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Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Titel: Was allein das Herz erkennt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Martin.
    »Es fühlt sich unheimlich an, wie Hexenhaare.« Kylie flüchtete sich in Martins Armen. Er trat auf der Stelle und hielt sie über Wasser.
    »Mentale Stärke«, sagte er und sah Kylie in die Augen. »Davon brauchst du noch ein bisschen mehr, genau wie ein Eishockeyspieler. Das bedeutet, dass man sich keine Angst einjagen lassen darf. Sag dir, das ist nur Gras, kein Hexenhaar. Immer wieder. Sag es ruhig laut, damit ich es hören kann.«
    »Das ist nur Gras, kein Hexenhaar. Das ist nur Gras, kein Hexenhaar«, wiederholte Kylie gehorsam.
    May lachte und machte eine Notiz in ihrem Tagebuch, damit sie nie den Tag vergaß, an dem ihr Mann Kylie den besten Rat gab, den ein Profisportler beim NHL-Training erhalten konnte. Ihre Tochter wiederholte die Worte immer wieder, und May sah, wie sie Martin langsam losließ und wieder zurück in den See glitt.
    »Das ist nur Gras, kein Hexenhaar, das ist … Das ist doch HEXENHAAR!«, schrie sie, als ihre Zehen das nächste Mal zottelige Strähnen berührten und sie sich wieder in Martins Arme flüchtete, der in schallendes Gelächter ausbrach.

    *

    Eines Morgens brachen die drei auf, um zu einer Insel im See zu rudern. Es war ein sonniger, wolkenloser Tag und May hatte zum Mittagessen einen Picknickkorb vorbereitet. Sie saß achtern und Kylie auf ihrem Ausguck im Bug, während Martin in der Mitte Platz genommen hatte und ruderte. Die Ruderblätter schienen das Wasser kaum zu berühren. Sie tauchten ein, ohne dass es spritzte, und das Boot glitt mit jedem Schlag vorwärts.
    Hinter jeder Biegung schwammen und dümpelten weiße Seetaucher. Rotwild graste am Ufer und floh beim Anblick des Bootes in die Kiefernwälder. Zwanzig Minuten waren vergangen, dann eine halbe Stunde, aber Martin ruderte unermüdlich weiter. Als die Sonne höher stieg, wurde er langsamer und zog sein Hemd aus. May ließ ihre Finger durch das Wasser gleiten, sah, wie der Schweiß über seine nackte Brust rann, und sehnte sich danach, mit ihm allein zu sein.
    Da Kylie im vorderen Teil des Bootes damit beschäftigt war, Tiere zu beobachten, unterhielten sich Martin und May mit leiser Stimme, flirteten schamlos miteinander. May trug einen blauen Badeanzug und hatte die Träger heruntergestreift, um die Schultern zu bräunen. Ihr Blick kehrte immer wieder zu den rätselhaften Narben auf seiner Brust zurück, verborgen in seinen gelockten Haaren, aber er war so attraktiv und sexy, dass sie kaum darauf achtete.
    »Hättest du dir jemals träumen lassen, deine Flitterwochen mit einer Sechsjährigen im Schlepptau zu verbringen?«, sagte May neckend.
    »Das macht die ganze Sache doch erst interessant«, erwiderte Martin und warf May einen flammenden Blick zu.
    »Und die Insel! Eine Privatinsel?«, fragte May. »Fahren wir dorthin?«
    » Mon Dieu, May. Du siehst atemberaubend im Badeanzug aus.«
    »Eine Privatinsel …« May legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und stellte sich vor, wie sie die Decken ausbreiteten, sich auszogen, sich liebten …
    »Ein Fisch!« Kylie war so aufgeregt, dass sie aufsprang und beinahe ins Wasser gefallen wäre. »Ein riesig großer Fisch! Schaut doch, Mommy, Da –« Sie brach ab, bevor sie ›Daddy‹ hinzufügen konnte.
    »Setz dich wieder hin, Liebes!«, rief May.
    »Wir befinden uns direkt über dem alten Forellen-Schlupfwinkel«, sagte Martin. »Dort lebt der Urgroßvater des Sees. Und das da sind seine Soldaten.«
    »Eine Forellenarmee?«, fragte Kylie.
    »Ja. Angeführt von der größten Regenbogenforelle, die man je gesehen hat. Ein richtiger Methusalem. Ray und ich haben unser ganzes Leben lang versucht, ihn zu fangen.«
    »Ihr habt ihn nie erwischt?«
    »Doch, ein Mal. Aber er ist uns wieder entwischt.«
    »Mir würde er nicht entwischen.« Kylie spähte in das dunkle stille Wasser.
    »Irgendwann nehme ich dich zum Fischen mit, morgens. Aber du musst früh aufstehen. Noch bevor die Sonne aufgeht.«
    »Kein Problem, ich bin bereit«, sagte Kylie. Doch dann wurde ihre Aufmerksamkeit von einem Schwarzbären am Ufer abgelenkt, der Beeren fraß. Zwei Bärenjunge tauchten aus dem Gestrüpp auf. Kylie schrie auf, deutete in ihre Richtung, und Martin legte den Arm um sie, um ihr zu zeigen, dass sie sicher war. May blickte auf seine nackten Arme, seine breiten Schultern, und dachte an die letzte Nacht.
    Aber ihre Gefühle gingen weit über das Körperliche hinaus: Sie liebte Martin wegen der Art, wie er mit Kylie sprach, wie er es genoss, mit ihr zu spielen. Es

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