Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Titel: Was allein das Herz erkennt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
Vom Netzwerk:
Baseball zu sehen. Normalerweise pflegte er sich einige Spiele der Montreal Expos anzuschauen und wenn er im Sommer in Boston war, was selten vorkam, ging er ins Stadion, um die Red Sox spielen zu sehen.
    »Weißt du, was mir am Sommer so gut gefällt?«, fragte er.
    »Nein.« Sie bog in den Storrow Drive ein.
    »Baseball und Angeln. Ich denke, von beidem hatten wir in diesem Jahr nicht genug.«
    »Du warst doch einige Male mit Kylie beim Angeln«, sagte sie, sorgfältig darauf bedacht, ihre Stimme im Zaum zu halten. »Und wir haben uns dieses Spiel mit den Gardners angeschaut.«
    »Was ist das schon! Wir sollten jeden Tag bei Morgengrauen aufstehen und auf den See hinausrudern, damit Kylie die Chance hat, endlich den Urgroßvater kennen zu lernen. Auch wenn sie nur die Angel mitsamt dem Köder auswirft, Hallo sagt und ihn wieder vom Haken lässt.«
    »Sie wird noch oft genug Gelegenheit dazu haben. Ich denke im Moment an dich.«
    »Mach dir meinetwegen keine Sorgen. Mir geht es blendend.«
    »Du hast Teddy gehört. Es geht dir nicht blendend.«
    Als sie am Charles River entlangfuhren, kurbelte Martin seine Fensterscheibe herunter. Die Brise kühlte sein Gesicht und er fragte sich, ob die College-Bootsmannschaften bereits für die Saison trainierten. Im letzten Jahr, als er vom Bridal Barn zum Training gefahren war, hatte es ihm großen Spaß gemacht, die Mannschaften von Harvard, MIT und der Boston University auf dem träge dahinfließenden Fluss zu beobachten, wie ihre schlanken weißen Rennruderboote, viele von ihnen Einer, durch das Wasser pflügten.
    »Die Eishockeysaison beginnt –«
    »Die Eishockeysaison ist mir egal!«, rief May aufgebracht.
    »Mir aber nicht!«
    »Jetzt werde ich dir mal etwas sagen!«, schrie May. »Ich mache mir Sorgen um dich. Ich liebe dich. Du hast jetzt die Chance, das Richtige zu tun, dein Augenlicht zu retten. Dein Augenlicht, Martin. Was willst du mir sagen? Dass du rausgehen willst auf das Eis, um über den Haufen gefahren und verletzt zu werden von jedem –«
    »Niemand fährt mich über den Haufen.«
    »Du siehst nichts! Ich weiß, dass du unbedingt spielen willst, Martin, aber du siehst nichts.«
    »Ich habe ein gesundes Auge, das die Arbeit für zwei übernehmen wird«, sagte Martin beharrlich, sich an die Worte von Maurice Pilote klammernd.
    »Hast du nicht zugehört? Teddy sagte, dass dir auch das nichts mehr nutzen wird. Du wirst erblinden …«
    Martin knirschte mit den Zähnen. Erblinden. Er wollte nichts mehr davon hören, ein für allemal.
    »Sei endlich still.«
    »Martin –«
    »Zuerst willst du mich zwingen, mich mit meinem Vater zu versöhnen, und nun soll ich mir auch noch solche Lügenmärchen anhören.«
    »Du kannst nicht einmal zuhören! Der Besuch bei deinem Vater ist nur in deinem eigenen Interesse, aber darum geht es jetzt nicht. Teddy sagt –«
    »Ich bin keiner von diesen Krüppeln mit weißem Krückstock und dunkler Brille, werde nicht den Rest meines Lebens in Dunkelheit verbringen! Glaubst du das? Glaubst du, ich würde so weiterleben wollen? Ich spiele Eishockey und werde verdammt noch mal nicht blind, und damit basta!«
    Er schmetterte die Faust mit solcher Wucht gegen das Armaturenbrett, dass er das Handschuhfach aus den Angeln hob, und brüllte so laut, dass es sogar in seinen eigenen Ohren dröhnte.
    May schluchzte, der Wagen geriet ins Schlingern, fuhr im Zickzack über den Highway. Hupen ertönten. Martins Herz klopfte wie verrückt. Er wäre am liebsten aus dem Wagen gesprungen. Sie fuhren ungefähr hundert, und der Aufprall auf dem Straßenpflaster konnte nicht schlimmer sein als ein Schlag auf den Kopf mit dem Stock eines zentnerschweren Spielers.
    »Fahr rechts rüber und halt an.«
    »Nein, ich werde dich nach Hause fahren.«
    »Blind sein wäre schlimmer als im Gefängnis landen. Ich bin kein Invalide.«
    »Das musst du mir nicht erzählen!«, schrie sie.
    Sie umklammerte das Lenkrad mit beiden Händen, Tränen liefen über ihre Wangen. Er bemerkte sie, als er durch das grelle Scheinwerferlicht blinzelte. Martin streckte die Hand aus und berührte ihre Wange.
    »May.«
    »Ich will nicht, dass du blind wirst«, schluchzte sie.
    »Fahr rechts rüber«, wiederholte er mit zugeschnürter Kehle, übermannt von seinen Gefühlen. »Bitte! Ich möchte dich nur in den Armen halten. Bitte, May. Es tut mir Leid, dass ich dich angebrüllt und erschreckt habe. Ich wollte dir keine Angst machen.«
    *

    »Wir fahren zum See«, sagte Martin am

Weitere Kostenlose Bücher