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Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Titel: Was allein das Herz erkennt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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so weit wie es geht zu erhalten.«
    »Er wird wirklich nie wieder Eishockey spielen können?«
    »Nein.«
    »Sind Sie sicher?«
    Teddy zögerte, so lange, dass May ihre Augen trocknete und sie ansah. Die Beleuchtung schmeichelte der älteren Frau, sie sah attraktiv und nachdenklich aus. In ihren Augen spiegelte sich menschliche Wärme und Humor wider, ihre Miene hatte nichts Tragisches.
    »Ich würde niemals das Wort ›nie‹ in Zusammenhang mit Martin Cartier benutzen«, sagte sie. »Als behandelnde Ärztin würde ich ihm abraten, weil es seinen Augen schadet und ich ehrlich gestanden nicht glaube, dass er auf dem Eis genug sehen kann. Aber du hast ihn ja gerade gesehen, und du kennst ihn besser als ich. Er ist aus einem ganz besonderen Holz geschnitzt, dieser Mann.«
    »Ja, das ist er.«
    »William war genauso. Er war Erfinder, und wir haben die ganze Welt bereist, auf der Suche nach neuen Ideen. Überall, wo wir hinkamen, entdeckte er Dinge, für die er sich begeistern konnte. Der Leuchtturm auf der Isle de Ré beispielsweise.« Sie deutete auf das Foto. »Und der da auf Korfu. Und dieses Nachmittagslicht hat ihn auf Block Island in der Bretagne fasziniert. Eines Tages eröffnete ihm der Kardiologe, dass solche Reisen ein Risiko für sein Herz sind, und empfahl ihm, künftig zu Hause zu bleiben.«
    »Hat er sich daran gehalten?«
    Teddy schüttelte den Kopf. »Nein. Als er vom Arztbesuch nach Hause kam, buchte er postwendend eine Kreuzfahrt auf der Queen Elizabeth für uns beide. Einmal quer über den Atlantik und anschließend zwei Wochen im Mittelmeer.«
    »Haben Sie versucht, ihn davon abzuhalten?«
    »Habe ich, aber nicht lange.«
    »Warum?«
    »Weil ich William so liebte, wie er war. Sogar seine halsstarrige, sture Seite.« Sie senkte den Kopf, dann spielte der Anflug eines Lächeln um ihre Lippen. »Zumindest rede ich mir das heute ein. Damals … nun, es war nicht einfach.«
    »Haben Sie ihn auf der Kreuzfahrt begleitet?«
    »Ja.«
    May holte tief Luft. Bei der Heimfahrt würde Martin wegen der Diagnose aufgebracht sein und darauf bestehen, eine zweite fachliche Meinung zu hören, von einem Arzt, der ihm genau das sagte, was er hören wollte.
    »Er möchte unbedingt den Stanley Cup gewinnen«, sagte May. »Mehr als alles in der Welt. Er meint, das braucht er noch zu seinem Glück, aber ich denke –«
    Teddy wartete.
    »Ich denke, dass er gewinnen will, um seinem Vater zu beweisen, was in ihm steckt.«
    »Er wird deine Unterstützung brauchen, wie auch immer. Ich habe schon mit Profisportlern gearbeitet. Das Gefühl des Kontrollverlusts, das für sie mit dem Verlust des Sehvermögens einhergeht, ist schrecklich. Er wird seine gesamte Identität in Frage stellen, also versuche, geduldig zu sein, wenn es geht. Aber vergiss nicht: Er hat keine Zeit zu verlieren. Die Behandlung sollte sofort beginnen.«
    »Ich weiß.« May trocknete ihre Augen.
    »Auf dich wird ein hartes Stück Arbeit zukommen. Aber ich weiß, du schaffst es.«
    »Hatten Sie eine schöne Zeit miteinander?«
    »Entschuldigung? Ich verstehe nicht …«
    »Während der Kreuzfahrt. Die William gebucht hatte …«
    »Er starb während der Überfahrt, meine Liebe«, sagte Teddy leise. »In der dritten Nacht an Bord.«

    *

    Martin war ohne Autoschlüssel aus Teddys Praxis gestürmt und deshalb lehnte er wartend am Wagen, als May kam. Die Nacht war schwül und in der Parkgarage stank es nach Öl und Abgasen. Unten auf der Schnellstraße, die nach Südosten führte, ertönte ein lautes Hupkonzert. Das Fleet Center war nur wenige Blocks entfernt und Martin stellte sich vor, wie sich seine Mannschaft für die Saison rüstete.
    »Tut mit Leid, dass es so lange gedauert hat.«
    »Schon in Ordnung.« Er wartete, bis sie die Tür aufsperrte. Sie waren beide darauf bedacht, sich nicht anzuschauen oder sich versehentlich zu berühren. Als sie auf dem Fahrersitz Platz genommen hatte und losfahren wollte, fiel der Schlüsselbund zu Boden. Sie hob ihn auf, steckte den Schlüssel ins Zündschloss, aber er ließ sich nicht umdrehen. Martin griff zu ihr hinüber und startete den Wagen.
    »Ich bin nervös«, sagte sie.
    »Warum? Um diese Zeit herrscht kaum Verkehr.«
    »Das ist nicht der Grund.« Er hörte, wie ihre Stimme brach.
    Martin schob seinen Sitz zurück und holte eine Baseballkappe heraus, die über der Sichtblende verstaut war. Er setzte sie auf. Abgesehen von dem Spiel der Blue Jays in Toronto hatten sie in diesem Jahr kaum Gelegenheit gehabt,

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