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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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Wirtschaft.
    Das stimmt unzweifelhaft, doch das Problem ist, dass die kleinen Marktfehler die Spitze des Eisbergs sein können, das Symptom tiefer verwurzelter Schwierigkeiten in einer Gesellschaft, die von extraktiven Institutionen gesteuert wird. Wie es kein Zufall ist, dass arme Länder schlechte makroökonomische Maßnahmen ergreifen, so ist es auch kein Zufall, dass ihre Erziehungssysteme unzulänglich sind. Diese Marktfehler sind möglicherweise nicht ausschließlich auf Ignoranz zurückzuführen. Die Politiker und Bürokraten, die den wohlgemeinten Ratschlägen folgen sollen, könnten ihrerseits ein Teil des Problems sein, und die vielen Versuche, die Unzulänglichkeiten zu beheben, scheitern vielleicht gerade deshalb, weil die Verantwortlichen die institutionellen Ursachen der Armut nicht bekämpfen wollen.
    Beispielhaft für einen solchen Sachverhalt sind Eingriffe durch die Nichtregierungsorganisation Seva Mandir, die das Gesundheitswesen im Staat Rajasthan in Indien verbessern soll. Die Geschichte der Gesundheitsversorgung in Indien ist durch tiefgreifende Ineffizienz und ständiges Versagen gekennzeichnet. Die öffentliche medizinische Versorgung ist, zumindest theoretisch, weithin verfügbar und billig, und das Personal ist im Allgemeinen hinreichend qualifiziert. Aber nicht einmal die ärmsten Inder nutzen die Einrichtungen des staatlichen Gesundheitswesens, sondern sie wenden sich an viel teurere, nicht regulierte und manchmal sogar mangelhafte private Dienstleister. Das hat nichts mit Unvernunft zu tun. Vielmehr können die Menschen die Regierungseinrichtungen, die kaum besetzt sind, nicht nutzen. Wenn ein Inder eine offizielle Stelle aufsucht, findet er keine Krankenschwestern vor und kann wahrscheinlich nicht einmal ins Gebäude gelangen, denn diese Einrichtungen sind meistens geschlossen.
    Im Jahr 2006 entwickelte Seva Mandir gemeinsam mit einer Gruppe von Ökonomen ein einfaches Anreizsystem, das Krankenschwestern im Bezirk Udaipur von Rajasthan bewegen sollte, zur Arbeit zu erscheinen: Seva Mandir führte Stechuhren ein, mit denen die Krankenschwestern ihre Arbeitszeit dreimal am Tag erfassen sollten, um so sicherzustellen, dass sie pünktlich eintrafen, am Arbeitsplatz blieben und sich nicht zu früh entfernten. Wenn der Plan funktioniert und sich die Qualität und Quantität der Gesundheitsversorgung erhöht hätte, wäre dies ein starker Beleg für die Richtigkeit der Theorie gewesen, dass es einfache Lösungen für Schlüsselprobleme bei der Entwicklung armer Länder gibt.
    Doch es wurde etwas ganz anderes deutlich. Kurz nach der Einführung des Programms stieg die Anwesenheit der Schwestern ganz erheblich, aber nach kaum mehr als einem Jahr untergrub die lokale Gesundheitsverwaltung das Anreizsystem von Seva Mandir ganz bewusst. Die Abwesenheitsquote war wieder auf dem gewohnten Niveau, und die Zahl der »Ruhetage«, sanktioniert von der lokalen Gesundheitsverwaltung, hatte stark zugenommen. Außerdem gab es beträchtlich mehr »Maschinenprobleme«, das heißt zerstörte Stechuhren, und Seva Mandir konnte die Geräte nicht ersetzen, da die Gesundheitsminister der Region nicht kooperieren wollten.
    Krankenschwestern dreimal am Tag eine Stechuhr benutzen zu lassen klingt nicht besonders innovativ. Vielmehr ist es ein überall in der Gesundheitsbranche, auch in Indien, angewandtes Verfahren, und es muss den Verwaltern des Gesundheitswesens als potentielle Lösung für ihre Probleme eingefallen sein. Folglich ist es unwahrscheinlich, dass ein einfaches Anreizsystem wie dieses durch reine Ignoranz übersehen wurde. Genau das bestätigte sich im Verlauf des Programms: Die Verwalter sabotierten es, weil sie mit den Krankenschwestern unter einer Decke steckten und mitschuldig an den Abwesenheitsproblemen waren. Sie wollten nicht, dass die Schwestern durch ein Anreizsystem zur Arbeit gezwungen wurden oder im Fall von Abwesenheit Gehaltseinbußen hinnehmen mussten.
    Dieser Fall zeigt im kleinen Maßstab, wie schwierig es ist, einschneidende Veränderungen durchzuführen, wenn Institutionen die Ursache von Problemen sind. In Udaipur waren es nicht korrupte Politiker oder einflussreiche Unternehmen, die institutionelle Reformen blockierten, sondern die lokale Gesundheitsverwaltung im Verein mit den Krankenschwestern, denen es gelang, das von Seva Mandir und den Entwicklungsökonomen ersonnene Anreizsystem zu unterlaufen.
    Daraus lässt sich schließen, dass viele Mikromarkt-Fehler nicht so leicht zu

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