Was allein das Herz erkennt (German Edition)
Gedanken.« Seine Hände streiften über ihre Schultern und Oberarme, streichelten ihren Rücken, während er ihren Hals küsste. May zitterte unter seiner Berührung. Sein Körper fühlte sich so hart und stark unter den Laken an und sie sehnte sich nach mehr. Sie schmiegte sich an ihn und wusste, dass sie ihr Nachthemd in dieser Nacht nicht mehr tragen würde.
»Ich kann es nicht glauben, dass wir hier sind, zusammen, verheiratet …«
»May Cartier«, sagte er lächelnd und küsste sie. »Oder willst du May Taylor bleiben?«
Sie schüttelte den Kopf, spürte seine Arme, die sie umfingen. »May Cartier. Ich muss mich noch daran gewöhnen. Schließlich war ich ein Leben lang an May Taylor gewöhnt.«
»Und ich möchte mich daran gewöhnen«, sagte er und küsste ihre Kehle, die Grube zwischen ihren Schlüsselbeinen, ihre Brüste. »Mit dir beisammen zu sein.«
Das Kerzenlicht erfüllte den Raum mit Leidenschaft, die loderte und züngelte wie die Flamme. Wer braucht schon hundert Kerzen, dachte May. Eine reicht aus. Genau wie die schlichte Trauung, die eindrucksvoll und feierlich gewesen war. Nun hielt Martin sie umschlungen, während sie sich ihm entgegenwölbte, ihre Arme nach ihm ausstreckte, sein Gesicht berührte.
Sein Gesicht war zärtlich, aber seine Arme umschlossen sie wie Stahlseile. Sein Bauch war flach und hart wie Marmor, und plötzlich dachte sie mit heimlicher Belustigung, dass sie das Privileg hatte zu sehen, was der größte Star der Bruins gewissermaßen unter dem Trikot zu bieten hatte. Sie stützte sich auf einen Ellenbogen, fühlte seinen Bizeps und lächelte, als er die Augen verdrehte. Dann machte sie sich einen Spaß daraus, seinen Arm von unten bis oben zu betasten.
»Der Goldene Vorschlaghammer …« Sie küsste seine Brust. »Jetzt wird mir klar, was damit gemeint ist.«
»May.« Er zitterte unter ihren Lippen, ihrer Zunge.
»Wie bekommt man solche Muskeln? Machst du das ganze Jahr über Krafttraining?«
»Von jetzt an bis September nicht mehr«, lachte er.
Im Kerzenschein sah May seine Narben. Auf dem Kinn, über beiden Augen, an der linken Kopfseite, hinter dem rechten Ohr: sie konnte sich all die fliegenden Pucks und Schläger vorstellen, die seinen gestählten Körper getroffen hatten. Doch die Narben auf seiner Brust sahen anders aus, wie rätselhafte Zeichen: zwei lange senkrechte Linien in der Mitte, und ein x direkt über dem Herzen. Sie hatte gescherzt, aber beim Anblick dieser Narben wurde ihr innerlich eiskalt.
»Wie ist das passiert?«
»Nicht, May.« Seine Augen waren geschlossen.
»Bitte sag es mir, Martin. Sie sehen aus –«
Er gab ihr keine Gelegenheit, den Satz zu beenden. Er rollte sie auf den Rücken und küsste sie leidenschaftlich. Das Begehren, das sich in ihm aufgestaut hatte, loderte auf. Er flüsterte ihren Namen und presste sie an sich wie ein Ertrinkender.
May hielt ihn umschlungen. Sie spürte ihn in sich; ihre Blicke ineinander versunken, bewegten sie sich im gleichen Rhythmus. Jeder Millimeter seines Körpers war hart wie Elfenbein, während sie gleichzeitig miteinander verschmolzen. Sie blickte ihn an, voller Leidenschaft und Vertrauen, ihren frisch gebackenen Ehemann, und sie wusste, dass er es war, nach dem sie sich in all den Jahren gesehnt hatte.
Nicht weil er ein Eishockeystar war oder der stärkste Mann, den sie jemals berührt hatte, sondern weil er Martin war, ihr Mann, der Mann, auf den sie ihr ganzes Leben gewartet hatte.
*
Martin hielt sein Versprechen und brachte Kylie Rudern und Schwimmen bei. Obwohl sie schon im Swimmingpool und im Meer geschwommen war, hatte sie immer Angst vor dem Gras und den Blättern gehabt, die sich auf dem schlammigen Boden der Seen verbargen. Martin erklärte ihr, wie man am einfachsten in den See hineingelangte: Sie sollte über die Holzleiter am Ende des Stegs ins Wasser steigen, so dass sie gar nicht erst mit dem Schlamm in Berührung kam.
May saß im Pavillon und sah ihnen zu. Die Sonne brannte vom Himmel, deshalb hatte sie sich mit Sonnencreme, einem Hemd von Martin und einem großen Hut geschützt. Sie hatte jede Einzelheit ihrer Hochzeit in Skizzen festgehalten, um die Erinnerung für immer zu bewahren. Nun zeichnete sie ihren Mann und ihre Tochter auf dem Steg, in dem alten Ruderboot und beim Schwimmen, während ihre Köpfe in dem blauen Wasser auf und ab hüpften.
»Ich berühre mit dem Zeh irgendetwas Strähniges!«, rief Kylie.
»Das ist nur Gras. Das tut dir nichts«, erwiderte
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