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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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Deutschen zu verhindern, die gerade den Teil von Südwestafrika, der dem heutigen Namibia entspricht, besetzt hatten. Eine umfassende Kolonisierung hielten die Briten jedoch nicht für lohnend. Hochkommissar Rey fasste den Standpunkt seiner Regierung 1885 unmissverständlich zusammen: »Wir haben kein Interesse an dem Land nördlich des Molope [dem Protektorat Bechuanaland], abgesehen vom Zugang ins Landesinnere. Wir könnten uns deshalb vorläufig, unter weitgehendem Verzicht auf Verwaltung oder Besiedlung, damit begnügen, die Besetzung jenes Teils des Protektorats durch Freibeuter oder ausländische Mächte zu verhindern.«
    Aber die Situation änderte sich für die Tswana im Jahr 1889, als Cecil Rhodes’ British South Africa Company aus Südafrika nach Norden vordrang und sich große Regionen aneignete, die später zu Nord- und Südrhodesien, heute Sambia und Simbabwe, werden sollten. 1895, als die drei Chiefs London besuchten, hatte Rhodes ein Auge auf die Territorien im Südwesten von Rhodesien, also auf Bechuanaland, geworfen. Die Chiefs wussten, dass Gebieten, die Rhodes in die Hände fielen, nur Unheil und Ausbeutung bevorstanden. Zwar konnten sie Rhodes nicht mit Waffengewalt besiegen, doch sie waren entschlossen, ihn mit allen verfügbaren Mitteln zu bekämpfen. Darum entschieden sie sich für das geringere Übel: eine stärkere Kontrolle durch die Briten statt Annexion durch Rhodes. Mit Hilfe der London Missionary Society reisten sie zur britischen Hauptstadt, um Königin Viktoria und Joseph Chamberlain, den damaligen Kolonialminister, zu bitten, sich intensiver um Bechuanaland zu kümmern und es vor Rhodes zu schützen.
    Am 11. September 1895 kam es zu ihrem ersten Treffen mit Chamberlain. Sebele sprach als Erster, gefolgt von Bathoen und Khama. Chamberlain erklärte, er werde zum Schutz der Stämme vor Rhodes eine stärkere britische Kontrolle ins Auge fassen. Daraufhin machten sich die Chiefs rasch zu einer landesweiten Vortragsreise auf, um die Öffentlichkeit für sich zu gewinnen. Sie sprachen unweit von London in Windsor und Reading; in Southampton an der Südküste; in Leicester und Birmingham sowie in den Midlands, Chamberlains politischer Basis. Dann fuhren sie nach Norden ins industrielle Yorkshire, nach Sheffield, Leeds, Halifax und Bradford; nach Bristol im Westen und schließlich hinauf nach Manchester und Liverpool.
    Unterdessen bereitete Cecil Rhodes in Südafrika den katastrophalen Jameson Raid vor, einen bewaffneten Überfall auf die Burenrepublik Transvaal. Der Angriff fand trotz Chamberlains nachdrücklicher Einwände statt und hatte wahrscheinlich zur Folge, dass er die Notlage der Chiefs aufgeschlossener betrachtete. Am 6. November trafen sie sich in London erneut mit ihm und machten sich mit Hilfe eines Dolmetschers verständlich:
    Chamberlain: Ich werde über die Länder der Chiefs sprechen und über die Eisenbahn und über das Gesetz, das auf dem Territorium der Chiefs eingehalten werden muss … Nun wollen wir einen Blick auf die Karte werfen … Wir werden das Land nehmen, das wir für die Eisenbahn brauchen, und nicht mehr.
    Khama: Ich sage, wenn Mr Chamberlain das Land selbst an sich nimmt, werde ich zufrieden sein.
    Chamberlain: Dann sagen Sie ihm, dass ich den Bau der Eisenbahn persönlich durch die Augen eines Abgesandten überwachen werde. Und ich werde nur so viel nehmen, wie ich benötige, und Entschädigung für das leisten, was von Wert ist.
    Khama: Ich würde gern wissen, wie [d.h. wohin] die Eisenbahn fahren wird.
    Chamberlain: Sie wird durch sein Gebiet fahren, doch eingezäunt sein, und wir werden kein Land nehmen.
    Khama: Ich vertraue darauf, dass Sie diese Arbeit wie für mich selbst machen und mich in dieser Angelegenheit fair behandeln werden.
    Chamberlain: Ich werde Ihre Interessen wahren.
    Am folgenden Tag erklärte Edward Fairfield vom Kolonialamt die von Chamberlain getroffene Absprache ausführlicher:
    Jeder der drei Chiefs, Khama, Sebele und Bathoen, wird ein Land haben, in dem er wie bisher unter dem Schutz der Königin leben kann. Die Königin wird einen Beamten ernennen, der bei ihnen residiert. Die Chiefs werden ihr eigenes Volk so wie derzeit regieren.
    Rhodes’ Reaktion darauf, dass die drei afrikanischen Chiefs ihn ausmanövriert hatten, war vorhersehbar. Er telegraphierte einem seiner Angestellten: »Ich habe etwas dagegen, von drei scheinheiligen Eingeborenen besiegt zu werden.«
    Tatsächlich besaßen die Chiefs etwas Wertvolles, das sie

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