Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was am See geschah

Was am See geschah

Titel: Was am See geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
Vom Netzwerk:
hatten auf jede nur erdenkliche Weise an diesem Alibi herumgepfuscht; immer wieder vernahm man die vier Kinder und stellte ihre Aussagen in Zweifel, weil sie ja schließlich nur zehn oder dreizehn waren. Doch sie erinnerten sich alle, weil eines der Kinder am nächsten Tag ins Krankenhaus gekommen war und Boy ihre Fahrräder repariert und nichts dafür verlangt hatte. Boy Chalmers war bei den Kindern beliebt; das allein verriet Sam schon etwas über ihn.
    Hätte man ein Zehntel der Mühe, die man auf den Versuch verwandte, Boys Alibi zu ruinieren, dahingehend investiert, die Wahrheit über Carl Butts herauszufinden, dann wäre schon viel gewonnen, dachte Sam. Gehörnte Ehemänner waren ziemlich verdächtig. Die Polizei von Meridian hatte die Lkw-Raststätte überprüft, aber ohne großen Eifer; schließlich war die Raststätte Highway in the Skyway ihr eigenes Stammlokal, und sie wollten ihren Freunden dort nicht auf die Nerven gehen.
    Sedgewick war gar nicht begeistert, als Sam sich in die Butts-Geschichte einmischte: es sei nicht Sams Fall, und es täte ihm leid, wenn Boy Chalmers Sam DeGheyn so becirct habe, daß es dem schier die Hose auszog (Sam kaute nur weiter seinen Kaugummi), er solle bloß endlich den Gerichtsbezirk Elton County verlassen, verdammt noch mal! Tony Perry mochte ja zur Hälfte ihm gehören, aber Loreen Butts war ganz und gar Elton County. Sedgewick sprach, als stritten sie sich um ihre Begleitung für einen Abschlußball.
    Also hatte Sam über drei Monate gewartet, ehe er den Sheriff von Elton County erneut ansprach, in der Hoffnung, daß er seinen gewaltigen Ärger von damals vergessen hatte.
    Sam war im Büro des Sheriffs in Hebrides vorbeigekommen, um Sedgewick zum Mittagessen ins Speiselokal Stop-light einzuladen, einem beliebten kleinen Restaurant an einer Kreuzung am anderen Ende von Hebrides, von dem Sam wußte, daß Sedgewick es mochte. Er war in eine Kellnerin verschossen, die Tater genannt wurde, ein Spitzname, der ihr vom »One potato, two potatoes«-Spiel geblieben war, bei dem Tater als Kind besonderes Geschick gezeigt hatte.
    Sam hatte absichtlich nicht seine Uniform angezogen, sondern trug Jeans, eine wattierte Jägerjacke mit einem karierten Holzfällerhemd darunter und eine Kappe mit Krempe. Er verabscheute die Jagd; Sedgewick liebte sie. Die Pirsch auf Wild lag Sedgewick um einiges mehr als die auf Menschen, er hatte mehr Geduld dabei und größeren Respekt für die Intelligenz derer, die er jagte. Menschen konnten ihm keine Tricks mehr beibringen, sagte er oft zu Sam. Er war ein großartiger Jäger, aber ein schludriger Polizist.
    Glücklicherweise verfolgte er keine eigennützigen Zwecke, hatte keine beruflichen Ambitionen, sonst wäre er durch Sams beiläufig geäußerten Wunsch, sich mal mit Carl Butts zu unterhalten, mißtrauischer geworden.
    Die Bitte wurde beim dritten künstlich bereiften Krug Coors ausgesprochen, und Sedgewick war durch die sich wiegenden Hüften seiner Kellnerin Tater mit dem hennarot gefärbten Haar stark in Anspruch genommen. Sam sagte, er wolle sich nur hinsichtlich des Charakters von Loreen Butts noch mal vergewissern, weiter nichts. Reine Neugier, nichts Amtliches. Sedgewick entgegnete, daß es das eben gerade nicht sei, aber er könne sich ja mal mit Carl Butts unterhalten, allerdings nicht, wenn er den armen Mann schikanieren wolle. Boy Chalmers sei im Kreisgefängnis. Berufung abgelehnt; Fall abgeschlossen und tadellos zu Ende gebracht. Sie erörterten die beiden Morde eher nebenbei, denn der Sheriff mußte seine Aufmerksamkeit auf Bier und Tater verteilen; immer wieder griff er nach ihrem Schenkel, knurrte und guckte lüstern, wenn sie kichernd vorbeikam. Sedgewick war ein Lüstling; Sam fragte sich sogar, ob das Gerede über Sedgewick und Tony Perry etwas damit zu tun gehabt hatte, daß der Sheriff so übereifrig versuchte, für diesen ersten Mord einen Täter aufzutreiben.
    Jetzt war der Sheriff recht zufrieden, so daß er sogar einen Schritt weiter ging und Sam zuvorkommenderweise erzählte, daß Butts wahrscheinlich zu Hause sei, an diesem Morgen habe er ihn nämlich in der Stadt gesehen. Vier Tage lang fuhr er seinen Schlepper, drei hatte er frei.
    »Und schikanieren Sie mir den Mann bloß nicht - hat eh schon genug Kummer und Sorgen.«
    Das einzige, von dem Carl Butts genug hatte, soweit Sam das sehen konnte, waren Bier und Whisky - drei Kästen mit Riesendosen Budweiser und eine Zweiliterflasche Jack Daniel’s.
    Sam klopfte an die

Weitere Kostenlose Bücher