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Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Titel: Was allein das Herz erkennt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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wolle.
    »Serge Cartier. Block C, Zelle 62.«
    »Warten Sie dort drüben«, sagte er, ohne sie auch nur ein einziges Mal anzublicken.
    May nahm neben zwei Frauen Platz, die offenbar schon öfter hier gewesen waren; sie hörte, wie sie sich über die Gerichtsverhandlungen ihrer Männer unterhielten, über ihre Anwälte und die Chancen, einen Freispruch wegen erwiesener Unschuld zu erzielen. Dann kamen sie auf die Gewalttätigkeit im Gefängnis zu sprechen, und dass einer der Häftlinge in der vergangenen Woche wegen Drogen erstochen worden war, mit einem scharfkantigen Rasiermesser oder einem Löffelstiel.
    Zwanzig Minuten vergingen. Dann sperrte ein anderer Wärter die doppelwandigen Innentüren auf und ließ die Besucher eintreten. In dem grauen Korridor hallten aufgeregte Stimmen und eilige Schritte wider. May blieb zurück. Ihr war plötzlich beklommen zumute bei dem Gedanken, worauf sie sich eingelassen hatte. Ihr Herz klopfte schneller, als sie an die Waffen dachte, von denen die Frauen gesprochen hatten. Sie war unruhig, weil sie hinter Martins Rücken gehandelt hatte und sich ihr nun die letzte Gelegenheit zur Umkehr bot.
    Aber sie setzte ihren Weg fort. Sie ging durch eine weitere Metalltür und betrat den großen Besucherraum. Überall waren Wärter postiert, um zu verhindern, dass zwischen Gefangenen und Besuchern Küsse oder Umarmungen bei der Begrüßung ausgetauscht wurden. May stand wie gelähmt da, sah sich um. Gerade als sie einen Wärter um Auskunft bitten wollte, sah sie einen Mann auf sich zukommen.
    Er sah aus wie Martin. Er war älter, dünner und leicht gebeugt, aber er hatte die strahlend blauen Cartier-Augen. Seine Miene war wachsam und er zögerte, als er sich May näherte. Wie die anderen Häftlinge trug er einen ausgebeulten orangefarbenen Gefängnis-Overall, der gleichwohl nicht verbergen konnte, dass er ein gut aussehender Mann war, der die Blicke auf sich zog. Er stand reglos da, sah sie nur an, und May spürte, wie der Druck in ihrer Brust wuchs. Doch dann leuchteten seine Augen auf und das Cartier-Lächeln huschte über sein Gesicht.
    »Sie haben meine Postkarten erhalten.«
    »Ja.«
    »Die Fotos werden Ihnen nicht gerecht. Ich habe Sie in den Zeitungen gesehen –«
    »Sie sehen genau wie Martin aus. Sie haben die gleichen Augen.«
    »Ich freue mich, Sie kennen zu lernen. Ich bin Serge Cartier.«
    »May Cartier.«
    »Meine Schwiegertochter.« May hörte die Rührung in seiner Stimme, bevor er sich abrupt umdrehte und nach einer Sitzgelegenheit Ausschau hielt. Sämtliche Stühle waren von anderen Häftlingen und ihren Familien besetzt, aber Serge ging auf einen jungen Hispano und seine Besucherin zu, wechselte ein paar Worte mit ihm und kam mit zwei harten Plastikstühlen zurück.
    »Das ist einer der Vorteile, wenn man alt ist«, sagte er. »Gelegentlich beschließt jemand, das Alter zu ehren, wie es so schön heißt.«
    May nickte und nahm Platz. Sie hatte gesehen, wie die beiden Männer ein Lächeln und ein paar Worte ausgetauscht hatten und dass Serge auch mit der jungen Frau gesprochen hatte. Jetzt, da sie hier war, wusste sie nicht, was sie sagen sollte, was sie sich von dem Besuch erhofft hatte.
    »Ich war überrascht, als man mir sagte, ich hätte Besuch.« Serge hatte denselben franko-kanadischen Akzent wie Martin.
    »Bekommen Sie sonst keinen Besuch?«
    »Oh, Anwälte. Manchmal Reporter. Hin und wieder auch mal ein paar Eishockeyspieler. Aber niemand, der wichtig wäre. Nicht von der Familie.«
    May nickte.
    »Wie geht es meinem Sohn?«
    »Gut. Die Bruins gewinnen ein Spiel nach dem anderen. Es sieht ganz so aus, als ob sie die Playoffs –«
    Serge schüttelte den Kopf. »Hat er Ihnen weisgemacht, das sei ein und dasselbe? Leben und Eishockey?«
    »Nein.« May lachte. »Aber er versucht es.«
    »Sie haben es durchschaut?«
    »Ich versuche ihn zu verstehen«, sagte sie langsam. »Eishockey war immer ein wichtiger Teil seines Lebens. Ich selbst habe nie gespielt, und auch erst zugeschaut, als wir uns kennen lernten.«
    »In den Zeitungen heißt es, dass Sie Hochzeiten planen.«
    »Ja.« May lachte nervös. »Das ist etwas ganz anderes als der Profisport.«
    »Wichtiger, auf lange Sicht? Was hat euch zwei zusammengebracht?«
    May erzählte ihm von der Notlandung, wie Kylie Martin gebeten hatte, ihnen zu helfen, und wie aus der Begegnung Liebe geworden war. Und dass sie einen Monat danach geheiratet hatten und zusammengezogen waren, obwohl sie sich erst so kurz kannten. Kylies

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