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Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Titel: Was allein das Herz erkennt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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gefiel ihr, dass sie zu einer richtigen Familie zusammenwuchsen. Als sie die Insel endlich erreichten, waren Martin und Kylie ausgehungert. May packte den Picknickkorb aus und versuchte zu essen, aber sie brachte vor lauter Glück keinen Bissen herunter. Sie begnügte sich damit, sich zurückzulehnen, die Sonne auf ihrem Gesicht zu spüren und sich zu wünschen, dass ihre Flitterwochen niemals enden mochten.
    Auf dem Rückweg, als die Sonne hinter dem nördlichen Kamm des Berges unterging, wurde die Luft kühl. May und Kylie hatten mehr Sonne bekommen, als sie gewöhnt waren, und so schlief Kylie auf dem Boden des Bootes, während Martin nach Hause ruderte.
    »Soll ich eine Weile rudern?«, fragte May.
    Martin schüttelte nur lächelnd den Kopf.
    »Glaubst du, das kann ich nicht?«
    »Du kannst es, aber du musst nicht. Ich möchte dich beschützen und umsorgen, May. Ist das schlimm?«
    »Nein.« Sie spürte einen Kloß im Hals und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Es war ein langer Tag gewesen und sie war müde, aber ihre Gefühle waren tief und komplizierter als das.
    »Was ist?« Er streckte das Bein aus und berührte ihren Zeh mit seinem Zeh.
    »Es ist lange her, dass ich das Gefühl hatte …« Nun liefen die Tränen über ihre Wangen. »Mein Vater hat mich umsorgt. Er war mein Ein und Alles – für uns beide, meine Mutter und mich. Seit seinem Tod gab es niemanden mehr, der mich wirklich umsorgt hat.«
    »Nicht einmal Kylies Vater?«, fragte Martin leise.
    »Der am allerwenigsten. Er wollte nichts mit uns zu tun haben.«
    »Er ist ein Narr.«
    May nickte und wischte sich über die Augen, als sie ihre Tochter betrachtete, die auf dem Boden des Bootes schlief. Auf einem Stapel Pullover zusammengerollt, lag sie reglos da. »Er weiß nicht, was er verpasst«, flüsterte May.
    »Wo ist er jetzt?«
    »In Boston. Die Unterhaltszahlungen kommen per Scheck, direkt aus seiner Anwaltsfirma. Nie ein persönliches Wort oder ein Anruf.«
    »Manche Väter haben den Namen nicht verdient.« Martin blickte Kylie liebevoll an.
    »Meinst du damit deinen eigenen Vater?«
    Martin nickte, während er weiter ruderte. »Er war nicht immer so. Früher war er der beste Vater, den man sich nur wünschen konnte. Er hat mir auf dem See Angeln und Schlittschuhlaufen beigebracht. Und Rudern, in diesem Boot. Aber dann zählten Ruhm und Reichtum plötzlich mehr und waren wichtiger als meine Mutter und ich.«
    »In gewisser Hinsicht kann das noch schmerzlicher sein.«
    »Wie meinst du das?« Die Ruder plätscherten leise an der Oberfläche des Wassers.
    »Wenn man jemanden so sehr liebt und dann verliert.« May sprach aus Erfahrung, sie hatte schließlich ihren eigenen Vater verloren.
    »Wir haben ihn nicht verloren. Er hat uns verlassen , im Stich gelassen. Es war seine freie Entscheidung. Nicht alle Menschen, denen wir im Leben begegnen, haben edle Motive.«
    »Martin.« Sie betrachtete die Narben auf seiner Brust. »Wie ist das passiert? Hat es mit deinem Vater zu tun?«
    »Bitte, May. Der Tag war wunderbar, verdirb ihn nicht.« Er runzelte die Stirn, als er nach seinem Hemd griff und es anzog. »Die Geschichte hat in diesem Boot nichts zu suchen, hat nichts mit Kylie und dir zu tun. In Ordnung, May? Lass die Vergangenheit ruhen.«
    Die Wärme war aus seinen Augen gewichen und er begann, härter zu rudern, um sie so schnell wie möglich nach Hause zu bringen.
    *

    An den beiden darauf folgenden Morgen herrschte ein leichtes Unbehagen zwischen ihnen, wenn sie aufwachten. Ihre Leidenschaft war gleichwohl ungebrochen und obwohl May hoffte, dass sich Martin ihr endlich anvertrauen möge, stand er in aller Frühe auf, um sein Lauftraining zu absolvieren. Danach schlug er ihr vor auszuschlafen und nahm Kylie zum Fischen mit: Sie wollten versuchen, die Urgroßvater-Forelle zu fangen. Sie lag im Bett und hörte zu, wie die beiden sich zum Aufbruch bereitmachten. Kylie war so aufgeregt, dass sie ununterbrochen redete.
    May war dankbar für die wachsende Bindung zwischen ihrem Mann und ihrer Tochter, hatte aber das Gefühl, dass Martin sie benutzte, um nicht zu viel Zeit mit ihr allein zu verbringen. Mit einer Sechsjährigen angeln zu gehen war einfacher, als sich ihrer Mutter zu offenbaren. Kylie war für ihren Teil vorsichtig: Sie hatte Martin bisher noch nicht ›Daddy‹ genannt.
    Nach einem ausgiebigen Bad und zwei Tassen Kaffee unternahm May einen Inspektionsgang durch das Haus. Sie hatte Natalies Puppe seit der Hochzeit nicht mehr gesehen

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