Warum Tee im Flugzeug nicht schmeckt und Wolken nicht vom Himmel fallen: Eine Flugreise in die Welt des Wissens (German Edition)
ein Bombardement mit Milliarden von Bällen vor, die alle herunterstoßen, um das Wasser im Zaum zu halten. Verringern Sie nun den Luftdruck, haben Sie eine geringere Zahl von Bällen zur Verfügung, die auf die Wasseroberfläche treffen, so dass die Wassermoleküle nicht so schnell sein müssen, um sich den Weg durch die Bälle hindurch zu erzwingen und entweichen zu können.
Beim Luftdruck in der Kabine – der 2400 Meter über dem Meer entspricht – kocht Wasser bei etwa 90 °C, und heißer wird Ihr Tee nicht. Egal, wie viel Hitze die Kabinencrew in den Kocher pumpen würde, die Temperatur würde nicht über 90 °C steigen, ehe das gesamte Wasser verdampft ist. Das ist der Fall, weil jede zusätzliche Energie, die man dem Wasser auf dem Siedepunkt zuführt, genutzt wird, um die Bindungen aufzubrechen, die Wasser als Flüssigkeit zusammenhalten, so dass mehr in den gasförmigen Zustand übergeht und nicht die Temperatur des Wassers erhöht wird. Erst wenn alle Bindungen aufgebrochen sind, steigt die Temperatur.
Stellen Sie sich vor, Sie hätten einen der Wasserkocher aus der Bordküche bei sich außen auf dem Flugzeugflügel. Eine Tasse Tee aus diesem Wasser wäre wenig ansprechend. Angesichts des verringerten Luftdrucks in rund 12000 Metern Höhe kocht Wasser bei nur 53 °C.
Wenn Sie aber nur Tee mögen, der »richtig« mit Wasser von 100 °C gebrüht wurde, sollten Sie bei Ihrem Flug besser auf Kaffee ausweichen oder auf Tomatensaft mit viel Salz und Pfeffer. Hinter dessen unglaublicher Beliebtheit in luftiger Höhe steckt die Tatsache, dass der niedrige Luftdruck die Geschmacksschwelle steigen lässt. Es verlangt einen im Flieger also nach deutlich mehr Würze, wie Andrea Burdack-Freitag am Fraunhofer Institut Holzkirchen nachwies. Der Zeit sagte sie, man rieche die Speisenund Getränke »als habe man einen Schnupfen«. Da kommt der streng duftende rote Saft gerade recht.
Lebensmittel hören
Wenn der Tee eine Enttäuschung war, bestehen gute Chancen, dass es Ihnen mit dem Essen nicht besser ergeht. Das ist wahrscheinlich keine Überraschung. Solange man nicht Business oder First Class fliegt, haben die Mahlzeiten im Flugzeug normalerweise keinen guten Ruf. Aber das ist nicht unbedingt der Fluglinie zuzuschreiben. Es gibt physikalische Einflüsse, die den Geschmack von Lebensmitteln beeinträchtigen können. Der niedrige Luftdruck in der Kabine sorgt für das stärkere Verlangen nach Würze, und auch die sehr trockene Luft und die Art der Erwärmung können Auswirkungen haben. Den überraschendsten Einfluss üben aber Hintergrundgeräusche aus.
Auch wenn wir uns recht schnell daran gewöhnen und sie ignorieren, gibt es bei einem Flug ständig Geräusche, sowohl von den Triebwerken als auch von der Belüftung (von den Mitreisenden gar nicht zu reden). Wenn Sie dies jetzt während eines Fluges lesen, werden Sie diese Geräusche sofort wieder wahrnehmen. Sie sind immer vorhanden. Eine Studie, die 2010 veröffentlicht wurde, hat untersucht, wie Geräusche den Geschmack von Lebensmitteln verändern. Die Testpersonen bekamen eine Augenbinde aufgesetzt und sollten verschiedene Lebensmittel beurteilen, während sie Hintergrundgeräuschen unterschiedlicher Stärke ausgesetzt waren. Sobald die Geräusche stärker waren, haben sie die Lebensmittel als weniger süß oder salzig, aber als knackiger eingeordnet. Allerdings betraf die Untersuchung nur eine relativ kleine Gruppe von 48 Probanden, so dass weitere Forschungsarbeit notwendig ist, um endgültig entscheiden zu können, ob dasFluglinien-Catering durch die Ausgabe von Ohrstöpseln verbessert werden könnte.
TECHNOLOGIE IM FLUGE
Die Route auf der Karte verfolgen
So beeindruckend er beim genauen Hinsehen auch ist, nach einer Weile kann der Blick aus dem Fenster ein bisschen eintönig werden. Nehmen Sie sich also die Zeit, sich ein wenig mehr der Unterhaltung an Bord zu widmen. Höchstwahrscheinlich gibt es irgendwo einen Bildschirm, auf dem eine elektronische Karte mit dem bisherigen Verlauf Ihres Fluges zu sehen ist. Die Route, die Ihre Maschine dabei nimmt, erscheint oft seltsam indirekt. Eigentlich müsste es in Zeiten hoher Treibstoffpreise doch vernünftiger sein, eine gerade Strecke zu fliegen. Es ist ja nicht so, dass es am Himmel derartig viele Hindernisse gibt. Doch die Fluglinien bestehen auf ihren Kurven. Drei Gründe spielen zusammen, dass man von der schlichten geraden Linie Abstand nimmt.
Der banalste Grund ist, dass die kürzeste
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