Warum Sex Spass macht
Möglichkeiten eines Babys, und ihre Herstellung übersteigt auch die Fähigkeiten etwas älterer Kleinkinder. Werkzeuggebrauch und Werkzeugherstellung werden nicht nur durch Nachahmung erlernt, sondern auch durch die Sprache, bis zu deren vollständiger Beherrschung ein Kind über zehn Jahre braucht.
Folglich ist ein Kind in den meisten Kulturkreisen erst als Teenager oder gar erst mit zwanzig Jahren in der Lage, wirtschaftlich unabhängig zu leben und die ökonomischen Funktionen eines Erwachsenen zu erfüllen. Vorher ist das Kind von den Eltern und insbesondere von der Mutter abhängig, denn wie wir in den vorangegangenen Kapiteln gesehen haben, tragen die Mütter zur Kinderversorgung meist mehr bei als die Väter. Die Eltern sind nicht nur wichtig, weil sie Nahrung beschaffen und den Kindern die Werkzeugherstellung beibringen, sondern auch weil sie im Stamm für ihren Schutz und sozialen Status sorgen. In traditionellen Kulturen beeinträchtigt der Tod von Vater oder Mutter das Leben des Kindes auch dann, wenn der verbliebene Elternteil wieder heiratet, denn dann kann es zu Konflikten mit den genetischen Interessen des Stiefvaters beziehungsweise der Stiefmutter kommen. Noch schlechtere Überlebenschancen hat ein kleines Waisenkind, wenn es nicht adoptiert wird. In einer Gesellschaft der Jäger und Sammler riskiert also eine Mutter, die bereits mehrere Kinder hat, den Verlust ihrer genetischen Investition, wenn sie nicht mindestens so lange lebt, bis das Jüngste im Teenageralter ist. Diese grausame Tatsache, die den weiblichen Wechseljahren zugrunde liegt, wird noch übler im Licht einer zweiten erschreckenden Erkenntnis: Die Geburt jedes Kindes gefährdet sofort die älteren Kinder, weil die Gefahr besteht, daß die Mutter bei der Entbindung stirbt. Bei den meisten anderen Tierarten gibt es in dieser Hinsicht kein nennenswertes Risiko. In einer Studie mit 401 schwangeren Rhesusaffenweibchen starb zum Beispiel nur ein einziges bei der Geburt. Für Menschen in traditionellen Kulturen war diese Gefahr viel größer, und mit dem Alter nahm sie weiter zu. Und selbst in den wohlhabenden westlichen Gesellschaften des 20. Jahrhunderts ist die Gefahr, im Kindbett zu sterben, für eine über vierzigjährige Mutter siebenmal höher als für eine zweiundzwanzigjährige. Außerdem stellt jedes weitere Kind nicht nur wegen der unmittelbaren Lebensgefahr bei der Geburt ein Risiko dar, sondern auch weil später der Tod durch Erschöpfung eintreten kann, wenn die Mutter das Kind stillt und herumträgt oder wenn sie schwerer arbeiten muß, um noch mehr Mäuler zu stopfen.
Und noch eine grausame Tatsache spielt eine Rolle: Kinder älterer Frauen haben selbst geringere Aussichten, zu überleben oder gesund zu sein, denn mit dem Alter der Mutter steigt das Risiko für Fehl- und Totgeburten, geringes Geburtsgewicht und genetische Defekte. Die Gefahr, daß ein Fetus die genetische Störung des Down-Syndroms trägt, nimmt zum Beispiel mit dem Alter der Mutter deutlich zu: Für Frauen unter Dreißig liegt es bei 1: 2000, für Fünfunddreißig- bis Neununddreißigjährige bei 1: 300 und für Dreiundvierzigjährige bei 1: 40; für Mütter Ende Vierzig beträgt sie entsetzliche 1: 10.
Wenn eine Frau älter wird, hat sie also meist mehrere Kinder, für die sie schon länger gesorgt hat; mit jeder nachfolgenden Schwangerschaft setzt sie demnach eine größere Investition aufs Spiel. Auch die Wahrscheinlichkeit, daß sie während oder nach der Geburt stirbt oder daß der Fetus beziehungsweise das Kind stirbt oder geschädigt ist, wird größer. Insgesamt nimmt die Mutter für einen geringeren potentiellen Gewinn ein größeres Risiko auf sich. Das ist einer der Faktoren, welche die Wechseljahre bei Menschen begünstigen, und dies führt paradoxerweise dazu, daß eine Frau, die weniger Kinder zur Welt bringt, mehr überlebende Kinder hat. Den Männern hat die natürliche Selektion keine Wechseljahre einprogrammiert, und zwar ebenfalls wegen dreier grausamer Tatsachen: Männer sterben nie bei der Entbindung und nur selten während der Kopulation, und die Wahrscheinlichkeit, daß sie sich durch die Kinderversorgung zu sehr verausgaben, ist ebenfalls geringer als bei den Frauen.
Eine hypothetische alte Frau, die keine Wechseljahre durchgemacht hat und bei der Geburt oder Säuglingspflege stirbt, würde sogar noch mehr verlieren als nur die Investition in die älteren Kinder. Der Grund: Die Kinder einer Frau bekommen irgendwann selbst wieder
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