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Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Titel: Was allein das Herz erkennt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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den Kopf und zog May schnell mit sich fort.
    Während sie dahinschlenderten, hatte er den Arm um ihre Schultern gelegt. Er konnte die Hände nicht von ihr lassen. Als sie an einem Fliedergebüsch vorüberkamen, hielten sie an, um sich zu küssen, und May spürte sein Begehren. Die Zeit der Trennung bewirkte stets, dass ihr Beisammensein umso inniger und leidenschaftlicher war. Er versuchte, sie in Richtung Gebüsch zu ziehen, und sie wehrte sich lachend.
    »Komm, lass uns nach Hause gehen.«
    »Gute Idee.«
    »Ich wünschte, die Saison wäre schon vorbei.«
    »Ist sie ja auch fast. Ihr werdet euch für die Playoffs qualifizieren.«
    »Und danach gewinne ich den Cup. Für dich.«
    »Ich nehme ihn gerne mit nach Hause.« May lachte. Sie dachte an das Gespräch, das sie vorhin mit Kylie gehabt hatte. Sie hatte sich vorsichtig bei ihr erkundigt, ob sie seit dem Abend, als sie krank gewesen war, noch einmal von Natalie geträumt hatte. Kylie war nicht darauf eingegangen, sondern hatte ihr mit einer Gegenfrage geantwortet.
    »Warum spricht Martin nicht mit seinem Vater?«
    »Er ist sehr böse auf ihn«, hatte May ruhig, aber mir schweißnassen Handflächen erwidert, als Kylie selbst die Verbindung herstellte, die Dr. Whitpen in seiner Theorie erwähnt hatte.
    »Manchmal wird er böse auf dich.«
    »Ich weiß, Liebes, aber das ist etwas anderes. Verheiratete Paare sind manchmal wütend aufeinander, und dann vertragen sie sich wieder.«
    »Aber was ist, wenn er auch nicht mehr mit dir spricht? Was ist, wenn er will, dass wir ausziehen?« Kylies Gesicht verzog sich sorgenvoll.
    »Wir lieben uns, Kylie. Ich vertraue ihm und bin sicher, dass er nicht aufhören wird, mit uns zu sprechen, und dass er mit seinem Vater sprechen wird, wenn er so weit ist.«
    »Ich wünschte, ich könnte die beiden wieder zusammenbringen, bevor etwas Schreckliches passiert.«
    »Etwas Schreckliches? Was meinst du damit?« Die Worte ›wieder zusammenbringen‹ hallten in Mays Gedanken nach.
    »Ich weiß nicht.«
    Eine Stunde später, als sie Martin von Toronto zurückerwartete und Kylie draußen spielte, hatte May in Estonia angerufen. Sie wusste nun, dass sich Serge Cartier in Block C, Zelle 62 befand. Dass er jeden zweiten Montag Besuch haben durfte, dass sie keine Besuchserlaubnis brauchte, und dass sie ihm nicht einmal mitteilen musste, dass sie ihn besuchen wollte.
    Jetzt, beim Spaziergang durch den Public Garden hatte May nun das Gefühl, sich in einem Netz von Lügen verfangen zu haben, auch wenn sie ihr noch nicht über die Lippen gekommen waren. Sie wusste, dass sie Martin von dem Anruf erzählen sollte, aber sie brachte es nicht über sich. Sie hätte ihm die Postkarten zeigen, ihm gestehen sollen, dass sie in den Schubladen seiner Kommode gewühlt und ganz hinten einen Umschlag mit Fotos gefunden hatte.
    Dass sie endlich ein Bild von Trisha gesehen hatte, aber nicht auf die atemberaubende Schönheit der Frau vorbereitet gewesen war. Sie wirkte so selbstbewusst in ihrem eng anliegenden ärmellosen Sommerkleid, sah nach Kalifornien, Designermode und Charme aus, alles zur gleichen Zeit. Das Baby auf ihrem Arm zerrte an ihrem tiefen Dekolletee, als versuchte es, an die große, perfekte, halb sichtbare Brust der Mutter zu gelangen.
    Er hat das Bild wegen Natalie aufgehoben, sagte sich May. Er betete seine Tochter an, die Augen und Mund ihrer Mutter geerbt hatte; wie hätte er ein Foto von ihr wegwerfen können? Aber Mays Aufmerksamkeit war immer wieder zu Trisha zurückgekehrt. Zu ihrem verhangenen Blick, den vollen Lippen, der cremigen Haut.
    Es gab noch andere Bilder.
    Von Trisha und Natalie, und viele, auf denen Natalie allein oder mit Martin zu sehen war, und eines mit Serge in einem Ruderboot. Auf der Rückseite stand: »Dad und Nat, Sommer am See.«
    May hatte Martins Handschrift lange betrachtet. Es war das einzige Foto, das er beschriftet hatte: Die Buchstaben waren sorgfältig, präzise und gaben viel über seine wahren Gefühle, seine Liebe preis.
    Kylie war zum Ufer des Weihers gelaufen, um die Enten mit einem Brötchen zu füttern, das sie von zu Hause mitgebracht hatte. Als sie zurückkam, erzählte sie Martin von der Geburtstagsfeier, die sie am vergangenen Samstag besucht hatte. Martin beugte sich zu ihr hinab und hörte aufmerksam zu.
    »Wir haben im Eisstadion gefeiert«, sagte sie. »Ellen Linder kann rückwärts Schlittschuh laufen.«
    »Wirklich?«, sagte Martin. »Wie alt ist sie?«
    »Sieben.«
    »So alt wirst du doch

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