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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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angeworben und Staatsbetriebe zur Expansion ermuntert wurden. Viele chinesische Firmenchefs wurden enteignet oder sogar ins Gefängnis geworfen. Jiang Zemins Einschätzung von Unternehmern ist in China immer noch recht weitverbreitet. Dazu ein chinesischer Ökonom: »Große Staatsbetriebe können sich gewaltigen Projekten widmen. Aber wenn Privatunternehmen das Gleiche tun, besonders im Wettbewerb mit dem Staat, kommen aus allen Richtungen Probleme auf sie zu.«
    Während inzwischen Dutzende von Privatfirmen profitabel in China operieren, befinden sich viele Wirtschaftsbereiche immer noch unter dem Kommando und dem Schutz der Partei. Der Journalist Richard McGregor berichtet, dass auf dem Schreibtisch der Leiter sämtlicher großen Staatsunternehmen in China ein rotes Telefon steht. Darüber übermittelt die Partei ihre Befehle, wo das Unternehmen zu investieren und welche Ziele es sich zu setzen habe. Daran, dass diese riesigen Unternehmen noch immer der Partei zu gehorchen haben, erinnern wir uns, wenn die Führungskräfte ohne jede Erklärung versetzt, entlassen oder befördert werden.
    Damit stellen wir natürlich nicht in Abrede, dass China große Fortschritte auf dem Weg zu inklusiven Wirtschaftsinstitutionen gemacht hat, wodurch die spektakulären Wachstumsraten der vergangenen dreißig Jahre zustande gekommen sind. Die meisten Unternehmer können sich auch recht sicher fühlen, nicht zuletzt, weil sie sich um Unterstützung durch die lokalen Kader und durch die Parteiführung in Beijing bemühen. Und die Mehrzahl der Staatsbetriebe versucht, Gewinne zu erzielen und mit dem Wettbewerb auf den internationalen Märkten gleichzuziehen. Das ist ein radikaler Wandel gegenüber der Zeit unter Mao. Wie wir im vorigen Kapitel erläutert haben, konnte China erst unter Deng Xiaoping wachsen, weil er durchgreifende Reformen – fort von äußerst extraktiven und hin zu inklusiven Wirtschaftsinstitutionen – durchführte. Das Wachstum hat sich fortgesetzt, weil sich die chinesischen Wirtschaftsinstitutionen, wenn auch langsam, zu einer größeren Inklusivität hin entwickeln. Außerdem profitiert China erheblich von seinen billigen Arbeitskräften sowie von seinem Zugang zu ausländischen Waren- und Kapitalmärkten und zu im Ausland entwickelten Technologien.
    Auch wenn chinesische Wirtschaftsinstitutionen heute unvergleichlich inklusiver sind als vor drei Jahrzehnten, vollzieht sich das Wachstum immer noch unter einem extraktiven politischen System. Obwohl China in letzter Zeit die Bedeutung von Innovation und Technologie betont, beruht sein Wachstum auf der Übernahme bestehender Techniken und kurzfristigen Investitionen, nicht auf schöpferischer Zerstörung. Ein wichtiger Aspekt dieses Sachverhalts ist der, dass die Eigentumsrechte in China nicht wirklich abgesichert sind. Hin und wieder werden Unternehmer, genau wie Dai, enteignet. Die Bewegungsfreiheit der Arbeitskräfte unterliegt strengen Vorschriften, und das elementarste Eigentumsrecht, nämlich das Recht, seine Arbeitskraft nach eigenem Gutdünken zu verkaufen, ist immer noch höchst unsicher.
    In welchem Maße die chinesischen Wirtschaftsinstitutionen auch weiterhin von wirklicher Inklusivität entfernt sind, ist daran abzulesen, dass nur wenige Unternehmer ein Projekt ohne Unterstützung durch die Ortskader oder, besser noch, durch Beijing in Angriff nehmen würden. Die Verbindung zwischen der Geschäftswelt und der Partei ist für beide äußerst lukrativ. Unternehmen, die mit der Partei zusammenarbeiten, erhalten günstige Verträge, können sich das Land gewöhnlicher Bürger aneignen sowie ungestraft gegen Gesetze und Vorschriften verstoßen. Wer sich ihren Geschäftsplänen in den Weg stellt, wird niedergetrampelt und kann sogar inhaftiert oder ermordet werden.
    Die immer noch sehr gegenwärtige Macht der Kommunistischen Partei und der extraktiven Institutionen in China erinnert uns an die vielen Ähnlichkeiten mit dem sowjetischen Wachstum in den 1950er und 1960er Jahren, obwohl es auch beträchtliche Unterschiede gibt. Die Sowjetunion erzielte unter extraktiven wirtschaftlichen und politischen Institutionen Wachstum, weil sie dank ihrer zentralisierten Kommandostruktur Ressourcen zwangsweise in die Industrie umlenken konnte, besonders in die Rüstungs- und in die Schwerindustrie. Das Wachstum wurde teils dadurch ermöglicht, dass ein hoher Nachholbedarf bestand. Ein Wachstum unter extraktiven Institutionen ist leichter möglich, wenn sie nicht mit

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