gewährleistet sind. Dort werden Politik und Bodenschätze von autonom agierenden Gruppen und Personen wie Mancuso kontrolliert. In manchen Teilen des Landes funktionieren die Wirtschaftsinstitutionen recht gut, und dort trifft man auf Personal und unternehmerische Kompetenz von hohem Niveau, doch in anderen Teilen sind die Institutionen äußerst extraktiv und können nicht einmal ein Minimum an staatlicher Autorität bereitstellen.
Es mag schwer zu begreifen sein, wie sich eine derartige Situation jahrzehnte- und sogar jahrhundertelang fortsetzen kann. Aber in Wirklichkeit hat sie ihre eigene Logik als Variante des Teufelskreises. Gewaltanwendung und das Fehlen zentralisierter staatlicher Institutionen verbinden sich zu einer symbiotischen Beziehung mit Politikern, die für die funktionalen Teile der Gesellschaft zuständig sind. Die symbiotische Beziehung entsteht deshalb, weil nationale Politiker die Rechtlosigkeit an der Peripherie des Landes ausnutzen, während die Staatsregierung die paramilitärischen Gruppen nach Belieben schalten und walten lässt.
Dieses Muster trat nach 2000 besonders deutlich hervor. Im Jahr 2002 wurde Álvaro Uribe zum Präsidenten gewählt. Uribe hatte etwas mit den Brüdern Castaño gemeinsam, denn sein Vater war ebenfalls von den FARC ermordet worden. Deshalb wandte er sich in seinem Wahlkampf gegen die Versuche der vorherigen Regierung, Frieden mit den FARC zu schließen. Sein Stimmenanteil war im Jahr 2002 in Gegenden mit einer paramilitärischen Präsenz um 3 Prozent höher als anderswo. Als man ihn 2006 wiederwählte, war sein Stimmenanteil in solchen Gegenden sogar um 11 Prozent höher. Mancuso und seine Partner konnten nicht nur Stimmen für den Kongress und den Senat einfahren, sondern auch für einen Präsidentschaftskandidaten, ganz besonders, wenn dieser ihre Weltanschauung teilte und sie wahrscheinlich nachsichtig behandeln würde. Wie Jairo Angarita, Salvatore Mancusos Stellvertreter und ehemaliger Anführer des Sinú- und des San-Jorge-Blocks der AUC, im September 2005 erklärte, war er stolz darauf, für die »Wiederwahl des besten Präsidenten [zu arbeiten], den wir je hatten«.
Nachdem Uribe gewählt worden war, gaben die paramilitärischen Senatoren und Kongressabgeordneten ihre Stimmen in seinem Sinne ab, zum Beispiel für eine Verfassungsänderung, damit er im Jahr 2006 wiedergewählt werden konnte. Im Gegenzug ließ Präsident Uribe ein äußerst mildes Gesetz verabschieden, das den Paramilitärs gestattete, sich aufzulösen. Dies bedeutete jedoch nicht das Ende des Paramilitarismus, sondern vielmehr, dass er in den Gebieten, welche die Paramilitärs besetzt hatten und behalten durften, die Institutionen übernehmen konnte.
In Kolumbien sind viele Aspekte der wirtschaftlichen und politischen Institutionen mit der Zeit inklusiver geworden, doch bedeutende extraktive Elemente bleiben bestehen. Gesetzlosigkeit und ungesicherte Eigentumsrechte sind verbreitet, was auf die mangelnde Kontrolle des Staates in weiten Teilen des Landes und auf die spezifische Form der Dezentralisierung in Kolumbien zurückgeht. Ein solcher Zustand ist jedoch nicht
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